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Zustellerfest in Reutlingen: Gut für die Gesellschaft - und gesund dazu

Was lockt 73 GEA-Austrägerinnen und Austräger in den Reutlinger Oertel-Saal? Essen, Ehrungen, Comedy. Aber auch Fragen an Verleger Valdo Lehari und Andreas Schrade von S-Mail.

Die Austrägerinnen und Austräger des GEA genießen bei ihrem jährlichen Treffen - diesmal im Oertel-Saal auf dem GEA-Gelände am B
Die Austrägerinnen und Austräger des GEA genießen bei ihrem jährlichen Treffen - diesmal im Oertel-Saal auf dem GEA-Gelände am Burgplatz - ein reichhaltiges Büffett. Foto: Steffen Schanz
Die Austrägerinnen und Austräger des GEA genießen bei ihrem jährlichen Treffen - diesmal im Oertel-Saal auf dem GEA-Gelände am Burgplatz - ein reichhaltiges Büffett.
Foto: Steffen Schanz

REUTLINGEN/REGION. Mitten in der Nacht aufstehen, um Zeitungen und Prospekte zu den Lesern zu bringen. In mehrstündigen Touren von zweieinhalb bis zehn Kilometern. Mit dem Auto, dem Lastenrad oder zu Fuß. Wer macht sowas und wieso? Petra Geyer tut das aus Überzeugung: »Wie mit dem Sechs-Uhr-Gebimmel der Kirchenglocke startet der Tag mit der gedruckten Tageszeitung auf dem Frühstückstisch«, findet die Betzingerin. Um das auch den Menschen in Gönningen und Degerschlacht zu ermöglichen, ist sie dort in zwei Bezirken sechs Tage die Woche zwischen 2.15 bis 4.30 Uhr auf Tour. Bei Beate Frey kommt zum Verantwortungsgefühl für ihre informationshungrigen Mitbürger in Rommelsbach die Freude am Gehen - aber nicht um jeden Preis. Zustellerinnen und Zusteller des Reutlinger General-Anzeigers (GEA) legen auch Wert darauf, ordentlich behandelt und entlohnt zu werden. Dann sind sie ihrem Arbeitgeber über Jahre treu. Das zeigte das jährliche Zustellerfest am Samstag im Oertel-Saal auf dem GEA-Gelände am Reutlinger Burgplatz.

Blick von der Bühne in den Saal des diesjährigen GEA-Zustellertreffens.
Blick von der Bühne in den Saal des diesjährigen GEA-Zustellertreffens. Foto: Steffen Schanz
Blick von der Bühne in den Saal des diesjährigen GEA-Zustellertreffens.
Foto: Steffen Schanz

Von insgesamt gut 360 mit dem Austragen der Printprodukte beschäftigten Mitarbeitern waren 73 der Einladung ihres Arbeitgebers S-Mail und dem daran beteiligten GEA gefolgt. Zu kostenlosen Getränken unterhielt sie dort nach einem reichhaltigen Büfett von der Roßberg-Gaststätte der schwäbische Comedian »Manfred Zickzack« alias Dieter von Au. GEA-Verleger Valdo Lehari jr. und Andreas Schrade von S-Mail hoben die Bedeutung der Zusteller hervor. Voll Respekt vor der Arbeit, die diese jede Nacht leisten.

»Ohne Sie würden Redaktionen, Marketing- und Anzeigenabteilung ihre Arbeit umsonst tun«

Wo es Demokratie und Pressefreiheit gibt, da gebe es auch Wohlstand, betonte Lehari. Bei allem Wandel und all den neuen Entwicklungen durch elektronische Medien: »Die Leute wollen etwas Gedrucktes in der Hand halten.« Wie einst beim Spickzettel merke man sich das, was man in einer Zeitung oder einem Buch gelesen hat, besser als das via Bildschirm oder Display Einverleibte. »Da kommen Sie ins Spiel, denn ohne Sie würden Redaktionen, Marketing- und Anzeigenabteilung ihre Arbeit umsonst tun«, sagte der 71-Jährige an die 18- bis Über-80-jährigen Zusteller im Saal gerichtet.

Valdo Lehari erläutert die aktuellen Entwicklungen in der Zeitungsbranche.
Valdo Lehari erläutert die aktuellen Entwicklungen in der Zeitungsbranche. Foto: Steffen Schanz
Valdo Lehari erläutert die aktuellen Entwicklungen in der Zeitungsbranche.
Foto: Steffen Schanz

Im Prinzip müssten Austrägerinnen und Austräger von der Krankenversicherung befreit werden, »weil sie etwas für die Gesellschaft tun, aber auch für ihre Gesundheit«, erklärte er schmunzelnd. Um die Zeitung im Kern zu erhalten, gelte jedoch auch für sie vermehrt, zusätzliche Aufgaben zu übernehmen. Schrade, der stellvertretende Geschäftsführer von S-Mail, fügte hinzu, die reine Zeitungszustellung sei nicht mehr üblich. Mit dem »Hybridmodell« führe man also nichts Neues ein.

