MÜNSINGEN. Es hat seine Zeit gedauert, aber zuletzt ging alles ganz schnell: Vom Spatenstich im Juli 2021 bis zur offiziellen Einweihung des Alb-Hospiz' in Münsingen ist gerade ein gutes Jahr vergangen. Das fast vollständige Ende der Bauarbeiten wurde mit einem Festakt gefeiert. In den nächsten Tagen könnten hier bis zu acht Gäste einziehen, versicherte Andreas Bauer, Sozialdezernent des Landkreises, in seinem Grußwort – sogar der Außenbereich sei schon fertig.
Die Einweihungsfeier war gut besucht, die interessierten Bürger drängten sich im Foyer und rund um den schlichten, rechteckigen Flachbau. »Die vielen Menschen zeigen, dass hier etwas Wichtiges geschaffen wurde«, zeigte sich Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung, erfreut über den Andrang.
»Das Hospiz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe«
Im Hospiz können künftig acht Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet werden. 35 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende werden ihnen dabei die notwendige Unterstützung zuteilwerden lassen. Dass der Bau termingerecht über die Bühne ging und die notwendigen Kräfte zur Verfügung stehen – eine Kraft wird noch gesucht –, freut auch Heimleiterin Karin Rudolph. Der für ihren Einsatz in der ersten Lebensphase des Hospiz’ mit einem beeindruckend großen Hefezopf gedankt wurde.
»Hier ist der Ort«, meinte Wößner, ein Ort inmitten der Stadt und dem Leben, inmitten der Gesellschaft, im Grünen und trotzdem zentral: »Hier gehört ein Hospiz hin.«
Sterben gehört nicht mehr natürlich zu unserem Lebenslauf. Das habe sich grundlegend geändert, erläuterte Andreas Bauer, Sozialdezernent des Landkreises: Drei Viertel der Menschen sterben mittlerweile im Krankenhaus oder Pflegeheim, nicht mehr zu Hause im Familienkreis. Oder eben in einem Hospiz: »Früher hätte man Siech- oder Sterbehaus gesagt«, sagte Bürgermeister Mike Münzing, »heute ist es ein Haus des Lebens, nicht des Sterbens«. Hier könne auch der letzte, schwere Lebensabschnitt selbstbestimmt beschritten werden.
Ein Hospiz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, meinte Wößner, ein Gesellschaftsprojekt. »Wir brauchen sie und ihre Netzwerke«, forderte er ein, mit Blick auf die Hospizkräfte, die fast vollständig an ihrer neuen Arbeitsstelle erschienen waren, aber auch die ehrenamtlichen Helfer und die Förderer der Einrichtung. Der laufende Betrieb wird zu 95 Prozent von den Krankenkassen finanziert, der Rest muss durch Spenden aufgebracht werden. »Das ist auch gut so«, sagte Wößner. »Das Geld ist erst einmal nicht da. Das macht klar, dass es eine bleibende Aufgabe für die Gesellschaft ist.«
Die Stadt Münsingen wird sich in diese Aufgabe weiterhin einbringen und sich vorerst für die ersten fünf Jahre am Abmangel beteiligen. 700 000 Euro seien von der Stadt für die notwendige Infrastruktur ein die Hand genommen worden, das Haus steht auf ehemals städtischem Grund.
Die richtige Stelle wurde lange gesucht, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch wenn es bei der Suche einige Hindernisse zu überwinden galt. Das Denkmalamt habe den Platz als »unwürdig« empfunden, erzählte Architekt Andreas Hartmaier kopfschüttelnd. Das eingeschossige Gebäude ist natürlich barrierefrei, jedes der großzügigen Einzelzimmer hat eine Tür zur umlaufenden Veranda. Um jeden der dort stehenden Bäume hat Architekt Andreas Hartmaier gerungen und gemeinsam mit dem Bauträger FK Systembau nach Lösungen gesucht. »Wir bauen nicht jeden Tag ein Hospiz«, kommentierte FK Systembau-Geschäftsführer Frank Bechle. Für Schatten und eine würdige Atmosphäre ist so gesorgt.
Dass das Haus seinen Platz in Münsingen gefunden hat, sei kein Zufall: Hier gäbe es einen Gemeinderat und einen Bürgermeister, die mit dem Thema etwas anfangen können, lobte Wößner. Und auf dass das so bleibt, wünschte sich Dekan Norbert Braun, dass hier ein guter Geist herrsche und das Hospiz lange »eine Kerze im Dunkeln sein möge«. (GEA)