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Das ist bitter: Beistand für Schwerstkranke und Sterbende nur am Telefon

Der Kontakt mit Schwerstkranken, Sterbenden und ihren Angehörigen fehlt

Das fehlt zurzeit: der persönliche Kontakt. Gerade Kranke und Sterbende gehören zur Risikogruppe der durch Covid-19 besonders Ge
Das fehlt zurzeit: der persönliche Kontakt. Gerade Kranke und Sterbende gehören zur Risikogruppe der durch Covid-19 besonders Gefährdeten. FOTO: DPA
Das fehlt zurzeit: der persönliche Kontakt. Gerade Kranke und Sterbende gehören zur Risikogruppe der durch Covid-19 besonders Gefährdeten. FOTO: DPA

REUTLINGEN. Seit 1995 steht der Ambulante Hospizdienst Reutlingen Schwerstkranken, Sterbenden und ihren Angehörigen beratend und begleitend zur Seite. »Rund 90 ausgebildete Ehrenamtliche stehen im Erwachsenenbereich und rund 25 im Kinder- und Jugenddienst zur Verfügung«, berichtet die Geschäftsführerin Silvia Ulbrich-Bierig. Im auf den persönlichen Kontakt ausgerichteten Hilfsangebot gibt es derzeit gravierende Veränderungen.

Silvia Ulbrich-Bierig und ihre Mitstreiter beraten zurzeit  telefonisch. FOTO: BÖHM
Silvia Ulbrich-Bierig und ihre Mitstreiter beraten zurzeit telefonisch. FOTO: BÖHM
Silvia Ulbrich-Bierig und ihre Mitstreiter beraten zurzeit telefonisch. FOTO: BÖHM

Die Angehörigen fühlten sich, so Ulbrich-Bierig, durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowohl seelisch als auch praktisch unterstützt. »Wenn unsere Ehrenamtlichen vor Ort sind, können pflegende und betreuende Angehörige sich Zeit für sich selbst nehmen, beispielsweise einkaufen oder zum Friseur gehen oder einfach nur schlafen.« Im Gegensatz zu hauptamtlichen Pflegekräften hätten die Hospizdienstmitarbeiter auch mehr Zeit zur Verfügung. »Unser Angebot wird sehr gerne in Anspruch genommen«, berichtet Silvia Ulbrich-Bierig. In den Palliativstationen der Krankenhäuser sei der Hospizdienst fest etabliert. Entweder meldeten sich Betroffene oder Angehörige selbst beim Verein oder würden von Pflegediensten oder der Brückenpflege als Hilfseinrichtung genannt.In der Coronakrise haben sich jedoch die Verhältnisse grundlegend geändert. »Seit dem 16. März gehen wir nicht mehr in die Pflegeeinrichtungen oder Krankenhäuser, denn jede Person von außen stellt dort ein Risiko dar.« Gerade Kranke und Sterbende gehören zur Risikogruppe der durch Covid-19 besonders Gefährdeten. Und auch die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder selbst seien meist über 60 Jahre alt und aufgefordert, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben und sich selbst zu schützen. »Für uns, die ja gerade vor Ort helfen wollen, ist es Zurzeit eine ungewöhnliche Situation«, resümiert die Geschäftsführerin. »Wir müssen es aushalten, obwohl wir ja gerade in diesen belastenden Zeiten noch dringender als sonst gebraucht werden.«

Helfer sind gefährdet

Seit Mitte März finden also keine persönlichen Begegnungen zwischen Hilfsbedürftigen und Ehrenamtliche mehr statt. Auch die sonstigen Angebote des Vereins wie Trauergruppen, Kurse oder Supervision sind gestrichen. Der Telefonkontakt bleibe jetzt die einzige Möglichkeit, Schwerstkranken und Angehörigen zu helfen. »Das funktioniert natürlich dort besser, wo sich beide Seiten durch die vorherige Betreuung persönlich kennen und ein Gesicht vor Augen haben«, sagt Silvia Ulbrich-Bierig. Von einigen Tagen bis zu Monaten und in Einzelfällen mehreren Jahren dauere die Begleitung.

Finanziell sei der Verein bislang noch nicht existenziell bedroht. »Wir werden durch die Krankenkassen refinanziert und müssen Anfang 2021 schauen, was sich ergibt«, so die Geschäftsführerin. Leider seien die Spenden bereits zurückgegangen, die ja meist an die Betreuungen gebunden seien.

Ganz neues Betätigungsfeld

In der Covid-19-Krise hat sich für den Verein ein ganz neues Tätigkeitsfeld ergeben. »Wir sind Ansprechpartner für Fachpersonal im Gesundheitswesen in Zusammenhang mit der Pandemie«, erklärt die Geschäftsführerin. »Viele Pflegekräfte sind in Nöten, wenn sie vermuten, jemanden angesteckt zu haben oder selbst infiziert zu sein.« In diesem Fall könnten die Pfleger zum Telefon greifen und sich Rat beim Hospizverein holen. (GEA)

 

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