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Aktuell Ausflugstipp

Die Wege sind das Ziel

Baiersbronn hat nicht nur die höchste Sternedichte Deutschlands, die Gemeinde im Nordschwarzwald bietet auch ein einmaliges, legales Trail-Netz für Mountainbiker.

Trails, Spitzkehren und Wurzelteppiche bis zum Abwinken: Hier ist Andreas Reichel (rechts) mit Hanna Klein, Bundesliga-Gesamtsiegerin von 2016, in einer kniffligen Kurve zu sehen. Foto: Andreas Fink
Trails, Spitzkehren und Wurzelteppiche bis zum Abwinken: Hier ist Andreas Reichel (rechts) mit Hanna Klein, Bundesliga-Gesamtsiegerin von 2016, in einer kniffligen Kurve zu sehen.
Foto: Andreas Fink

»Mehr Schwarzwald gibt’s nirgends«, wirbt Baiersbronn. Die 15 000-Einwohner-Gemeinde im Nördlichen Schwarzwald wartet mit einer ganzen Menge Superlative auf: Sie ist nach Stuttgart die zweitgrößte Flächengemeinde in Baden-Württemberg. Mit einem Waldanteil von mehr als 81 Prozent der Gesamtgemarkung ist sie die größte Waldgemeinde im Ländle. Und: In keiner Gemeinde strahlen so viele Sterne – Baiersbronn gilt als Gourmethauptstadt Deutschlands. Einen herausragenden Ruf genießt Baiersbronn bei Mountainbikern.

Auch hier gilt die Zwei-Meter-Regel, die Stollenreifen-Radler auf breite »Forstautobahnen« zwingt – Wege also, die mindestens zwei Meter breit sind. Aber: Hier hat der Mountainbike-Verein in enger Zusammenarbeit mit Forst, Nationalparkbehörden und Schwarzwaldverein ein einzigartiges Wegenetz geschaffen: 400 Kilometer, 11 bestens beschilderte Touren und bis zu 33 Prozent Singletrails umfasst das Streckennetz – 100 Prozent legal. Ein Bikerkodex regelt das faire Miteinander zwischen Mountainbiker und Wanderern auf gemeinsam genutzten Wegen. Die Touren sind zwischen 13 und 81 Kilometer lang und damit für alle Leistungsklassen geeignet.

Anreise und Informationen zu Baiersbronn

Anreise

Von Reutlingen sind es nach Baiersbronn rund 80 Kilometer, die man je nach Verkehr und Route in anderthalb Stunden schafft.

Informationen

Der »Baiersbronn Weggefährte« bietet auf 195 Seiten einen umfassenden Überblick über alle Angebote und Unterkünfte der Gemeinde. Den »Baiersbronner Mountainbikeguide« mit Karte gibt’s bei der Baiersbronn Touristik (Rosenplatz 3). Auf 117 Seiten werden alle Touren detailliert beschrieben. Nützlich bei beiden Broschüren: die zahlreichen QR-Codes.

www.baiersbronn.de 

www.schwarzwald-tourismus.info 

 

Auf diese Weise ist Baiersbronn – der Leuchtturm und Fels in der Brandung der Zwei-Meter-Regel – zum MTB-Magnet geworden. 2017 wurde »Mountainbiking im Wanderhimmel« mit dem Radtourismuspreis Baden-Württemberg geadelt. »Mit diesem vorbildlichen Engagement wird Baiersbronn künftig nicht nur in der Liga der Gourmetgastronomie und der Wanderregionen ganz vorne mitspielen«, sagte Tourismus-Minister Guido Wolf, »auch beim Thema Mountainbike führt in Baden-Württemberg nun kein Weg mehr an dem Schwarzwaldort vorbei.«

Im Bild guidet Jörg Möhrle eine Gruppe. Foto: Andreas Fink
Im Bild guidet Jörg Möhrle eine Gruppe.
Foto: Andreas Fink

Bei der Preisverleihung dabei waren zwei Männer, ohne die in Baiersbronn alles nichts wäre: Andreas Reichel und Patrick Schreib. Patrick Schreib ist seit zwölf Jahren in Baiersbronn als Touristiker aktiv. Nachdem er den »Wanderhimmel« 2003/2004 erfolgreich aufs Gleis brachte, nahm sich der Mann, der seit über 30 Jahren selbst auf Stollenreifen fährt, des Themas Mountainbike an. Der gelernte Koch (ja: bei Harald Wohlfahrt in der »Traube«) und studierter Geograf schaffte es mit vielen guten Argumenten, viel Ausdauer und viel Charme, alle Akteure an einen Tisch zu bringen. Nur durch das »Okay« von allen Seiten war es möglich, das Baiersbronner Alleinstellungsmerkmal im Land der Zwei-Meter-Regel zu schaffen.

