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Warum die Berichterstattung über Unternehmen so wichtig ist

Foto: Frank Pieth
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. Die Unternehmen sind der Motor der Wirtschaft. Sie stellen die Produkte her oder bieten die Dienstleistungen an, die die Menschen benötigen. Sie sind wichtige Steuerzahler. Ihre Bedeutung lässt sich sehr schnell am Gewerbeaufkommen in manchen Kommunen erkennen. Schließlich bieten sie Arbeits- und Ausbildungsplätze an, die es den Menschen erst ermöglichen, ein Einkommen zu erzielen und ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Dementsprechend groß ist das Interesse, über die Entwicklung der Unternehmen zu lesen.

Leichter wird die Arbeit für Wirtschaftsjournalisten, wenn das Unternehmen eine an der Börse notierte Aktiengesellschaft ist. Dann müssen sie diese Publizitätspflichten erfüllen. Die strengsten gibt es dabei im Deutschen Aktienindex Dax. Das bedeutet für ein Unternehmen wie Daimler, jedes Quartal einen Bericht zu veröffentlichen, in dem detaillierte Zahlen zur Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und der Kapitalflussrechnung enthalten sind. Ein Wirtschaftsjournalist sollte diese Kennzahlen verstehen und interpretieren können. Gleichwohl bieten die Rechnungslegungsvorschriften viele legale Gestaltungsmöglichkeiten, die auch vom Journalisten praktisch nicht ermittelt werden können. Nicht von ungefähr kennt man auch im Volksmund den geflügelten Satz: Das Unternehmen rechnet sich arm – natürlich um Steuern zu sparen.

Bei anderen Rechtsformen wie GmbH, GmbH & Co. KG sowie bei den Personengesellschaften sind die Publizitätspflichten deutlich kleiner. Manche Unternehmen machen nie ein Pressegespräch, berichten oft nur das Nötigste über die geschäftliche Entwicklung. Selbst eine Umsatzzahl zu erfahren, wird manchmal schwierig.

Das Handelsregister, die Insolvenzbekanntmachungen sowie besonders der Bundesanzeiger sind für Wirtschaftsredakteure eine Hilfe, um sich dem Zahlenwerk von Unternehmen zu nähern. Viele Firmen reizen die Publizitätspflicht im Bundesanzeiger jedoch bis zum Äußersten aus. Das heißt, die Zahlen sind bisweilen veraltet und damit nicht mehr aussagekräftig. Ein aktuelles, realistisches Bild des Unternehmens zu erstellen, wird somit ziemlich erschwert.

Um zu verstehen, wie ein Unternehmen tickt, welche Faktoren die geschäftliche Entwicklung beeinflussen, bedarf es eines regelmäßigen Kontaktes über eine längere Zeit. Dies wird umso wichtiger, je größer das Unternehmen ist, je breiter es aufgestellt ist und je stärker es international aktiv ist. Aufgrund der großen Zahl der Unternehmen zwischen Stuttgart und dem Bodensee, ist dies für ein kleines Team jedoch nicht leicht. Darüber hinaus stehen ja wirtschaftspolitische, konjunkturelle, verbraucherorientierte Themen und die Börsen täglich auf dem Programm. Auch der Besuch von wichtigen Messen gehört zu den Aufgaben.

Mit den meisten Unternehmen in der Region pflegen wir trotzdem eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit. Der regelmäßige Austausch muss dabei nicht immer in eine Berichterstattung münden. Er hilft aber gerade in schwierigen Zeiten, eine Situation besser einzuschätzen und abzuwägen, wann der beste Zeitpunkt für einen Bericht ist. Wirtschaftsjournalisten begleiten Unternehmen in guten wie in schlechten Zeiten.

Es gibt allerdings einige Unternehmen, die erinnern sich erst dann wieder an die Zeitung, wenn sie Stellen besetzen wollen, wenn sie einen für sie wichtigen Preis gewonnen haben oder wenn ein Spatenstich oder das Richtfest im Rahmen eines Ausbaus ansteht. Das ist für uns zu wenig. Die Schwierigkeiten, für manche Positionen Experten zu finden, lässt manchen Geschäftsführer umdenken und öffnet uns den Blick ins Unternehmen.

Unabhängig, fair und kritisch über Unternehmen, Branchen und Volkswirtschaften zu berichten, ist die oberste Devise eines Wirtschaftsjournalisten. Wir machen keine Hofberichterstattung, wir schreiben die Dinge aber auch nicht schlechter, als sie sind. Wir berichten gerne über relevante Produktinnovationen Wir versuchen allerdings auch, Missstände lückenlos aufzudecken. Dabei erhalten wir oft Informationen von Mitarbeitern, Gewerkschaften oder Betriebsräten, was dann häufig ein Zeichen ist, dass in der Kommunikationsstruktur des Unternehmens etwas nicht stimmt. (GEA)

DIE KAMPAGNE

Mit der Kampagne »Journalismus zeigt Gesicht« wollen die baden-württembergischen Zeitungsverlage auf die Bedeutung des Journalismus hinweisen und die Arbeit der Journalisten transparent machen. In der Serie beschreiben wir, wie der Alltag in der GEA-Redaktion aussieht, und erklären, nach welchen Kriterien wir arbeiten. (GEA)