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Aktuell Leserfrage

Was kostet Aufräumen nach Silvester in Reutlingen?

Böller-Reste und Party-Überbleibsel: Was kostet das Aufräumen nach Silvester? Wie wirkt sich das Verbot von Feuerwerk in der Innenstadt aus?

So schön private Feuerwerke auch sein mögen: Auf Straßen und Plätzen hinterlassen sie allerlei Müll.
So schön private Feuerwerke auch sein mögen: Auf Straßen und Plätzen hinterlassen sie allerlei Müll. Foto: Steffen Schanz
So schön private Feuerwerke auch sein mögen: Auf Straßen und Plätzen hinterlassen sie allerlei Müll.
Foto: Steffen Schanz

REUTLINGEN. Ein Thema, das alljährlich viele Menschen interessiert und bei dem sich im vergangenen Jahr vielleicht etwas zum Positiven verändert hat: die Kosten für die Aufräumarbeiten nach Silvester. Der GEA leitet diese Leserfrage zunächst weiter an die Stadtverwaltung. Denn zu deren Eigenbetrieben gehören die Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR), die als Entsorgungsfirma unter anderem auch fürs Aufräumen nach all den kleinen privaten Silvesterfeuerwerken in der Nacht des Jahreswechsels zuständig sind. Kann die Stadt dazu ein paar Zahlen nennen?

Für den Müll, den die TBR am Neujahrstag im Kernstadtbereich und vom Scheibengipfel auf der Achalm einsammeln, liefert Sabine Külschbach vom Presseamt der Stadt eine mengenmäßige Einschätzung aufgrund der eingesetzten Fahrzeuge. Da diese nicht gewogen werden, kann sie keine Angaben zum Gewicht machen.

Umfrage (beendet)

Werden Sie an Silvester Feuerwerk einsetzen?

Der Jahreswechsel steht vor der Tür – schon bald wird vielerorts das neue Jahr mit Feuerwerken begrüßt. Das Abfeuern von Böllern und Raketen in der Silvesternacht ist nicht überall erlaubt. Tierschützern ist die Knallerei schon lange ein Graus.

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Kolonne aus sechs Fahrzeugen

Sie zählt auf: Zu den am Neujahrsmorgen eingesetzten Müllautos gehören drei Kleinkehrmaschinen und zwei sogenannte Leichtmüllverdichter, auch »Presswagen« genannt, die jeweils rund vier Kubikmeter Müllaufkommen fassen, sowie ein Kolonnenfahrzeug, das rund eineinhalb Kubikmeter Abfall aufnimmt. Wer das zusammenzählt, kommt auf ein Gesamt-Müllvolumen von etwa 20 Kubikmetern.

Wie viele Mitarbeiter sind mit diesen Abfallfahrzeugen am 1. Januar unterwegs? An Personal sind bei den TBR am Neujahrsmorgen ein Vorarbeiter von der Stadtreinigung, dazu drei Fahrer und zehn Straßenreiniger im Dienst, hat Sabine Külschbach dazu in Erfahrung gebracht.

Wann geht das große Aufräumen nach der Knallerei los und wie viele Stunden dauern die Aufräumarbeiten nach der Silvesternacht, wollen GEA-Leser weiter wissen. Vom zeitlichen Umfang her gilt laut Dirk Kurzschenkel, dem Betriebsleiter der TBR, an den das Presseamt die Fragen weitergeleitet hat, Folgendes: »Der Beginn der Silvesterreinigung ist immer am 1. Januar um 4 Uhr und dauert in der Regel zirka sechs Stunden.« Die Reinigung erfolge sowohl maschinell als auch manuell. Dank der Kehrmaschinen und Mitarbeiter sollten also gegen 10 Uhr vormittags Straßen, Plätze und Gehwege, Parks und andere öffentlich zugänglichen Grünflächen wieder frei von Böller- und Raketenüberbleibseln, Flaschen, Scherben sowie sonstigen Party-Hinterlassenschaften sein.

