REUTLINGEN/HECHINGEN. In der Region Neckar-Alb hat es am Mittwochmorgen 205 Verkehrsunfälle (Stand 10 Uhr) gegeben. Betroffen seien laut Polizei die Landkreise Reutlingen, Tübingen, Esslingen und Zollernalb. »In unserem Lagezentrum erreichen uns nahezu minütlich Meldungen von neuen Unfällen«, so Polizeisprecher Michael Schaal. Um das Aufkommen zu bewältigen, seien alle Annahmeplätze belegt worden.
Eine Million Euro Schaden
Bei neun Verkehrsunfällen wurden elf Personen leicht verletzt. Nicht mitgezählt sind gestürzte Fußgänger beziehungsweise zu Sturz gekommene Zweiradfahrer, die vom Rettungsdienst versorgt wurden. Schwerverletzten seien bislang nicht zu beklagen. Den Gesamtschaden der Unfälle schätzt die Polizei auf etwa eine Million Euro. Schaal warnte: »Überall kann es weiterhin spiegelglatt auf den Straßen sein. Der Regen hält an und bei minus ein bis minus drei Grad gefriert der sofort.«
25 Autos krachen bei Hechingen ineinander
Der folgenreichste Verkehrsunfall ereignete sich auf der B27 bei Hechingen. 21 Fahrzeuge sind laut Polizei-Sprecher Christian Wörner auf der B27 bei Hechingen ineinander gekracht. Die Massenkarambolage ereignete sich um kurz nach neun Uhr auf spiegelglatter Fahrbahn. Bei dem wohl schwersten Glatteis-Unfall des Tages in der Region sind nach aktuellem Stand der Ermittlungen zwei Menschen leicht verletzt worden, heißt es von der Polizei. Laut Polizei-Sprecher Wörner ist nach ersten Schätzungen ein Sachschaden von »mindestens 500.000 Euro« entstanden. Die B27 musste in Richtung Balingen bis etwa 13.45 Uhr voll gesperrt werden. Polizei, THW, Rettungskräfte und Feuerwehr waren mit einem Großaufgebot vor Ort. Auf der glatten Fahrbahn konnten sich die Einsatzkräfte selbst nur mit Mühe fortbewegen, sodass diese den Einsatzort erst einmal streuten.
Sogar Streufahrzeuge verunglücken
Die Streu- und Räumdienste waren permanent im Einsatz und bekämpften das Glatteis auf den Straßen, Geh- sowie Fahrradwegen. Aber selbst die Streufahrzeuge des Winterdienstes hatten mit den glatten Straßen zu kämpfen. Gegen 7.15 Uhr kam in Erpfingen ein Räumfahrzeug auf der abschüssig verlaufenden Alemannenstraße ins Rutschen und prallte nach rund 100 Meter gegen einen Stromverteilerkasten sowie mehrere Thuja-Sträucher. Der Stromverteilerkasten wurde hierbei komplett zerstört. Der entstandene Schaden beträgt circa 15.000 Euro. Durch den zuständigen Stromversorger wurde der Verteilerkasten vom Netz genommen.
Aufgrund von Straßenglätte hat sich am auch zwischen Bodelshausen und Ofterdingen ein Verkehrsunfall ereignet. Kurz vor 7.30 Uhr geriet eine 46-Jährige mit einem Opel Corsa auf dem extrem glatten Feldweg ins Schleudern und kollidierte mit einem entgegenkommenden Mercedes eines 35-Jährigen. Beide Fahrzeuge wurden durch den Zusammenstoß in die angrenzenden Felder abgewiesen. Sowohl der Opel, als auch der Mercedes wurde so schwer beschädigt, dass sie abgeschleppt werden mussten. Die Polizei beziffert den Schaden auf mindestens 15.000 Euro.
Blitzeisunfälle im Minutentakt
Innerhalb weniger Minuten haben sich auf der eisglatten K7170 im Zollernalbkreis gleich vier Unfälleereignet. Gegen 6.55 Uhr war ein 35-Jähriger mit seinem Renault auf der Landesstraße von Hausen in Richtung Tieringen unterwegs, als er in einer Rechtskurve die Kontrolle über seinen Wagen verlor, nach links von der Fahrbahn abkam und die Böschung hinunterrutsche. Der Fahrer blieb unverletzt. Sein Renault, an dem wirtschaftlicher Totalschaden in Höhe von rund 7.000 Euro entstanden war, musste abgeschleppt werden. Ein 40-Jähriger, der mit seinem Citroen Kleintransporter in gleicher Richtung fuhr, hielt wegen des vorangegangenen Verkehrsunfalls als Ersthelfer an. Als er aus seinem Wagen ausgestiegen und auf dem Weg war, ein Warndreieck aufzustellen, kam ein 31-Jähriger mit seinem Ford von hinten, konnte auf der eisglatten Fahrbahn nicht mehr bremsen und krachte ins Heck des Kleintransporters. Auch hier wurde niemand verletzt. Der Ford, an dem Sachschaden in Höhe von etwa 15.000 Euro entstanden war, musste abgeschleppt werden. Der Sachschaden am Citroen wird auf etwa 5.000 Euro geschätzt.
Nur Minuten später krachte es am Ende des Staus, der sich infolge der Unfälle gebildet hatte, erneut. Ein 19-Jähriger, der mit seinem VW ebenfalls in Richtung Hausen fuhr, erkannte die Verkehrssituation vor ihm zu spät, konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und prallte mit so großer Wucht ins Heck eines am Stauende stehenden Citroen eines 75-Jährigen, dass dieser auf einen davorstehenden Renault einer 52-Jährigen aufgeschoben wurde. Der Unfallverursacher und seine 15 Jahre alte Beifahrerin wurden leicht verletzt und vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht. Sein VW war nach dem Unfall nicht mehr fahrbereit und musste abgeschleppt werden. Der Sachschaden an den drei Auto wird auf insgesamt rund 27.000 Euro geschätzt.
Kurz darauf kam es ein paar Meter hinter dieser Unfallstelle erneut zu einem Auffahrunfall. Ein 32-Jähriger, der in einem Audi auch in Richtung Hausen unterwegs war, erkannte den Rückstau hinter dieser dritten Unfallstelle zu spät und rutschte mit seinem Wagen auf der spiegelglatten Fahrbahn ins Heck eines am Stauende stehenden Seat eines 19-Jährigen. Verletzt wurde niemand, Allerdings waren auch beide Autos so schwer beschädigt, dass sie abgeschleppt werden mussten. Der Sachschaden hier wird auf etwa 21.000 Euro geschätzt.
Keine größeren Verkehrsbehinderungen
Größere Verkehrsbehinderungen wegen der Unfälle oder der Unfallaufnahme durch die Polizei seien der Polizei nicht bekannt. Michael Schaal wies darauf hin, dass die Polizeistreifen wegen der angespannten Lage nicht immer schnell am Unfallort eintreffen könnten. Da könne es durchaus zu Verzögerungen kommen. »Die sind alle auf Hochtouren im Einsatz«, fasste der Polizeisprecher zusammen.
Die Technischen Betriebsdienste Reutlingen (TBR) waren nach Angaben des stellvertretenden Leiters, Matthias Kuster, bereits ab 2.30 Uhr mit ihren Räum- und Streufahrzeugen im Einsatz. Kuster: »Die Wetterlage hat sich seither nicht wesentlich geändert. Zunächst war es gefrierender Regen, mittlerweile haben wir gefrierenden Nebel an vielen Stellen.« Der Großeinsatz der TBR gehe weiter. Die Glatteisgefahr sei noch akut, gerade auf Wegen und Garageneinfahrten. (GEA)