Helmut Kehrer (rechts) hat 40 Jahre lang ohne einen Fehltag den GEA ausgetragen. Dafür dankte ihm der Verleger Valdo Lehari.
Helmut Kehrer (rechts) hat 40 Jahre lang ohne einen Fehltag den GEA ausgetragen. Dafür dankte ihm der Verleger Valdo Lehari. Foto: Steffen Schanz
Helmut Kehrer (rechts) hat 40 Jahre lang ohne einen Fehltag den GEA ausgetragen. Dafür dankte ihm der Verleger Valdo Lehari.
Foto: Steffen Schanz

Für ihre »Leistungsbereitschaft und Verantwortung über viele Jahre« zeichneten die beiden zusammen mit Stefan Schmidt, dem Leiter der Abteilung Lesermarkt und Marketing beim GEA, zahlreiche Mitarbeiter aus. Allen voran den 83-jährigen Helmut Kehrer aus Reicheneck, der als Vertretung seiner Frau sogar schon vor 65 Jahren mit dem Austragen begonnen hatte. Selbst war er nun insgesamt 40 Jahre lang für einen Bezirk in der GEA-Zustellung verantwortlich - ohne einen einzigen Fehltag, wie Schrade am Rande erzählte: »War das Ehepaar Kehrer im Urlaub, sprangen die Kinder ein.« Lehari illustrierte die Leistung des Jubilars mit beeindruckenden Zahlen: Mit 780 Kilometern Strecke pro Jahr brachte es Kehrer bis zu seinem Ruhestand im Frühjahr in vier Jahrzehnten auf 31.200 gelaufene Kilometer, 300.000 Kilogramm transportierte Zeitungen und Prospekte sowie 17.264 Arbeitsstunden - »bei Nacht und Nebel, Regen und Kälte«.

Für jeweils 25 Jahre Zusteller-Tätigkeit wurden geehrt: Gabriele Götz aus Gönningen, die Lehari zufolge ebenfalls »schon 20.000 Kilometer hinter sich« hat, und Haide Förster aus Pfullingen, die 2,6 Kilometer je Tour zurücklegt, um durchschnittlich 122 Abos zu ihren Lesern zu bringen. In Abwesenheit erging die Ehrung für 25 Jahre auch Nicol Bauer aus Reutlingen.

Stefan Schmidt vom GEA-Marketing und Verleger Valdo Lehari (von links) sowie Andreas Schrade von S-Mail (rechts) zeichnen Helmut
Stefan Schmidt vom GEA-Marketing und Verleger Valdo Lehari (von links) sowie Andreas Schrade von S-Mail (rechts) zeichnen Helmut Kehrer (Mitte) für seinen 65- beziehungsweise 40-jährigen Einsatz sowie Haide Förster und Gabriele Götz (Dritte und Fünfte von links) für jeweils 25 Jahre in der Zustellung des Reutlinger General-Anzeigers aus. Foto: Steffen Schanz
Stefan Schmidt vom GEA-Marketing und Verleger Valdo Lehari (von links) sowie Andreas Schrade von S-Mail (rechts) zeichnen Helmut Kehrer (Mitte) für seinen 65- beziehungsweise 40-jährigen Einsatz sowie Haide Förster und Gabriele Götz (Dritte und Fünfte von links) für jeweils 25 Jahre in der Zustellung des Reutlinger General-Anzeigers aus.
Foto: Steffen Schanz

Andreas Schrade versprach, S-Mail arbeite an der Vernetzung zwischen Fahrern und Zustellern. Die direkte Kommunikation etwa im Fall von Verzögerungen soll bald über eine eigens entwickelte App möglich sein. Derzeitige Verspätungen bei der Auslieferung lägen aber nicht an den Spediteuren, sondern an Druckverzögerungen.

"Weitere Wege und Wartezeiten werden selbstverständlich ordentlich vergütet""

Beate Frey und eine Handvoll Kollegen nutzten die Gelegenheit, im Austausch mit den Chefs auf ärgerliche Wartezeiten und ihre Sorgen vor der zusätzlichen Übernahme von Briefzustellungen hinzuweisen. Lehari betonte, beides werde »selbstverständlich ordentlich vergütet«. Man beschäftige bewusst keine Mini-Jobber, sondern bezahle entsprechend dem gesetzlichen Mindestlohn. Und der »läuft auf Zeitbasis«. (GEA)

Neue Mitarbeiter willkommen

Nähere Informationen zur Arbeit als Zusteller oder Zustellerin des Reutlinger General-Anzeigers und über freie Stellen finden Sie unter Karriere-gea.de oder per Telefon unter 07121 302455 von 8 bis 16 Uhr (montags bis freitags). (GEA)