Mehrkosten durch Knallkörper?

Wenn Angestellte der Stadt an einem Feiertag im Einsatz sind, machen sie das wohl kaum ehrenamtlich. Wie viel Geld kostet das die Kommune? »Die Kosten für die Reinigung nach der Silvesternacht belaufen sich auf zwischen 6.000 und 6.500 Euro«, teilt Kurzschenkel mit. Dieser Betrag setze sich aus Personal- und Fahrzeugkosten zusammen.

Sind die Ausgaben damit höher als an einem normalen Straßenreinigungstag? Wenn ja, wie viel mehr im Vergleich? Das verneint der zuständige Betriebsleiter: Da es sich bei der Silvesternachtreinigung um eine Feiertagsreinigung handelt, ist der Personaleinsatz gegenüber einer regulären Reinigung in einer Arbeitswoche sogar etwas reduziert. »Statt, wie sonst üblich, mit 40 Personen für acht Stunden, sind dann nur 14 Personen für sechs Stunden im Einsatz«, erläutert Dirk Kurzschenkel dazu. Das Personal setze sich wie oben von Külschbach angegeben zusammen.

Knallerei hat sich nur verlagert

Dadurch, dass für den Jahreswechsel 2023/24 erstmals ein Böllerverbot für die Reutlinger Innenstadt ausgesprochen wurde, könnte sich das Silvestermüllaufkommen dort reduziert haben. Es mag dort am vergangenen Silvester zwar in der Tat weniger geknallt haben, aber Geld gespart hat die Stadt dadurch noch lange nicht. Der TBR -Chef erklärt, weshalb: »Durch das Böllerverbot in der Innenstadt haben sich die Feuerwerksaktivitäten auf den Bürgerpark und Scheibengipfel auf der Achalm verlagert. In diesen Bereichen entsteht deutlich mehr Müll.« Insgesamt seien »deswegen die Kosten leider nicht gesunken«.

Wirkte sich das Innenstadt-Böllerverbot dennoch positiv aus? »Diese Frage können wir aus unserer Sicht nicht beantworten«, teilt Kurzschenkel für die TBR mit. Feuerwehrkomandant Stefan Herrmann sagt auf Nachfrage: »Ich weiß ja nicht, ob es ohne das Böllerverbot zu mehr Bränden gekommen wäre.« Immerhin einen Brand habe es in der vergangenen Silvesternacht im Innenstadtbereich gegeben. Aber der war seiner Erinnerung nach nicht auf Böller zurückzuführen.

OB Keck: Verbot hat sich bewährt

Nach Ansicht von Oberbürgermeister Thomas Keck hat sich dies durchaus bewährt, etwa auf die Sicherheit der Marktplatzbesucher bezogen, aber auch hinsichtlich des Feuerschutzes und aus Tierschutzgründen. Deshalb soll es fortgeschrieben werden, erklärt er auf Nachfrage. Da zu seiner Familie ein Kater gehört, der unter der Knallerei furchtbar leide, und er von den Qualen weiß, die auch Hunde durch die Angewohnheit ihrer Nachbarn, zum Teil bereits Tage vor Silvester wild Knallfrösche und Raketen in die Luft zu jagen, durchleiden, wäre es ihm am Liebsten, die Leute würden das ganz lassen. Aber das lasse sich wohl nicht durchsetzen, sagt er seufzend.

Der OB verweist darauf, dass auch auf den Felden um Reutlingen herum am 1. Januar oft viel Böller-Überreste zurückbleiben – und appelliert diesbezüglich an die Bevölkerung. Denn die Äcker kann die Stadtreinigung nicht freiräumen. In regionalen Nahrungsmitteln haben Schwarzpulver und Co. dennoch nichts verloren, deshalb haben Landwirte und Wiesenbesitzer mehr Arbeit. Dessen sollte sich jeder, der dort sein Kleinfeuerwerk abbrennt, bewusst sein. (GEA)