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Duell der Favoriten: Italien und Spanien im Vergleich

Italien überzeugte bei dieser EM von Beginn an, Spanien steigerte sich im Turnierverlauf. Im Halbfinale erwarten beide Teams nun ein umkämpftes Duell auf Augenhöhe - mit Mut zum Offensiv-Fußball.

Italien ist weiter
Italiens Leonardo Bonucci feiert Sieg über Österreich. Foto: Ben Stansall/Pool AFP/AP/dpa
Italiens Leonardo Bonucci feiert Sieg über Österreich. Foto: Ben Stansall/Pool AFP/AP/dpa

LONDON. Viermaliger Weltmeister gegen dreimaliger EM-Champion, die zwei besten Offensiven des Turniers im Duell: Das EM-Halbfinale heute zwischen Italien und Spanien (21.00 Uhr/ARD und Magenta TV) verspricht Spektakel und einen großen Fußball-Abend.

»Es wird ein offenes Spiel, in dem beide Mannschaften versuchen werden, ihren Stil auf den Platz zu bringen«, kündigte Italiens Verteidiger Leonardo Bonucci an.

Die Azzurri gehen nach starken Turnier-Leistungen als leichter Favorit ins Duell, aber auch die Furia Roja hat sich nach schleppendem Beginn ins Turnier gekämpft. Die Teams im Vergleich:

Die Defensive

Zwei EM-Gegentore hat Italien bislang kassiert, der 22 Jahre alte Torhüter Gianluigi Donnarumma konnte sich im Viertelfinale gegen Belgien mit mehreren starken Paraden beweisen. Die Oldie-Abwehr um Kapitän Giorgio Chiellini (36) und Leonardo Bonucci (34) steht sicher, nur ein Gegentor gegen Österreich und einen Elfmeter-Treffer von Belgien ließ sie zu. Ein Verlust ist der Ausfall des bislang überragenden Linksverteidigers Leonardo Spinazzola mit einem Achillessehnenriss.

In der spanischen Innenverteidigung war über Jahre Sergio Ramos die Institution. Doch der 35-Jährige verpasste das Turnier - und wäre auch längst nicht mehr selbstverständlich gesetzt. Manchester Citys Aymeric Laporte stand bislang in jedem EM-Spiel auf dem Platz, an dessen Seite setzte Trainer Luis Enrique entweder Eric García oder Pau Torres ein. In der Gruppenphase kassierte Spanien ein Gegentor - und das durch Weltfußballer Robert Lewandowski. Im Achtelfinale gegen Kroatien waren es allerdings schon drei, das erste nach einem Missgeschick von Torwart Unai Simón, der dafür im Viertelfinale gegen die Schweiz zum Elfmeterhelden wurde.

Das Mittelfeld

Jorginho, Marco Verratti und Nicolò Barella - das Mittelfeld der Azzurri wird in Italien mit dem von Spaniens Weltmeister-Elf 2010 um Xavi und Iniesta verglichen. »Es ist eins der besten Mittelfelde, in dem ich je gespielt habe«, sagte Barella über seine Teamkollegen, die dafür sorgen, dass die Azzurri mit vielen Pässen ballsicher und schnell nach vorne kombinieren. Der 24 Jahre alte Inter-Profi übernimmt eher das kämpferische Element. Als Joker für das Mittelfeld stehen die Doppel-Torschützen Matteo Pessina und Manuel Locatelli bereit.

Der große Stabilisator der Spanier ist Sergio Busquets, von der Zeitung »Marca« jüngst zum »Superkapitän« getauft. Unter Enrique gewann der inzwischen 32-Jährige beim FC Barcelona die Champions League, er gehörte zudem als Stammspieler zu jenem magischen spanischen Kader 2010 und 2012. Neben ihm verrichtet Routinier Koke (29) gekonnt seinen Dienst - und Teenager Pedri, mit 18 Jahren jüngster Spieler im Kader, zeigt bei der EM, warum er in Barcelona als großes Versprechen für die Zukunft gilt. Von der Bank kann Enrique zudem den früheren Bayern-Künstler Thiago bringen, der immer in der Lage ist, ein Spiel zu drehen.

Die Offensive

Der Angriff könnte vor dem Duell mit den Spaniern die wohl größte Schwachstelle der Azzurri sein. Mittelstürmer Ciro Immobile enttäuschte nach zwei Treffern in der Vorrunde in den K.o.-Spielen und bekam viel Kritik. Besser in Form sind die offensiven Außen: Lorenzo Insigne gelang gegen Belgien ein Traumtor, Federico Chiesa dürfte rechts erneut den Vorzug vor Domenico Berardi erhalten.

Offensiv konnte es Spanien eigentlich immer. Zu EM-Beginn gab es aber reichlich Diskussionen. Mittelstürmer Alvaro Morata berichtete nach den zwei Remis zum Auftakt über Drohungen und Beleidigungen. Enrique setzt auf ein 4-3-3-System, weshalb er neben dem 28-Jährigen Morata zwei weitere sehr offensive Spieler einsetzt. Gegen Italien wird Pablo Sarabia aber sehr wahrscheinlich verletzt fehlen. Die zwölf EM-Tore, die meisten aller Teilnehmer, sprechen inzwischen für sich. Sechs davon erzielten die Offensiven Morata, Sarabia und Ferran Torres.

Die Trainer

Roberto Mancini war auch am Tag vor dem Halbfinal-Klassiker total entspannt. »Wir haben beide ein gutes Turnier gespielt, die Chancen sind ausgeglichen«, prognostizierte der 56-Jährige, der Italien nach der verpassten WM 2018 übernahm und innerhalb von drei Jahren wieder zu einem Titelkandidaten formte. Mancinis Umstellungen fruchten schon bei diesem Turnier: Das Team spielt mutig nach vorne, verteidigt konsequent und setzt den klaren Plan des Trainers auf dem Platz um.

Luis Enrique blieb sich vor und während des Turniers treu. Der 51 Jahre alte Ex-Profi, der mit dem FC Barcelona auf Club-Ebene alles gewonnen hat, ruht in sich. Er nahm nur 24 statt der 26 möglichen Spieler mit - keiner von ihnen spielt bei Real Madrid. »Luis Enrique, der Anführer, der eine Mannschaft aus dem Nichts erschaffen hat«, schrieb die spanische Sportzeitung »Sport« jüngst. (dpa)

Fußball-EM

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