REUTLINGEN. Der Reutlinger Schwörtag der Moderne ist gemeinsam mit den Esslinger und Ulmer Pendants Unesco-Kulturerbe. Rund um das traditionelle Schwörzeremoniell am Sonntag, 14. Juli, rankt sich in Reutlingen auch in diesem Jahr wieder ein abwechslungsreiches Wochenend-Programm.
- Hintergrund
In der Reichsstadt Reutlingen war der Schwörtag vom 14. Jahrhundert bis zum Jahr 1802 das zentrale politische Ereignis und zugleich ein allgemeiner Festtag: »Ein Tag des demokratischen Frohsinns«, wie ihn der Chronist Christoph Friedrich Gayler bezeichnete. Jedes Jahr aufs Neue wurden an diesem Tag einerseits die Bürgermeister der Reichsstadt vorgestellt, gewählt und vereidigt, andererseits die Bürgerschaft auf die neue Regierung eingeschworen wurde. Die Bedeutung des Schwörtags erklärt sich aus der aus dem Jahr 1374 stammenden Verfassung der Reichsstadt.
- Freitag, 12. Juli
Den Schwörtag der Neuzeit feiern die Reutlinger Bürger von Freitag bis Sonntag, 12. bis 14. Juli, zum 18. Mal. Den Auftakt bildet traditionell ein von Geschichtsverein und städtischem Kulturamt veranstalteter Vortragsabend, der den Bogen von der geschichtlichen Rückschau zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen schlägt.
In diesem Jahr wird der ehemalige Hochschulpfarrer und promovierte Erziehungswissenschaftler in der Erwachsenenbildung, Dr. Aribert Rothe aus Erfurt zur Frage »Was schafft den Frieden in der Stadt?« sprechen. Der Vortrag wird im Foyer des Reutlinger Ratsgebäudes ab 19 Uhr gehalten. Der Eintritt ist frei.
- Samstag, 13. Juli
Ganz im Zeichen der musikalischen Unterhaltung steht der Samstagabend. Die Stadtkapelle Musikverein Reutlingen stimmt am Samstag ab 18 Uhr, unter der Leitung ihres Dirigenten Markus Frieß, auf die Veranstaltung ein. Das Repertoire der Stadtkapelle umfasst alle Facetten der Blasmusik, von der modernen Unterhaltungsmusik mit Rock, Pop und Swing, mit Big-Band-Arrangements und Gesangstiteln bis hin zur traditionellen Blasmusik mit Polka und Märschen. Erstmals gibt es um 19.30 Uhr einen Fassanstich mit Oberbürgermeister Thomas Keck. Die Stuttgarter Band The Stereolines sorgt von 20 bis 23 Uhr mit rockigen Hymnen und gefühlvollen Balladen für eine unvergessliche Atmosphäre.
- Sonntag, 14. Juli
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten ist am Sonntag. Los geht es um 9.40 Uhr mit den Turmbläsern, um 10 Uhr beginnt der ökumenische Gottesdienst in der Marienkirche mit Dekan Marcus Keinath und Pfarrer Roland Knäbler. Der anschließende Festzug mit Fahnenträgern, der Stadtkapelle und Gruppen zieht um 11.10 Uhr von der Marienkirche über den Marktplatz zum Schwörhof beim Friedrich-List-Gymnasium.
Hier schließt sich um 11.30 Uhr das Schwörtagszeremoniell mit der Rede und dem Schwörtagseid des Oberbürgermeisters an. Umrahmt wird das Zeremoniell von Auftritten des Fahnenflaigers, der Reutlinger Stadtkapelle, den Schulchören des Friedrich-List-Gymnasiums und dem Reutlinger Liederkranz sowie der Schützengilde Reutlingen.
Die historischen Rituale wie das Fahnenflaigen, das Turmblasen und das Böller- und Salutschießen wurden auf die Neuzeit übertragen. Eine Gebärdensprachedolmetscherin übersetzt das Schwörtagszeremoniell für Menschen mit Hörbehinderung in Gebärdensprache. Für diese Menschen gibt es reservierte Plätze.
Nach dem offiziellen Teil beginnt der unterhaltsame Nachmittag mit dem Blasorchester des Musikvereins Betzingen. Das Repertoire, unter der musikalischen Leitung von Joachim Kromer, reicht von klassischer Musik über traditionelle Blasmusik bis hin zur Bearbeitung moderner Unterhaltungsmusik.
Außerdem präsentiert das Naturtheater Reutlingen musikalische Ausschnitte aus den aktuellen Stücken »Sister Act« und »Hurra, die Olchis kommen!«. Festende ist um 15 Uhr.
Die Jüngsten kommen ab 11.30 Uhr beim Kinderprogramm im Mensahof des Friedrich-List-Gymnasiums auf ihre Kosten. Hier werden Schilde bemalt, mittelalterliche Frisuren frisiert und zusammen mit der Trachten- und Volkstanzgruppe Ohmenhausen Seile gedreht. Für die Bewirtung sorgen Reutlinger Vereine, Bäcker und Metzger sowie die Oberstufe des Friedrich-List-Gymnasiums.
- Mittelalterlicher Markt
Der große mittelalterliche Markt im Volkspark Reutlingen bietet ab Freitag, 12. Juli, von 17 bis 23 Uhr buntes Treiben wie im Mittelalter: Handwerker laden zum Mitmachen ein, Händler bieten ihre Waren feil, Schwertkämpfer, Gaukler, Zauberer und Musiker ziehen die Besucher in ihren Bann und sorgen auch am Samstag, 13. Juli, 11 bis 23 Uhr, und am Sonntag, 14. Juli, 11 bis 17.30 Uhr, für abwechslungsreiche Aktivitäten.
- Verkehr
Die Einfahrt in die Kanzlei-, Kloster- und Deckerstraße diese sowie in die Nürtingerhofstraße ist am Samstag, 13. Juli, während der Zeit von 8 bis etwa 1 Uhr und am Sonntag, 14. Juli, von 9 bis etwa 16.30 Uhr nicht möglich. Die Einfahrt in die Marchtalerhofstraße ist frei. Sie dient der Abfahrt aus der Linden- und Weingärtnerstraße. Wegen der Aufbauarbeiten sind die Parkplätze vor dem Friedrich-List-Gymnasium in der Kanzleistraße ab Freitag, 12. Juli, 7 Uhr, bis einschließlich Sonntag gesperrt, am Samstag und Sonntag außerdem die umliegenden Parkplätze Kanzleistraße. (eg)