Als Zündfunke, Motor und treibende Kraft nennt der Tourismusdirektor den Mann, der in Baiersbronn jede Wurzel und jeden Stein mit Vornamen kennt: Andreas Reichel ist im normalen Leben Optiker-Meister. Der 58-Jährige ist schon seit fast 30 Jahren in fast jeder freien Minute auf Stollenreifen unterwegs, auf der riesigen Markung von Baiersbronn kennt er jeden Trail, die GPS-Tracks hat er im wahrsten Sinn des Wortes er-fahren. Sie sind Grundlage für das mit 240 Schildern hervorragend ausgeschilderte Streckennetz, von dem Mountainbiker und Wanderer gleichermaßen profitieren.

Touren und Übernachtungstipps

Touren

Neben den elf ausgeschilderten Touren (vergl. »Baiersbronner Mountainbikeguide «) für Biker aller Fitness-, Könnens- und Altersklassen, die man auf eigene Faust anpackt, bietet die Baiersbronn Touristik sonntags pro Jahr rund hundert geführte Touren für alle Schwierigkeitsgrade mit zertifizierten Guides an. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung erforderlich.

Übernachtungstipp

Im Wellness-Hotel Tanne kann man nicht nur vorzüglich essen und schlafen, das Haus verleiht auch (E-)Mountainbikes und bietet geführte Touren an. Einzigartig und in jeder Hinsicht herausragend ist die Baumhaussauna in zehn Metern Höhe.

www.hotel-tanne.de, Phone 07442 8330

Schwarzwald Plus/Konus

Die Schwarzwald-Plus-Karte hält mehr als 80 kostenlose Erlebnisse in der Nationalparkregion rund um Baiersbronn und Freudenstadt bereit. Man erhält sie bei den teilnehmenden Gastgebern ab zwei Übernachtungen kostenlos für die Dauer seines Aufenthalts. Zusätzlich gibt’s in 150 Ferienorten bei 9 000 Gastgebern die KONUS-Gästekarte. Sie gilt als Freifahrt-Ticket für Busse und Bahnen in der gesamten Ferienregion Schwarzwald, kreuz und quer durch neun Verkehrsverbünde.

Tipp

Von Baiersbronn ist es nur ein Katzensprung zu Deutschlands größtem Marktplatz in Freudenstadt.

Auf den Weg gebracht haben Schreib und Reichel auch die Wegepaten, die sich um jeden einzelnen Trail-Meter kümmern. Der Bike-Treff im TV Baiersbronn schafft ehrenamtlich, wird aber mit einem Zuschuss für die Vereinskasse belohnt. Wenn auf den Wegen etwas nicht in Ordnung ist – also beispielsweise ein Baum umgefallen ist oder sich ein Steinbrocken gelöst hat –, schnappt sich »Super-Günni«, ein Rentner auf 450-Euro-Basis, das voll ausgestattete »Wanderhimmel-Mobil« und schaut nach dem Rechten. Über die Baiersbronn-App kann jeder mit Ortsangabe und bei Bedarf mit Foto Schäden melden. Die App verweist auf Karten, Touren, bietet allgemeine Informationen zu der Gemeinde und hat sogar für den Fall der Fälle eine Notruf-Funktion, die den aktuellen Standort einblendet.

Foto: privat
Foto: privat

Dem Baiersbronner Mountainbiker-Wunder Flügel verliehen hat die dritte Ecke des magischen Dreiecks: Die Hoteliers Jörg und Jutta Möhrle haben mit ihrer »Tanne«, dem ersten Mountainbike-Hotel im Land, mit hauseigener Bikestation, Werkstatt, GPS-Verleih, Waschplatz und großem Fuhrpark Pionierarbeit geleistet. Jörg Möhrle hat nicht nur die Überzeugungskraft und den Charme seiner Mitstreiter, als waschechter Baiersbronner kennt er im Ort auch Hinz und Kunz. Die Möhrles haben beide eine Guide-Ausbildung und führen regelmäßig Touren.

Warum Andreas Reichel das alles macht? »Sicher nicht, weil ich deshalb eine Brille mehr verkaufe«, sagt der Optiker, »sondern weil ich einfach gern Rad fahre. Auf irgendeine Weise kommt’s wieder zurück. Da haben wir alle was davon – das macht unser Sozialwesen aus.«

Der GEA Sommer

TransAlblust 1 Albstadt-Ebingen–Fridingen: 29. 7.

Auf dem Höchsten in Oberschwaben: 1. 8.

TransAlblust 2 Fridingen–Sigmaringen: 5. 8.

Baiersbronn im Nordschwarzwald: 8. 8.

TransAlblust 3 Sigmaringen–Trochtelfingen: 12. 8.

Esslingen und der Neckar: 15. 8.

TransAlblust 4 Trochtelfingen–Ebingen: 19. 8.

Rötenbachschlucht im Südschwarzwald: 22. 8.

TransAlblust 5 Ehingen–Westerstetten: 26. 8.

Das Krebsbachtal im Hegau: 29. 8.

TransAlblust 6 Westerstetten–Heidenheim: 2. 9.

Auftanken in Bad Waldsee: 5. 9.

TransAlblust 7 Heidenheim–Nördlingen: 9. 9.

Traufgänge und Hütten um Albstadt: 12. 9.