GOMADINGEN-DAPFEN. Zur Delegiertenversammlung des Kreisbauernverbands Reutlingen begrüßte Kreisobmann Gebhard Aierstock neben rund 40 Delegierten auch Vertreter aus Politik und Verwaltung zur diesjährigen Tagung in Dapfen, um über aktuelle agrarpolitische Themen und die Entwicklungen im landwirtschaftlichen Bereich zu diskutieren.
Aierstock blickte auf ein Jahr voller Herausforderungen für die Landwirte im Kreis zurück. Zahlreiche Bauern, Unternehmer und Verbraucher beteiligten sich an Protesten, um ihren Unmut über die Politik zum Ausdruck zu bringen. Diese Proteste waren erfolgreich, da Steuererhöhungen in Höhe von einer halben Milliarde Euro verhindert werden konnten. Dennoch besteht aus Sicht der Landwirte weiterhin Bedarf an Wettbewerbsgleichheit beim Agrardiesel und einem Abbau der Bürokratie.
Aktuelles aus der Agrarpolitik
Ein Highlight war das Referat von Dr. Konrad Rühl vom Ministerium für Ländlichen Raum (MLR). Er sprach über die Herausforderungen der neuen Periode der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und informierte die Teilnehmer über die neuesten Entwicklungen, Initiativen und Strategien des Landes in der Agrarpolitik. Das Ministerium konnte Fördermittel in Höhe von 589 Millionen Euro sichern, um kleinere Betriebe und Jungbauern besser zu unterstützen. Allerdings führten IT-Probleme zu Verzögerungen bei den Auszahlungen der Direktzahlungen. Im Anschluss kam es zu einer regen Diskussion, bei der insbesondere die ausufernde Bürokratie in der Landwirtschaft kritisiert wurde. Die Delegierten forderten Vereinfachungen und mehr Effizienz bei den administrativen Prozessen.
Kreisveterinär Dr. Thomas Buckenmaier informierte über die Verbreitung der Blauzungenkrankheit und die damit verbundenen Handelsrestriktionen. Im Hinblick auf die aktuelle Entwicklung empfahl er dringend, die Tierbestände impfen zu lassen. Zudem wies er auf die Afrikanische Schweinepest hin, die an der Grenze von Baden-Württemberg angekommen ist, und betonte die Notwendigkeit von Biosicherheitsmaßnahmen.
Elke Weidinger, Leiterin des Landwirtschaftsamts Reutlingen, präsentierte aktuelle Entwicklungen und Fördermöglichkeiten im Bereich der Landwirtschaft. Im Anschluss nahm der Vorsitzende Gebhard Aierstock in seiner kritischen Rede zahlreiche agrarpolitische Themen in den Blick. Dabei hob er besonders die Herausforderungen für die Landwirte hervor, die durch bürokratische Hürden und regulatorische Vorgaben immer weiter belastet werden. Er forderte eine praxisnähere Agrarpolitik, die die Realitäten der Landwirtschaft berücksichtigt.
Geschäftsführer Thomas Pfeifle stellte den Jahresabschluss für 2023 vor, der durch den Kassenprüfbericht ergänzt wurde. Beide Berichte wurden von den Delegierten positiv aufgenommen, sodass die Entlastung des Vorstands einstimmig beschlossen wurde. Anschließend folgte der Beschluss der Haushaltsplanung für das Jahr 2024, der von der Versammlung einstimmig angenommen wurde.
Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Tagesordnung war die Verabschiedung ausgeschiedener Vorstandsmitglieder. Der Kreisbauernverband Reutlingen verabschiedete die Vorstandsmitglieder Andreas Schanz und Heinrich Bazlen sowie die langjährigen Ortsobmänner Erwin Pfeifle, Karl Wagner und Manfred Schmelcher. Ihre Verdienste um den Verband wurden durch Ehrungen gebührend gewürdigt. Erwin Pfeifle wurde für seine über 40-jährigen Verdienste zum Ehrenmitglied im Kreisbauernverband Reutlingen ernannt.
Bei den folgenden Vorstandswahlen wurden Gebhard Aierstock als Vorsitzender sowie seine beiden Stellvertreter Eberhard Ulmer und Albert Werner in ihren Ämtern bestätigt. Neu in die Vorstandschaft des Kreisbauernverbands wurden Lukas Münch aus Hochberg, Luis Dresel aus Reicheneck und Tobias Walter aus Kochstetten gewählt. Die Wahlergebnisse waren ein klarer Vertrauensbeweis der Delegierten in die bisherige Führung und die neuen Mitglieder des Vorstands.
Aktive Landfrauen
Abschließend richtete Pia Münch, die Vorsitzende der Landfrauen im Kreisbauernverband, ein Grußwort an die Versammlung. Sie betonte die vielfältigen Aktivitäten der Landfrauen und ihre wichtige Rolle im ländlichen Raum. Sie hob hervor, wie sich die Landfrauen durch zahlreiche Initiativen und Projekte für die Region engagieren und einen wertvollen Beitrag zur Gemeinschaft leisten.
Die Delegiertenversammlung des Kreis- bauernverbands Reutlingen bot damit nicht nur fundierte Einblicke in die agrarpolitischen Herausforderungen, sondern auch einen wichtigen Austausch über die Zukunft der Landwirtschaft in der Region. (eg)