STUTTGART. Auf glatten Straßen sind am Mittwochmorgen zahlreiche Menschen in Baden-Württemberg verunglückt. Bislang gab es mehr als 650 Glätteunfälle im Land. Das teilten die Polizeipräsidien mit. Nach ersten Erkenntnissen blieb es in vielen Fällen bei Sachschäden - es wurden aber auch Menschen verletzt. Wie viele und wie schwer, war zunächst nicht bekannt.
Alleine im Landkreis Ludwigsburg gab es bislang mehr als 200 Glätteunfälle. Im Ostalbkreis, im Rems-Murr-Kreis und im Kreis Schwäbisch Hall zählte die Polizei über 120 Unfälle. »Das sind Bedingungen, die verzeihen einem einfach weniger«, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Aalen. Wer nicht müsse, solle sein Fahrzeug zunächst stehen lassen.
Die Straßen seien spiegelglatt, hieß es von der Polizei Heilbronn. Dort in der Region gab es bis zum Mittwochmorgen mehr als 100 Unfälle. Ähnlich viele Unfälle registrierte die Polizei Reutlingen. In Stuttgart zählten die Beamten bislang mindestens 75 und in der Region Ulm ungefähr 70 Glätteunfälle, die meisten davon im Landkreis Göppingen.
Um weitere Unfälle zu vermeiden, rief die Polizei zu besonderer Vorsicht auf. Autofahrerinnen und Autofahrer sollten demnach untere anderem langsamer und vorausschauend fahren sowie nicht abrupt bremsen und beschleunigen.
Sogar Streufahrzeuge verunglücken
Auch die Streufahrzeuge des Winterdienstes haben mit den glatten Straßen zu kämpfen. In Krautheim im Kreis Heilbronn krachte ein Fahrzeug am frühen Morgen in eine Scheune am Straßenrand. »Die Streufahrzeuge sind meistens auch nicht mehr geschützt als andere Fahrzeuge«, sagt Thomas Braun von einem privaten Schwäbisch Haller Winterdienst. Seine Fahrzeuge seien in der Nacht auf Mittwoch zwar nicht verunfallt, doch er sagt: »Es ist nur die auffällige Farbe, die sie schützen kann.«
Drei Unfälle mit Streufahrzeugen vermeldet der Bauhof in Marbach am Neckar im Landkreis Ludwigsburg. »Bei uns kam es nur zu Blechschäden«, sagt Julian Grob vom Bauhof. »Wir rutschen selbst und müssen teilweise von Hand vor unseren Fahrzeugen streuen.« Auch er spricht von einer absoluten Ausnahmesituation. »Es ist heute sehr speziell, so krass wie heute ist es selten.«
In Prevorst (Kreis Ludwigsburg) fuhren die Streufahrzeuge teils sogar rückwärts. »Das Salz kommt hinten am Fahrzeug raus. Deswegen fahren wir an besonders steilen Strecken rückwärts. So wird erst die Sole verteilt - anschließend kann das Fahrzeug über die Eisfläche fahren«, sagt Kai Kraning, der Leiter des Bauamts in Ludwigsburg-Oberstenfeld. Es handle sich um eine absolute Ausnahmesituation. »Es ist eine pure Eisfläche, anders kommen wir nicht voran.«
Probleme für Flugreisende
Der gefrierende Regen hat auch den Betrieb des Stuttgarter Flughafens stark beeinträchtigt. Nach Angaben einer Sprecherin gibt es große Verspätungen bei den Starts. Während der Winterdienst auf der Landebahn im Einsatz gewesen sei, habe kein Flugzeug landen oder starten können.
Zwei Maschinen, die in der Landeshauptstadt landen wollten, seien auf andere Flughäfen ausgewichen. Eine landete in Nürnberg, die andere am Baden-Airport bei Karlsruhe. Inzwischen ist der Flugbetrieb demzufolge wieder angelaufen.
Entspannung im Tagesverlauf
Dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge kann es im Südwesten und anderen Regionen Deutschlands zu Glatteis kommen. Grund dafür ist eine Warmfront, die Regen und Sprühregen mit sich bringt. Fällt dieser auf kalte Böden, kann er gefrieren und eine Glatteisschicht bilden.
Fußgänger sowie Auto- und Fahrradfahrer sollten demnach achtsam sein und nicht notwendige Aufenthalte im Freien gegebenenfalls vermieden werden. Es könne zu Straßensperrungen und erheblichen Beeinträchtigungen kommen. Im Tagesverlauf rechnete der Wetterdienst zuletzt mit einer Entspannung. (dpa)