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Reutlingens OB Keck bescheinigt Tübingern Selbstsucht

Tübingen hat bei einem Bürgerentscheid entschieden, dass durch die Innenstadt keine Regionalstadtbahn fahren soll. Die benachbarte Stadt Reutlingen ist nicht so angetan - im Gegenteil.

Reutlingen - Oberbürgermeister Thomas Keck
Thomas Keck (SPD), Oberbürgermeister von Reutlingen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild
Thomas Keck (SPD), Oberbürgermeister von Reutlingen. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

REUTLINGEN. Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) hat den Tübingern wegen ihres Neins zur Regionalstadtbahn durch die Innenstadt Kurzsichtigkeit vorgeworfen. Dass die Mehrheit der Tübinger beim Bürgerentscheid am vergangenen Sonntag gegen eine Innenstadtstrecke votieren werde, habe sich abgezeichnet, sagte Keck der Deutschen Presse-Agentur. »Ich kann das nach wie vor nicht verstehen. Hier hat sich kleinkariertes und selbstsüchtiges Kleinstadtdenken durchgesetzt. Außerdem hat es die größte Solidaraktion, die es in unserer Region seit Menschengedenken gegeben hat, durchbrochen. Ausgerechnet aus einer großen Stadt, die sich immer so weltoffen gibt«, betonte Keck.

Eine Mehrheit von 57,39 Prozent der Tübinger hatte am Sonntag gegen das Millionen-Projekt gestimmt. Die Entscheidung ist gesetzlich für drei Jahre verbindlich. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) will mögliche Alternativen diskutieren.

Eine Regionalstadtbahn durch Tübingen wäre aus Sicht Kecks eine gewaltige Entlastung in Hinsicht auf die Pendlerströme gewesen. Rund 10 000 Menschen arbeiteten in den Kliniken und den naturwissenschaftlichen Universitätsinstituten oberhalb der Tübinger Innenstadt. »Diese Chance ist jetzt erst einmal verspielt worden«, sagte Keck.

Auch Reutlingen leide ungemein unter den Pendlerströmen, erläuterte Keck. Jeden Tag ergieße sich in den frühen Morgenstunden eine sogenannte Perlenschnur durch die Stadt. »Wegen der brennenden Autoscheinwerfer nennen wir das so.« Die Reutlinger Innenstadtstrecke der geplanten Regionalstadtbahn, die bis nach Engstingen führen solle, werde eine gewaltige Entlastung sein.

Die Regionalstadtbahn ist das größte Infrastrukturprojekt der Region Neckar-Alb mit etwa 700 000 Menschen. Dabei sollten die im Umland bestehenden Eisenbahnstrecken genutzt und über Straßenbahnstrecken mit den Innenstädten Tübingen und Reutlingen verbunden werden. Nach dem Bürgerentscheid ist Tübingen erstmal außen vor.

»Langfristig haben die Tübinger sich auch wirtschaftlich keinen Gefallen getan. Denn durch den Bau der Innenstadtstrecke in Reutlingen wird es viel mehr Menschen nach Reutlingen ziehen. Tübingen hat das Nachsehen«, urteilte Reutlingens Oberbürgermeister. (dpa)

Infos des Zweckverbands zur Regionalstadtbahn

Geplante Innenstadtstrecke Tübingen

Infos der Stadt Tübingen zur Regionalstadtbahn

Ergebnis des Bürgerentscheids