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Aktuell Soziales

Türkischer Verein verteilt Geschenke an Pflegeeinrichtungen in Reutlingen

Die soziale Komponente der Fastenzeit fiel in diesem Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer: »Es war Ramadan ohne Geschmack.« Trotzdem hat der türkische Verein Gutes getan

Jüngst haben Serpil Odabasi (von rechts), Mehmet Ali Mortin, Mesut Demirezen und Mehmet Alik Karakaya auch an Eckhard Zieker und
Jüngst haben Serpil Odabasi (von rechts), Mehmet Ali Mortin, Mesut Demirezen und Mehmet Alik Karakaya auch an Eckhard Zieker und Stefan Reckwald stellvertretend für die Pflegekräfte der Reutlinger Kreiskliniken viele Kisten voller gute Gaben übergeben. FOTO: LEISTER
Jüngst haben Serpil Odabasi (von rechts), Mehmet Ali Mortin, Mesut Demirezen und Mehmet Alik Karakaya auch an Eckhard Zieker und Stefan Reckwald stellvertretend für die Pflegekräfte der Reutlinger Kreiskliniken viele Kisten voller gute Gaben übergeben. FOTO: LEISTER

REUTLINGEN. »Die Augen sagen alles, wir haben gesehen, dass sich die Beschenkten gefreut haben«, sagt Mesut Demirezen. Zusammen mit seinen Mitstreitern der Türkischen Gemeinschaftsorganisation »erntete« er jüngst den Dank für Bemühungen, die schon vor fast drei Monaten begonnen hatten. »Wir haben uns überlegt, was wir im Ramadan tun können, um anderen Menschen zu helfen«, so Demirezen. Und dann kam Corona. »Uns war schnell klar, dass wir den Menschen eine Freude machen wollen, die Tag für Tag ihr Leben riskieren.«

Für Muslime sei es selbstverständlich, während des Ramadan anderen Menschen zu helfen, betonen Demirezen und seine Helfer. Sie tun das jedes Jahr während der Fastenzeit – dieses Jahr sei es nicht schwergefallen, die Frage zu klären, wer denn bedacht werden könnte. Die Gedanken der Aktiven gingen schnell in Richtung Pflegeheime und Krankenhaus. Zwei Altenheime haben sie ausgesucht sowie die Anlaufstelle für Demenz und Lebensqualität (Adele) in Orschel-Hagen und eben das Klinikum am Steinenberg. Alle Stationen haben sie vor geraumer Zeit angefahren und viele Kisten voller guter Sachen angeliefert. »Wir wollten den Mitarbeitern was geben, wo sie richtig staunen«, so Mesut Demirezen.

Und da gehörten Blumen einfach dazu. »Als Zeichen, dass wir an sie denken.« Dann noch ein Geschenkartikel, ein Flakon, in dem aber kein Parfum, sondern Desinfektionsmittel drin ist. »Was Frisches musste auch sein, zum Frühstück oder zum Vesper«, sagt Demirezen.

Dazu hatte sich der Verein mit einer Bäckerei in Verbindung gesetzt. Dort wurde gesagt, dass eine Tüte mit belegten Brötchen, Obst und einem süßen Teilchen doch gut wäre. »Nur Brezel oder Weckle wären zu trocken gewesen.« Was Süßes, möglichst Türkisches? Kekse. Und klar, Baklavar gehört auch dazu. Dann noch Mund-Nase-Schutzmasken. Und das alles für fast 400 Personen.

Die ganze Aktion hat einen netten Batzen Geld gekostet und den sechs Aktiven, die sich hauptsächlich um die Organisation gekümmert haben, zwei Wochen lang jede Menge Organisationsarbeit abverlangt. Finanziert hat der Verein die Gaben an Pflegekräfte hauptsächlich über Spenden sowie Rücklagen.

»Wir sagen herzlichen Dank all den Mitarbeitern«, so Mesut Demirezen bei der letzten Station seiner Tour. Hier vor der Küche des Steinenberg-Klinikums werden die meisten Kisten ausgeladen, Stefan Reckwald nimmt sie als Betriebsleiter der Speisenversorgung entgegen – mit Unterstützung von Kliniken-Pressesprecher Eckhard Zieker. Beide bedanken sich herzlich. »Es ist unbezahlbar, was die Menschen hier leisten«, erwidert Demirezen.

Und wie sah die heute zu Ende gehende Fastenzeit bei den 160 türkisch(stämmig)en Vereinsmitgliedern dieses Jahr aus? »Es war Ramadan ohne Geschmack«, antwortet Mesut Demirezen. Ansonsten würden sich die Muslime ja stets gegenseitig einladen, »dieses Jahr ging jeder für sich nach Hause, und es wird wie sonst auch immer zu Abend gegessen«. Ziemlich fad solch eine Fastenzeit. Ohne Freunde, ohne Gemeinschaft, ohne Festcharakter. Schade. (GEA)