REUTLINGEN/TÜBINGEN. Gerade der vergangene Mittwoch hat mit seinem tückischen Eisregen gezeigt: Der Winter hatte da Reutlingen und die Region fest im Griff. Für die Winterdienste bedeutete diese Wetterlage: stundenlanger Großeinsatz, um Straßen und Gehwege vom spiegelglatten Blitzeis zu befreien. Wie gefährlich das werden kann, zeigten über 200 Auto-Unfälle in der Region Neckar-Alb und überfüllte Notaufnahmen der Krankenhäuser, die an diesem Tag unzählige Knochenbrüche von Sturzopfern zu behandeln hatten.
Doch wie steht es um die Sicherheit auf der wachsenden Zahl der Fahrradwege in und um Reutlingen?, fragten GEA-Leser. Eine Leserin äußerte die Befürchtung, dass die Radwege in der Stadt etwas stiefmütterlich geräumt und gestreut würden.
Fahrradstraßen vor Fahrradwegen
Diese Befürchtung kann Matthias Kuster, stellvertretender Leiter der TBR, auf Nachfrage des GEA zerstreuen: »Wir können 17 sogenannte Kleinfahrzeuge einsetzen, um Gehwege und auch Fahrradwege von Eis und Schnee zu befreien. Die Fahrer haben dabei klare Routen, die sie abfahren.« Priorität hätten dabei die neuen Fahrradstraßen in Reutlingen mit ihren blauen Fahrbahnmarkierungen, erklärt Kuster. Danach seien die anderen, etwas schmaleren Radwege an der Reihe. Dort wo die Fahrradwege direkt an den Autostraßen entlangführten, würden die Großfahrzeuge diese gleich mit abstreuen. »Bei einer Wetterlage, wie zuletzt dem Eisregen, treten wir richtig in Aktion«, betont er.
Dabei sei eine solche Lage für die TBR-Flotte einfacher zu bewältigen als die mit viel Schnee. »Denn bei Eisregen müssen wir nur streuen. Entweder mit Salz oder mit Salzlauge. Bei Schnee muss zusätzlich mit dem Pflug am Fahrzeug und bei Bedarf auch noch per Handschaufel freigeräumt werden«, erläutert Kuster. Es passiere mitunter bei Schneelagen, dass Haushalte den Schnee vor ihrer Tür einfach auf den Radweg schippen würden.
Fußbodenheizung in Tübingen
Schneewetterlagen mit viel Weiß vom Himmel seien in Reutlingen erfahrungsgemäß aber selten. »Wir haben in unserer Stadt häufiger wenig Schnee und viel Matsch«, sagt Matthias Kuster. Auf der Alb sei das ganz anders. Er weist gleichzeitig darauf hin, dass Schneehaufen weder auf Radwege noch auf Straßen geräumt werden sollten.
Was Radwege angeht, kann sich die Stadt Tübingen mit einer einzigartigen Technik brüsten: Gleich zwei neue Fahrradwege verfügen über Fußbodenheizung. Dazu gehört der Radweg über die Steinlach bei der blauen Brücke und die nagelneue Fahrradbrücke in der Nähe des Hauptbahnhofes. Oberbürgermeister Boris Palmer wird nicht müde zu betonen, dass die Investition sich lohne, weil die geheizten Wege nicht gestreut werden müssten und so eine längere Lebensdauer vor sich hätten, weil das Salz nicht an ihrer Substanz nagt.
Verkehrswichtige und gefährliche Strecken zuerst
»Diese Technik ist nicht neu und die Investition lohnt sich wirklich. Auch viele Tiefgaragenauffahrten sind mit solchen Bodenheizungen ausgestattet, die Glatteisbildung verhindern sollen«, weiß Stefan Kraus, Leiter der Kommunalen Servicebetriebe Tübingen und damit verantwortlich für eis- und schneefreie Straßen und Wege in der Unistadt.
Er sagt: »Fahrradstraßen und Radwege werden beim Räumen und Streuen gleichberechtigt berücksichtigt.« Wie bei den Straßen in der Stadt gebe es sogenannte »rote Touren« und »grüne Touren« für den Räumdienst. »Rot werden die Straßen und Wege eingestuft, die verkehrswichtig sind und bei Eis und Schnee gefährlich werden können«, so Kraus. Dazu gehörten beispielsweise Straßen an Schulen und Krankenhäusern und solche mit Gefälle. »Grüne Routen« fährt die Tübinger Streu- und Räumflotte mit elf Groß- und sieben Kleinfahrzeugen ab, wenn die Straßen und Wege entweder verkehrswichtig oder gefährlich sind. (GEA)