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Bleibt das Kreisverkehr-Provisorium in Betzingen?

Der Kreisel in der Betzinger Schanzstraße wurde 2007 als Provisorium angelegt. Das ist er bis heute geblieben. Aber was wird aus der heruntergekommenen Anlage?

REUTLINGEN-BETZINGEN. Seit die Justinus-Kerner-Straße gesperrt ist und der Verkehr über die Betzinger Schanzstraße umgeleitet wird, rückt ein ungewöhnliches Bauwerk verstärkt ins Blickfeld: der Kreisverkehr im Kreuzungsbereich Wallenstein- und Dürrstraße. Genau genommen kein Bauwerk, sondern ein aus schlichten, sichtlich in die Jahre gekommenen Leitelementen zusammengesteckter Kreisel. Nach Ansicht eines GEA-Lesers sucht er seinesgleichen im gesamten Kreis Reutlingen: »Ich habe ansonsten nur ordentlich gestaltete Kreisverkehre gesehen, jedoch keine derart heruntergekommene Anlage.« Und, will er wissen: »Gibt es eine Planung, diesen Kreisverkehr ordentlich zu gestalten oder wartet man, bis das Unkraut alles überwuchert hat?« Der GEA hat nachgefragt. Es sieht ganz danach aus, als ob den Betzingern ihr »Lego-Kreisel« samt Unkraut noch eine Weile erhalten bleibt.

Zur Entschleunigung der »Rennstrecke«

Der Kreisverkehr wurde als Behelfslösung angelegt und zeigt einmal mehr, wie langlebig ein Provisorium sein kann. In diesem Fall rekordverdächtig lang: Denn entstanden ist er nicht, wie der GEA-Leser schätzt, »vor sieben bis zehn Jahren«, sondern vor bemerkenswerten 17 Jahren. Damals wurde, wie vom Betzinger Bezirksgemeinderat gefordert, auf der Schanzstraße Tempo 30 eingeführt, um die viel befahrene »Rennstrecke« zu entschleunigen. Weil auf der gerade verlaufenden, breit ausgebauten und abschüssigen Straße allein das Aufstellen von Schildern wenig gebracht hätte, mussten flankierende Maßnahmen zur Geschwindigkeitsdrosselung her: versetztes Parken, Verengungen durch Sperrflächen und eben jener Kreisel mit 26 Metern Durchschnitt.

Angelegt wurde er aus finanziellen Gründen »erst mal« provisorisch, wie die damalige Verkehrsplanerin Karin Meyer dem Betzinger Bezirksgemeinderat versicherte. Um einen Kreisverkehr »richtig auszubauen, braucht es richtig Geld«, merkte sie in der Ortschaftsratssitzung noch an. Doch das hatte die Stadt offenbar schon damals nicht: Das Maßnahmenpaket zur Verkehrsberuhigung der Schanzstraße kostete 55.000 Euro, mehr war nicht drin.

Zig Mal abgelehnt

Die Mittel in den Haushaltsrunden zu beantragen, sei Sache des Ortschaftsrates, gab die Verkehrsplanerin den Räten mit auf den Weg. Was das Gremium auch tat. Alle Jahre wieder. Und immer gab’s eine Abfuhr. Die Verwaltung hatte kein Einsehen, der Gemeinderat auch nicht. 2021 beantragte die Betzinger das letzte Mal 300.000 Euro, um das Provisorium zu einem »richtigen« Kreisverkehr auszubauen. Nachdem der Bezirksgemeinderat zum zigten Mal eine Ablehnung kassierte, nahm er in der Haushaltsrunde 2023 die Uralt-Forderung wegen Aussichtslosigkeit ins Antragspaket erst gar nicht mehr auf.

»Schön ist er nicht, das kann man unterschreiben«, kommentiert Betzingens Bezirksbürgermeister Friedemann Rupp den Kreisel, »aber er erfüllt seinen Zweck.« Es gebe derzeit wichtigere Dinge, die mit den wenigen zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln im Ort umgesetzt werden müssten. Allen voran der Hochwasserschutz und der Anbau für die Friedrich-Hoffmann-Gemeinschaftsschule.

2007 regte sich heftiger Protest gegen den neu  angelegten  Kreisverkehr.
2007 regte sich heftiger Protest gegen den neu angelegten Kreisverkehr. Foto: Uschi Pacher
2007 regte sich heftiger Protest gegen den neu angelegten Kreisverkehr.
Foto: Uschi Pacher

Der Kreisverkehr, heißt es auch seitens der Stadtverwaltung, unterstütze seit seiner Errichtung die Einhaltung von Tempo 30. "Allerdings stehen aufgrund der Haushaltslage und der Priorisierung anderer Straßenbaumaßnahmen für den endgültigen Ausbau und die Gestaltung im Finanz-

plan der Stadt nach wie vor leider keine Haushaltsmittel zur Verfügung." Der Umbau eines Kreisverkehrs dieser Dimension koste rund 350.000 bis 400.000 Euro.

Rosa Einhorn und ein Blumentopf

Die Betzinger werden also noch ein Weilchen mit dem hübsch-hässlichen Kreisverkehr leben müssen. Anfangs wehrten sie sich heftig gegen die neue Errungenschaft. Nicht nur wegen der kärglichen Optik, sondern auch wegen der Bremswirkung: Der kleine Kreisverkehr musste für die Abneigung gegen Tempo-30-Zonen herhalten, die Schanzstraße wurde sogar zur »Schandstraße« umbenannt.

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Im Lauf der Jahre gewannen die Betzinger ihren »Lego-Kreisel« aber doch ein bisschen lieb. Mal stand plötzlich ein pinkfarbenes Plastik-Einhorn in der Mitte, mal hübschten sie ihn mit einem großen Blumentopf auf. »Es stand immer mal wieder was Lustiges drin«, erinnert sich einen Anliegerin an ihre Fahrten durch die Schanzstraße, die so zum netten Erlebnis wurden. (GEA)