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Wieso steht ein großer Zaun am B28-Rastplatz in der Nähe des Reutlinger Gewerbegebiets?

In den Sommermonaten war die vierspurige B28 zwischen Reutlingen und Tübingen in weiten Teilen saniert worden. Kurz danach bekam der kleine Park- und Rastplatz in der Nähe des Reutlinger Gewerbegebietes Mark West einen großen neuen Zaun und noch einiges mehr. Ein GEA-Leser wollte wissen, was es damit auf sich hat.

Alte Sitzgelegenheit, aber neues Warnschild und hoher silberner Zaun. Dazu jede Menge achtlos weggeworfener Müll. So stellt sich
Alte Sitzgelegenheit, aber neues Warnschild und hoher silberner Zaun. Dazu jede Menge achtlos weggeworfener Müll. So stellt sich der kleine Rastplatz an der B28 auf Höhe des Reutlinger Gewerbegebietes Mark-West aktuell dar. Foto: Ralf Rittgeroth
Alte Sitzgelegenheit, aber neues Warnschild und hoher silberner Zaun. Dazu jede Menge achtlos weggeworfener Müll. So stellt sich der kleine Rastplatz an der B28 auf Höhe des Reutlinger Gewerbegebietes Mark-West aktuell dar.
Foto: Ralf Rittgeroth

REUTLINGEN. Ein Dixie Klo, ein Schild und ein ziemlich großer und stabiler silberner Zaun: Der nur knapp hundert Meter lange und lediglich wenige Meter breite Park- und Rastplatz an der vierspurigen B28 auf Höhe des reutlinger Gewerbegebietes Mark West ist ein wenig umgestaltet worden. Die alte Sitzgelegenheit ist geblieben und auch die überdachten Hinweisschilder an der Ausfahrt. Doch wieso sind jetzt ein recht massiver Zaun und ein Hinweisschild aufgestellt worden, das gleich in sechs Sprachen mit einer Warnung aufwartet? Das wollte ein GEA-Leser wissen.

Verantwortlich für die Neuausstattung des alten Parkplatzes ist das Landratsamt Tübingen. Die Behörde hat nicht nur den knapp vier Meter hohen, rostfreien Zaun errichtet, sondern gleich davor auch ein Warnschild, das vor der Afrikanischen Schweinepest warnt. In sechs Sprachen, unter anderem in Deutsch, Englisch und Rumänisch wird auf die Gefahr einer Ausbreitung der Schweinepest hingewiesen.

Umgestaltung aus unterschiedlichen Gründen

Doch gehören Zaun und Warnschild tatsächlich zusammen? Sind beide aufgestellt worden, weil sich Warnung und Schutzzaun ergänzen? Mitnichten, wie der GEA vom Landratsamt Tübingen erfährt.

Die Warnung vor der Schweinepest gehört zu einer bundesweiten Initiative des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Solche Warnschilder werden seit 2020 sukzessive an den Rastplätzen in ganz Deutschland installiert. Sie sollen Auto- und Lkw-Fahrer auf die Gefahr einer Ausbreitung des Virus hinweisen, das sich schnell über Wildschweine auf Hausschweine übertragen kann.

»Beispielsweise ist in Polen die Schweinepest verbreiteter als hierzulande. Wenn jemand aus Polen Essensreste, die mit dem Schweinepestvirus belastet sind, hier wegwirft und ein Wildschwein frisst diese, ist die Infektionsgefahr groß«, so der Wildtierbeauftragte des Landkreises Reutlingen, Rupert Rosenstock. Die Zahl der Wildschweine sei auch in der Nähe der B28 groß genug, dass diese ihren Weg durchaus bis zu dem kleinen Rastplatz finden würden. »Für achtlos weggeworfene Essensreste in der Landschaft haben die Tiere ein Gespür. Die wittern diese einfach zu findende Mahlzeit«, meint Rosenstock.

Zaun kann Wildtiere auf Dauer nicht fernhalten

Soll also der neue Zaun die Wildtiere davon abhalten, auf den Rastplatz zu gelangen, um hier auf möglicherweise belastete Lebensmittelreste zu stoßen und sie zu fressen? »Wildschweine und auch andere Wildtiere sind sehr clever, die lassen sich nicht von einem solchen Zaun abhalten, sei er auch noch so hoch. Die laufen einfach drumherum, oder graben sich unten durch«, weiß Rupert Rosenstock. Das kann es also nicht sein.

Die Antwort kommt von Martina Guizetti, der Sprecherin des Tübinger Landratsamtes. Der Zaun steht vielmehr dort, um die angrenzenden Felder zu schützen: »Die Pächter und Eigentümer beschweren sich bereits seit mehreren Jahren, dass Unrat, welcher von Nutzern des Parkplatzes als wilder Müll im Bereich des Parkplatzes ausgeworfen wird, durch Windböen in die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen eingetragen wird.«

Ganz offenkundig ein großes Problem, nicht erst seit gestern: »Durch den Müll werden landwirtschaftlichen Erzeugnisse wie Gras, Silage und noch mehr verschmutzt und in Teilen unbrauchbar. Gegebenenfalls sind diese sogar als Sondermüll zu entsorgen. Weiter wurde befürchtet, dass auch eine Gefährdung von Leib und Leben der Tiere gegeben sein kann, wenn diese Unrat verschlucken könnten«, so die Sprecherin des Landkreises.

Müll und Unrat bleiben ein Problem

Deshalb habe sich die Behörde mit dem Regierungspräsidium Tübingen geeinigt, den 30.000 Euro teuren Schutzzaun aufzustellen, nachdem die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Fahrbahn der vierspurigen B28 im Spätsommer abgeschlossen waren.

So wird am Beispiel dieses kleinen Parkplatzes deutlich, wie gefährlich und teuer es doch sein kann, Müll, Lebensmittel und Essensreste einfach in der Landschaft zu entsorgen. Selbst wenn der Schweinepestvirus nicht auf den Menschen übertragbar ist. Als der GEA sich auf dem Rastplatz umgesehen hat, war dieser übrigens mit Kartonagen, Flaschen, Glasscherben, Tetrapaks und sonstigem Unrat regelrecht zugemüllt. (GEA)

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