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Reutlinger DRK: Keine Mund-zu-Mund-Beatmung in Corona-Zeiten

DRK-Fachmann Frank Silberbauer zur Verunsicherung bei Erste-Hilfe-Maßnahmen in Corona-Zeiten

Bei der Ersten Hilfe in Corona-Zeiten sollte auf keinen Fall auf die Herzdruckmassage verzichtet werden – auf die Mund-zu-Mund-B
Bei der Ersten Hilfe in Corona-Zeiten sollte auf keinen Fall auf die Herzdruckmassage verzichtet werden – auf die Mund-zu-Mund-Beatmung schon, raten die Experten vom Roten Kreuz. FOTO: A. ZELCK/DRK
Bei der Ersten Hilfe in Corona-Zeiten sollte auf keinen Fall auf die Herzdruckmassage verzichtet werden – auf die Mund-zu-Mund-Beatmung schon, raten die Experten vom Roten Kreuz. FOTO: A. ZELCK/DRK

REUTLINGEN. »Grundsätzlich sollte jeder Mensch immer Erste Hilfe leisten«, sagt Renate Thomas, Fachreferentin für Erste Hilfe der Johanniter in Tübingen. Oder anders ausgedrückt: »Die gesetzliche Pflicht zur Ersten Hilfe besteht auch trotz des Risikos einer Ansteckung«, betont der Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Peter Sefrin, in seinen Verhaltensvorgaben für die Erste Hilfe in Corona-Zeiten. Allerdings »gibt es in der aktuellen Situation einige Besonderheiten«, so Sefrin. Und die gelten auch für das Rote Kreuz und die Ersthelfer im Kreis Reutlingen.

Frank Silberbauer ist beim DRK im Reutlinger Kreisverband zuständig für die Rotkreuz-Dienste. Er weiß von der Verunsicherung bei Ersthelfern, sollten sie etwa in der Pomologie oder in der Wilhelmstraße eine Person sehen, die urplötzlich zusammensinkt und offensichtlich Hilfe braucht. Was dann zu tun ist? Natürlich zuerst den Notarzt rufen, sagt Silberbauer. »Wenn die Person einen Herz-Kreislauf-Stillstand hat, dann ist auf jeden Fall angebracht, die Herzdruckmassage durchzuführen«, so der Abteilungsleiter weiter. Klar, 100 bis 120 Mal in der Minute kräftig auf die Mitte des Brustbeins drücken, zum Rhythmus von »Staying alive« von den Bee Gees oder »Atemlos« von Helene Fischer. Und dann? »Auf Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung sollte verzichtet werden«, rät Dr. Sefrin. Die Herzdruckmassage sollte aber so lange weitergeführt werden, »bis der Rettungsdienst übernimmt«, so der Bundesarzt weiter. Frank Silberbauer empfiehlt zudem, sich in die Position eines Hilfebedürftigen zu versetzen: »Wenn ich in der Wilhelmstraße zusammenbreche, dann geht es mir zuerst mal darum, dass mir überhaupt jemand hilft.« Sollte jedoch eine Person, die zu einer Risikogruppe zählt, Zeuge eines Notfalls werden, dann müsse eine Abwägung vorgenommen werden – »ob Hilfeleistungen an Fremden unter Rücksichtnahme auf die eigene Sicherheit möglich sind«, zitiert Silberbauer den DRK-Bundesarzt. Ein Risikopatient mit Symptomen sollte hingegen keine direkte Erste Hilfe an anderen leisten, sondern den Notruf 112 wählen.

Wer sich im Moment sehr unsicher ist, der kann sein Wissen über die Erste Hilfe auffrischen – und zwar online auf der Homepage der Johanniter-Unfall-Hilfe, unter www.johanniter.de/corona-erste-hilfe. Wichtige Infos rund um Erste-Hilfe-Maßnahmen sowie Videos zu verschiedenen Erste-Hilfe-Themen sind dort zu finden. »Bei sonstigen Hilfeleistungen wie dem Anlegen von Verbänden hat sich nichts verändert«, sagt Silberbauer.

Schutzkleidung fehlt

Als grundsätzliche Regel empfiehlt der Leiter der Abteilung Rotkreuz-Dienste: »Man sollte die Hilfe leisten, die man sich zutraut.« Die Verunsicherung in der Bevölkerung sei auch deshalb groß, weil »in den Medien viel Panik geschürt wird«, kritisiert Frank Silberbauer. Und das gelte nicht nur für die Erste Hilfe, sondern auch, wenn etwa ohne fundiertes Wissen über Corona-Auswirkungen oder auch über neue Medikamente und Impfstoffe spekuliert werde. Das hält der Rot-Kreuzler für unverantwortlich. »Diese Panikmache ist ein großes Problem, mit dem wir gerade zu tun haben.« Was im Moment aber sicher ist: Das Rote Kreuz im Landkreis hat die Helfer-vor-Ort-Dienste vorerst eingestellt. Warum? »Wir sind immer noch in der Beschaffungsphase von Schutzkleidung«, erklärt der Leiter der Abteilung Rotkreuz-Dienste. Weil aber weltweit die FFP2-Masken, Handschuhe und Schutzkleidung gebraucht werden, gestalte sich die Beschaffung extrem schwierig und auch teuer.

Ausgesetzt sind im Moment die DRK-Erste-Hilfe-Kurse – und zwar bis Ende Mai. »Wie es dann weitergeht, ist immer noch unklar«, sagt Frank Silberbauer. So wie das Meiste in den heutigen Tagen unklar sei. Nur eines nicht: dass beim DRK-Rettungsdienst in Reutlingen alles in geregelten Bahnen verläuft. Der Dienst sei durch Corona nicht beeinträchtigt. Immerhin: Für die Rettungssanitäter sei Schutzkleidung vorhanden. (GEA)