REUTLINGEN. Der Chef persönlich zeigt, wie schon heute eine App für Appetit sorgt. Michael Sapper, Franchise-Nehmer der Filiale am Heilbrunnen und der McDonald's Niederlassungen in Pfullingen und Metzingen, greift zu seinem iPhone. Die App mit dem gelben M ortet ihn, und schlägt das nächstgelegene Restaurant vor. Jetzt stellt sich Sapper mit einigen Fingertipps seinen Wunsch-Cheeseburger zusammen, bezahlt mit Kreditkarte. »Sobald ich mich dem Restaurant nähere, bekommt die Küche einen Auftrag. Das läuft über Bluetooth. Dann muss der Kunde nur noch seine Tischnummer eingeben, und wird bedient«, beschreibt der Unternehmer wie aus vielen Bits und Bytes letztlich ein Burger wird. Den Reutlinger Kunden gefällt das offenbar.
»Wir haben einen hohen Anteil von Teens und Twens«, verrät Sapper vor der 2016 eröffneten Filiale an einer der verkehrsreichsten Straßen Reutlingens. Das liegt nicht nur an der App, sondern auch an den Bestell-Bildschirmen im Restaurant. Schlangestehen war gestern, Selbstbestellen ist die Gegenwart. »45 Prozent der Gäste ordern an den Terminals«, sagt Catharina Jacobsen als McDonald's Pressesprecherin der Region Süd. Michael Sapper redet gerne noch mehr über das, was er »Restaurant der Zukunft« nennt.
»Wir waren zur Eröffnung 2016 der modernste McDonald's Deutschlands«, meint der Tübinger, der passend zur Aussage eine Apple-Watch am Handgelenk trägt, und einen voll digitalen Eindruck macht. Voll auf der Höhe der Zeit ist auch das Erscheinungsbild des Betongebäudes mit einer nach Holz aussehenden Aluminiumfassade sowie reichlich Raum. Die Immobilie gehört McDonalds, sagt der Franchise-Nehmer. Innen gibt es 84 Tische mit 126 Plätzen, draußen warten weitere 130 Sitzgelegenheiten auf die Kundschaft. Die Kleinen lockt ein Spielplatz mit Rutsche, während sich die Großen über viele kostenlose Parkplätze oder den Drive-In freuen. Verkehrsgünstige Lage und eine attraktive Ausstattung - »das Gesamtpaket stimmt«, meint Sapper. Für den stimmigen Geschmack sorgt die Küche, und wieder wird's voll digital.
Auf zwei je sechs Meter langen Produktionslinien in der Mitte wird alles zubereitet. Zu sehen sind Bildschirme für die Bestellungen, grüne und rote Kontrollichter der diversen Maschinen. Ständig piept es irgendwo, und dazwischen laufen die Mitarbeiter zügig auf und ab. Links und rechts stehen mehrere Grillstellen, die die Rindfleisch-Patties wie ein Waffeleisen in die Zange nehmen, sowie Fritteusen. Die Klimatisierung des Raumes funktioniert tadellos, nirgendwo müffelt es unangenehm. Peinlichst achten alle auf Sauberkeit und vorschriftsgemäße Zubereitung.
Über den Produktionslinien hängen Schaubilder, die die vorgeschriebenen Schichten von Burgern klipp und klar zeigen. Freilich hat die Kundschaft via App oder an den Bestellterminals sowie selbstverständlich auch bei einer Bestellung von Mensch zu Mensch die Wahl, was auf den Burger kommt. Abwechslungsreich ist je nach Jahreszeit die Speisekarte aufgebaut. »Alle sechs bis acht Wochen gibt es Aktionen. Im Winter etwa den Big Rösti, und manchmal kommen auch Neuentwicklungen«, erklärt Pressesprecherin Catharina Jacobsen. Ganz gleich, was bestellt wird: die Uhr tickt bei der Zubereitung.
Schnelligkeit ist Pflicht, denn der Gast ist ungeduldig. So schauen die Mitarbeiter in der Küche ständig auf die Bildschirme, um ja keine eingehende Bestellung zu verpassen. Wenn dann der Laden voll ist, wird die ganze Geschwindigkeit der Systemgastronomie nach amerikanischem Muster deutlich. Restaurantmanager Volkan Tutkun beschreibt das Rennen vom Start bis zu einen Hamburger: Erst ein Bun-Brötchen in den Toaster, dann die Schachtel oder das Verpackungspapier hinlegen, garnieren mit den Beilagen und schließlich den warmgehaltenen Fleisch-Rundling drauflegen. »Jedes Pattie muss nach Vorgabe gegrillt werden, es soll überall gleich schmecken«, bemerkt Tutkun. Wahnsinn, wie schnell so ein Burger fertig ist.
Muss er auch sein, denn am Heilbrunnen gehen hohe Stückzahlen über den Tresen. »Im März waren es 12000 Cheeseburger«, verrät Michael Sapper. Den stärksten Publikumsverkehr verbucht die Filiale an Samstagen, »da haben wir doppelten Umsatz, also brauche ich auch doppeltes Personal«, sagt der Chef. Nebenbei bemerkt er auch, dass der entstehende Müll zu 90 Prozent recycelt werde, und McDonald's sich sowohl bei Lieferanten als auch in der Produktion um Nachhaltigkeit bemühe. Wie das konkret aussieht, zeigt Restaurantmanager Volkan Tutkun im Keller.
Statt kistenweise Cola oder Limonade durch die Lande zu transportieren, werden in der Reutlinger Filiale Getränke selbst hergestellt. In Kartons stehen die Konzentrate, für die korrekte Mischung sorgen Maschinen. Daran denkt wohl kaum einer, der oben im Restaurant zum Pappbecher greift. Ebenso unsichtbar sind die Tiefkühlräume, in denen knackige minus 18 Grad Celsius herrschen. Was bleibt, ist der Eindruck einer perfekt durchorganisierten Filiale. (GEA)