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Merkwürdigste EM der Geschichte vor dem Endspurt

Englands Fans feiern vor dem Spiel
Englands Fans feiern vor dem Spiel. Foto: Christian Charisius/dpa
Englands Fans feiern vor dem Spiel.
Foto: Christian Charisius/dpa

Die merkwürdigste Europameisterschaft der Geschichte geht in die finale Phase, und die Kritik an der Uefa, aber auch am britischen Kabinett von Boris Johnson nehmen dramatische Ausmaße an. Selbst Berater seiner eigenen Regierung halten den Kurs des Premiers inzwischen für fundamental falsch. Aber Johnson, ein großer Freund des Sports (2012 zu Zeiten der großartigen Olympischen Spiele war er Bürgermeister von London), erfüllt bereitwillig alle Forderungen der Uefa, weil er davon träumt, dass die englische Mannschaft Europameister wird – und die Briten von den latenten politischen Problemen auf der Insel nach dem Brexit ablenkt. Es ist das typische Denkmuster, das auch die rechtslastigen Staatenlenker im Osten Europas verfolgen.

Alle Finalspiele in der Fußball-Kathedrale Wembley, die Europameisterschaft ist längst zu einer britischen Angelegenheit geworden – die Briten werden am Ende auch für mögliche fatale Folgen verantwortlich gemacht werden. Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte von der SPD, hatte schon angesichts der 45.000 Fans beim Achtelfinale zwischen England und Deutschland im Wembley-Stadion kritisiert, "wie eng die Fans stehen, wie oft sie sich umarmen und anschreien", und prophezeit: "Es haben sich sicherlich Hunderte infiziert und diese infizieren wiederum Tausende. Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich." Für "absolut verantwortungslos" hält Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Position der Uefa, der Kommerz dürfe "nicht den Infektionsschutz für die Bevölkerung überstrahlen". Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ auf ihrer Abschiedstour in England ebenfalls keinen Zweifel daran, dass sie kein Fan von Boris Johnsons Spiel mit dem Risiko ist. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO warnte vor möglichen dramatischen Folgen. Man sei sehr besorgt, hieß es.

Und es ist ja nicht nur die Fußball-Europameisterschaft. Ab dem Viertelfinale dürfen beim Tennis-Turnier in Wimbledon wieder alle Zuschauerkapazitäten auf dem Centre Court und dem Platz Nummer eins mit 14.979 und 12.345 Plätzen genutzt werden. Zum Formel-1-Rennen in Silverstone am 18. Juli sollen 140.000 Zuschauer zugelassen werden.

Selbst in Tokio wird mittlerweile eingelenkt, obwohl das Internationale Olympische Komitee an Olympia in Japan festhält. Trotz aller Naturkatastrophen, der ablehnenden Haltung der Japaner und der geringen Impfquoten. Zumindest die Eröffnungsfeier und das Entzünden des olympischen Feuers soll in der japanischen Metropole nun ohne Zuschauer stattfinden.