REUTLINGEN. In der Planie rottet ein Filetstück der Reutlinger Stadtentwicklung vor sich hin: Das 6.000 Quadratmeter große ehemalige Heinzelmann-Areal. Nach dem Auszug des Textilunternehmens von der Stadt erworben, diente es lange als Kulturfabrik. Die »Planie 22« beherbergte unter anderem die zweite Spielstätte des Tonne-Theaters. 2020 verkaufte die Stadt das Areal mit den denkmalgeschützten Gebäuden an die GIEAG Immobilien AG, die das Ensemble für 50 Millionen Euro entwickeln will. Sie überzeugte bei der Konzeptvergabe mit ihrem Entwurf eines bunten Mischgebiets mit Gewerbe, Gastronomie, Co-Working-Spaces und dem Schwerpunkt Wohnen: 87 Wohnungen waren zunächst geplant. Baubeginn sollte 2022 sein.
Seitdem ist Ruhe auf dem abgesperrten Areal eingekehrt. Eingeschlagene Scheiben, Dreck. Ab und an steigen Vandalen ein. Den Rest erledigt der Zahn der Zeit.
»Wir sind in permanentem Austausch mit dem Investor. Ich bin immer noch guter Hoffnung, dass das umgesetzt wird«, kommentierte Wirtschaftsförderer Peter Wilke die Sachlage auf GEA-Anfrage im März. Im April lautete die Rückmeldung aus dem Finanz- und Wirtschaftsdezernat: Die GIEAG unterliege wie alle Projektentwickler »den aktuell sehr schwierigen Rahmenbedingungen des Marktes«. Hohe Zinsen und massiv gestiegene Baukosten führten zu einer großen Zurückhaltung von Investoren. Die Stadtverwaltung stehe im »engen Austausch mit dem Unternehmen, um hierfür Lösungen zu finden«. Die Frage, ob der Rückkauf ein Thema sei, verneinte die Stadt.
»Wir haben weiter Interesse«
Nach einer erneuten aktuellen Anfrage verweist die Stadtverwaltung nun auf den Investor. Bei der GIEAG versichert dann der technische Projektleiter Ingo Elbinger: »Wir haben weiter Interesse.« Und: »Alle Planer sind noch an Bord.« Es tue sich aber in der Tat nichts. Die Finanzierung sei weiter ungeklärt. »Die Banken haben sich zurückgezogen.« Man sei in Gesprächen, um einen neuen Co-Investor zu finden, was sich aber schwierig gestalte. »Wir suchen Möglichkeiten, um zu starten. Dazu brauchen wir aber einen Co-Investor und/oder bessere Bankkonditionen.«
Mögliche Co-Investoren hätten jedoch klare Forderungen. Deren Marschlinie laute: den Wohnungsanteil erhöhen. »Der Büromarkt ist am Boden«, sagt Elbinger. Ein Teil der geplanten Gewerbeflächen soll daher in Wohnraum umgewandelt werden, der sich besser vermarkten lasse. Die Stadt habe sich zu Jahresbeginn bei diesem Thema »bewegt«. Aber dem Co-Investor reiche auch dieses nicht.
»Der Büromarkt ist am Boden«
Laut Elbinger gab es durchaus schon Rückkauf-Überlegungen. »Die Stadt muss dann aber auch jemanden finden, der das macht.« Für die GIEAG habe der Rückkauf aber »nicht die erste Priorität«.
Die familiengeführte Münchner Aktiengesellschaft war zwischendrin in schwerem Wasser unterwegs, eine Restrukturierung half bei der Konsolidierung. Im Januar komme ein neuer Vorstand. Schlagzeilen machte die GIEAG zuletzt mit einem Prozess vorm Stuttgarter Landgericht wegen massiver Baumängel bei einem luxuriösen Immobilienprojekt am Stuttgarter Pragsattel. (GEA)
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