BERLIN. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat sich gegen ein gesetzlich verankertes Recht auf Arbeit von zu Hause ausgesprochen.
Der CDU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur: »Wir brauchen vor allem weniger Bürokratie, nicht immer neue staatliche Garantien. Ich bin überzeugt, dass viele Betriebe von sich aus mehr Homeoffice ermöglichen, aber es passt eben nicht überall, vor allem wenn der direkte Kontakt zu Kunden und Mitarbeitern notwendig ist.«
Altmaier sagte, er habe volles Vertrauen in Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Betriebsräte, dass vor Ort die richtigen Lösungen gefunden werden. »Staatliche Gängelei wäre grundfalsch.«
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte angekündigt, er wolle das Recht auf Arbeit von zu Hause aus gesetzlich verankern und bis zum Herbst dazu ein neues Gesetz vorlegen.
Aus der SPD kam am Samstag Kritik an den Aussagen Altmaiers. Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, sagte der Deutschen Presse-Agentur: »Wer jetzt gleich wieder kritisiert, versucht eine Debatte abzuwürgen, die wir führen müssen. Denn wir sammeln doch alle gerade Erfahrungen, wie Homeoffice funktionieren kann und wie nicht und welche Fragen zu regeln sind.«
Die Frage sei, was nach der Krise besser gemacht werden könne als vorher, sagte Mast. »Ein Recht auf Homeoffice, dort wo es geht, gehört dazu.« Es löse mit Sicherheit nicht alle Herausforderungen, denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf brauche mehr Angebote. Schließlich bedeute zu Hause arbeiten zwar mehr Flexibilität, aber eben auch Arbeit. »Deshalb ist es wichtig auch hier die Rechte der Beschäftigten im Blick zu behalten. Dennoch wäre ein Recht auf Homeoffice ein weiterer wichtiger Schritt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden.«
Heil hatte zu seinen Plänen gesagt: »Jeder, der möchte und bei dem es der Arbeitsplatz zulässt, soll im Homeoffice arbeiten können - auch wenn die Corona-Pandemie wieder vorbei ist.« Man dürfe entweder komplett auf Homeoffice umsteigen oder auch nur für ein oder zwei Tage die Woche, hatte er der »Bild am Sonntag« gesagt.
Aus der Union und der Wirtschaft hat es dazu skeptische Stimmen gegeben. »Politische Ladenhüter aus der Zeit vor dem größten Wirtschaftsrückgang seit vielen Jahrzehnten aufzuwärmen, wirkt etwas aus der Zeit gefallen«, hatte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, gesagt. »Wir brauchen ein Belastungsmoratorium statt weiterer Vorgaben, die Wachstum und Flexibilität beschränken.«
Laut einer Umfrage ist jeder dritte Beschäftigte in der Corona-Krise ins Homeoffice gewechselt. 35 Prozent gaben in der ersten Aprilhälfte an, teilweise oder vollständig von zu Hause aus zu arbeiten, wie das Deutsche Institut der Wirtschaftsforschung auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels ermittelte. Vor der Corona-Krise haben nur 12 Prozent gelegentlich oder immer den heimischen Schreibtisch genutzt, hatte das Institut Mitte Mai mitgeteilt. Vor allem Beschäftigte mit höheren Einkommen und höherer Bildung konnten demnach ins Homeoffice wechseln.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg geht davon aus, dass die Corona-Krise einen langfristigen Wandel hin zur Arbeit außerhalb des Büros angestoßen hat. Er rechne damit, dass in zehn Jahren rund jeder zweite Beschäftigte des Online-Netzwerks so arbeiten werde, sagte Zuckerberg in einem Interview des Technologieblogs »The Verge« am Donnerstag. Zuvor hatte bereits unter anderem Twitter angekündigt, dass alle Mitarbeiter auch nach dem Ende der Krise ihre Jobs von Zuhause aus fortführen könnten, wenn ihre Aufgaben dies zulassen. (dpa)