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Spinnen-Mythen: Reutlinger Biologe klärt auf

Zwei Spinnenarten sind derzeit in aller Munde: die Nosferatu-Spinne und die Violinspinne. Die erste hat sich enorm in der Region verbreitet, die zweite noch nicht. Über Spinnen werden immer wieder Gerüchte verbreitet. Aber was stimmt tatsächlich und was nicht? Ein Forscher aus Reutlingen räumt mit Irrtümern auf.

Vogelspinnen gehören zu den größten Spinnen, sind aber meistens ungefährlich.
Vogelspinnen gehören zu den größten Spinnen, sind aber meistens ungefährlich. Foto: Roessler/dpa/dpa
Vogelspinnen gehören zu den größten Spinnen, sind aber meistens ungefährlich.
Foto: Roessler/dpa/dpa

REUTLINGEN. Kaum ein anderes Tier löst bei Menschen so starke Gefühle aus wie die Spinne. Dabei sind die Achtbeiner größtenteils ungefährlich. Die Nosferatu- und die Violinspinne haben diesen Sommer für Schlagzeilen gesorgt. Grund genug, einige Irrtümer über Spinnen aufzuklären. Sie krabbeln uns in den Mund, wenn wir schlafen, sie sind giftig und können ihre Eier unter der menschlichen Haut ablegen: Es gibt zahlreiche Mythen, die sich um sie ranken. Mit diesen Vorurteilen und Hirngespinsten räumt der Reutlinger Spinnen-Experte Thomas Floten auf.

Mythos 1: Der Mensch schluckt mehrere Spinnen im Schlaf

Falsch. Wenn aber jemand mit offenem Mund schläft, ist es nicht auszuschließen, dass er eine Spinne oder ein Insekt verschluckt. Spinnen krabbeln nicht gezielt aufs Gesicht. Sobald sie den Atem des Menschen riechen, flüchten sie. Beim Fahrrad- oder Mopedfahren besteht eher die Gefahr Spinnen, die in der Luft herumschweben, zu verschlucken.

Mythos 2: Spinnen legen Eier unter die Menschenhaut

In tropischen Gefilden gibt es Spinnen, die Eier unter die Haut von Säugetieren legen. Die Körpertemperatur dieser Tiere eignet sich nämlich für das Ausbrüten. Wenn die Eier unter die Haut gelegt werden, bildet sich eine Wunde auf der Hautoberfläche. Sie platzt, sobald die Jungen schlüpfen und herauskrabbeln. Dann verwächst alles wieder. In tropischen Gegenden könnte es vereinzelnd vorkommen, dass Eier unter die Menschenhaut gelegt werden. Denn auch die Körpertemperatur eines Menschen bietet gute Voraussetzungen für das Ausbrüten. Die Wahrscheinlichkeit, mit so einer Spinne in Berührung zu kommen, ist jedoch extrem gering.

Mythos 3: Die weibliche Spinne tötet das Männlein nach der Paarung

Es gibt tatsächlich Spinnen, die das machen. Ein Beispiel hierfür ist die Schwarze Witwe. Allerdings gilt: Der Lebenszyklus des Männleins bestimmter Spinnenarten ist nach der Paarung sowieso beendet. Die Natur ist schlau. So kommt das Männlein, das sowieso sterben würde, als erstes als Beute infrage. Bei manchen Arten ist es so, dass die Männchen, sofern sie schnell genug sind, noch entkommen können. Die meisten weiblichen Spinnen töten die Männchen aber nicht. In der Regel leben letztere fünf Jahre und die Weibchen zehn Jahre.

Mythos 4: Eine Spinne kann im Staubsauger überleben.

Normalerweise platzt die Spinne im Staubsaugerbeutel. Es ist ein sehr qualvoller Tod, denn bis sie stirbt, kann es Stunden dauern. Dass sie überlebt und herauskrabbelt, passiert in den seltensten Fällen.

Mythos 5: Je größer eine Spinne ist, desto gefährlicher ist sie

Das stimmt überhaupt nicht. Im Gegenteil: Die größte Spinne, die es gibt, ist die Vogelspinne. Die ist eher harmlos. Die meisten giftigen Spinnen sind klein. (GEA)