REUTLINGEN. Ganz in Weiß präsentieren sich die japanischen Schnurbäume an der Reutlinger Stadthalle seit einigen Tagen. »Warum ist das so? Steht eine besondere Veranstaltung in der Stadthalle an? Gibt es vielleicht eine Hochzeitsmesse dort?«, könnten sich so manche fragen, die an der Stadthalle vorbeikommen. GEA-Leser wollten jedenfalls wissen: »Was soll der weiße Anstrich?«
»Die Bäume an der Stadthalle tragen jetzt spezielle Langzeitschutzfarbe zur Verringerung und Vermeidung von thermischen Rindenschäden«, antwortet Georg Frey, bei der Stadtverwaltung verantwortlich für die Reutlinger Grünflächen und Fachmann eben für die japanischen Schnurbäume an der Stadthalle. Er erklärt: »Mit thermischen Rindenschäden sind die Schäden gemeint, die sich die Schnurbäume zuziehen können durch Frost im Winter und Sonneneinstrahlung im Sommer.« Demnach können Bäume eine Art Sonnenbrand bekommen: »Wir haben das beispielsweise erlebt bei einigen Buchen hier in Reutlingen. Deren Rinde war noch jung, bekam sichtbare Schäden durch die Sonneneinstrahlung, und dann können Pilze eindringen und die Bäume nachhaltig schädigen.«
Auch Bäume können Sonnenbrand bekommen
Im Winter bedrohe dagegen Frost die Rinde der Bäume. Diese könne wegbrechen und der Baum so seinen natürlichen Schutz verlieren. »Das nennen wir dann Frostriss. Deshalb bekommen in Reutlingen normalerweise alle Bäume, die neu angepflanzt werden, so einen weißen Anstrich«, so Frey. Dieser heißt in der Fachsprache Stammschutzfarbe.
Im Obstbau sei dieser Schutz schon lange bekannt. Weshalb die japanischen Schnurbäume, die ja weder Obstbäume noch Neuanpflanzungen sind, diesen frischen Anstrich bekommen haben, begründet der Leiter der Abteilung Grünflächen und Umwelt damit, dass alle etwa 80 Schnurbäume rund um die Stadthalle quasi ein neues »Outfit« bekommen haben: »Wir haben jetzt einen etwa zwölf Zentimeter hohen Schutz um die Baumstämme installiert, damit beispielsweise keine Autos an den Bäumen entlang streifen. Durch die vielen Veranstaltungen rund um die Stadthalle, rangieren da immer wieder Fahrzeuge«, erläutert Frey. Auch seien die Bambusmatten rund um die Stämme entfernt und durch den Anstrich ersetzt worden.
Farbe wächst mit und verwittert nach einigen Jahren
Der weiße Anstrich sei eine einmalige Sache und werde in den kommenden Jahren durch die natürliche Rindenerneuerung verschwinden. Die Farbe wachse mit, verwittere immer mehr und verschwinde schließlich komplett. In dieser Zeit gewöhnen sich laut Frey die Bäume an die Sonneneinstrahlung und benötigen danach keinen erneuten Anstrich. Als Beispiel, wie schnell das gehen kann, nennt Georg Frey die Zierkirschen an der Nikolaikirche: »Die waren nach zwei bis drei Jahren nicht mehr weiß.«
Generell gehe es den Schnurbäumen, die nach ihrer Neuanpflanzung zu den botanischen Sorgenkindern Reutlingens gehörten, mehrheitlich gut: »Wir haben zwar noch zwei bis drei Bäume, die spezielle Zuwendung und Pflege benötigen, aber die Mehrheit entwickelt sich prächtig.« Die Schutzfarbe soll dazu beitragen die Baumgesundheit zu erhalten. (GEA)
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