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Aktuell NS-Zeit

Schüler erinnern an die Pogromnacht in Reutlingen

Aktion vor dem einstigen Schuhgeschäft Rosenrauch: Zehnte Klasse des Albert-Einstein-Gymnasiums gestaltet heute Gedenkveranstaltung in der Marienkirche.

Das Archivbild vom 10.11.1938 zeigt eine jüdische Ladenfront nach der Zerstörung durch Nazis.
Das Archivbild vom 10.11.1938 zeigt eine jüdische Ladenfront nach der Zerstörung durch Nazis. Foto: dpa
Das Archivbild vom 10.11.1938 zeigt eine jüdische Ladenfront nach der Zerstörung durch Nazis.
Foto: dpa

REUTLINGEN. Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums gestalten heute ab 18.30 Uhr in der Marienkirche die Gedenkveranstaltung an die Pogrome vom 9. November 1938. Im Anschluss ist eine Aktion in der Wilhelmstraße vor dem Haus, in dem sich das Schuhgeschäft Rosenrauch befand, geplant. Die Nazis hatten Heinrich Rosenrauchs Inventar an Schuhen auf die Straße geworfen und das Geschäft zerstört. Rosenrauch wurde von den Nazis ins KZ überführt.

»Wir haben viele intensive Gesprächsrunden mit den Schülern geführt, bei denen es darum ging, wie man die Bereitschaft und Offenheit aufbringt, den Ort, an dem man lebt, zu teilen«, sagt Daniel Felder. Der Geschichtslehrer wandelte mit seinen Schülern auf den Spuren der Reutlinger Juden, die der Pogromnacht und der Verfolgung durch die Nazis zum Opfer gefallen sind. Während ihres Schullandheims hatte die Klasse das Konzentrationslager in Buchenwald besucht und dort wertvolle Erkenntnisse gesammelt. »Im Nachhinein habe ich erfahren, dass Verwandte von mir dort gewesen sind. Das machte mich sehr nachdenklich und betroffen«, sagt die Schülerin Sofia.

Die zehnte Klasse stellt mithilfe der Schuhe, die sie von Mitschülern, Eltern und Freunden bekommen hat, die Situation aus der NS-Zeit symbolisch nach. Im Anschluss an die Aktion werden die Schuhe an geflüchtete Ukrainer gespendet. Besonderen Dank sprach Felder in diesem Zusammenhang den Kooperationspartnern des Albert-Einstein-Gymnasiums in diesem Projekt aus. Die Firma Egon Seiser stellte die Container, in denen die Schuhe gesammelt werden, bereit, und die Reutlinger Hilfsorganisation »Die drei Musketiere« wird bei der Spende der Schuhe in die Ukraine helfen. Neben Rosenrauch wird mit der Aktion noch weiterer Reutlinger Juden gedacht, die den Nationalsozialisten zum Opfer gefallen sind.

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Reutlingen ruft in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde und der Stadt Reutlingen seit 1988 jährlich zu der Gedenkstunde auf. Den Abschluss bilden ein Lichterzug zur Gedenktafel für die im Völkermord, hebräisch Shoa, ermordeten Reutlinger Juden, ein Kaddish-Gebet und die Niederlegung von Nelken. (eg)