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Nach Stadtbahnentscheid: Tübinger Gemeinderat bittet um Beurlaubung

Ernst Gumrich - Mitglied der Fraktion Tübinger Liste - war einer der führenden Köpfe der BI Gleisfrei. Sein Antrag auf Beurlaubung bis zum Jahresende ist als direkte Folge des teilweise heftigen Zoffs um die Innenstadtstrecke zu sehen.

Ein Foto von Ernst Gumrich aus dem Jahr 2019. Foto: Veit Müller
Ein Foto von Ernst Gumrich aus dem Jahr 2019.
Foto: Veit Müller

TÜBINGEN. Ernst Gumrich, der Fraktionsvorsitzende der Tübinger Liste, hat um eine Beurlaubung bis Ende 2021 von seiner Tätigkeit als Gemeinderat und Mitglied zugehöriger Aufsichtsräte und anderer Gremien gebeten. Das teilt die Tübinger Liste mit.

Gumrich schreibt in seinem Antrag auf Beurlaubung, der dem GEA vorliegt: »In den letzten Monaten haben heftige persönliche Anfeindungen mittelbar gesundheitliche Probleme in meinem familiären Umfeld ausgelöst, die eine Betreuung durch mich und den zeitweiligen Ortswechsel aus Tübingen heraus unerlässlich machen.« Er verzichte in der Zeit der Beurlaubung auf seine Entschädigung als Gemeinderat heißt es weiter. Den kommissarischen Fraktionsvorsitz übernehme Reinhard von Brunn. Obwohl der Stadtbahn-Entscheid in Gumrichs Schreiben nicht direkt erwähnt wird, ist sein Antrag als direkte Folge zu sehen.

In der Geschäftsordnung des Gemeinderats ist festgelegt, dass der Oberbürgermeister »Mitglieder des Gemeinderats zum Zweck der Pflege von Angehörigen für längstens sechs Monate« beurlauben kann. Voraussichtlich werde die Beurlaubung in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag angesprochen, heißt es aus der städtischen Pressestelle. Und weiter: Es habe schon früher Fälle von Beurlaubungen gegeben. Dabei haben es sich allerdings um Stadträtinnen gehandelt, die in den Mutterschutz gegangen seien. 

Einer der führenden Köpfe der BI Gleisfrei

Gumrich war einer der führenden Köpfe der Bürgerinitiative Gleisfrei, die sich gegen den Bau der Innenstadtstrecke (ISS) der Regionalstadtbahn in Tübingen eingesetzt hatte. Zwischen Befürwortern und Gegnern der Innenstadtstrecke hatte es in den vergangenen Wochen teilweise harsche Auseinandersetzungen vor allem auf Social Media und in der Lokalpresse gegeben. Immer wieder hatten sich OB Boris Palmer - ein Befürworter der ISS - und Gumrich in Postings und Kommentaren gegenseitig scharf kritisiert. OB Palmer hatte die »Methoden« der BI Gleisfrei im GEA-Gespräch als »unlauter« kritisiert und ihren Wortführern teilweise Verdrehung der Fakten vorgeworfen. 

Auch auf ihrer Facebook-Seite deutet die Tübinger Liste an, dass das Ringen um den Innenstadtstrecken-Entscheid für ihre Mitglieder belastend war, Gumrich wird dort aber nicht explizit genannt. So heißt es in einem Posting: »Wenn Ihr jetzt hier und anderswo eine Weile nichts zu diesem Thema von uns hört, deutet das nicht auf ein plötzliches Desinteresse. Wir haben die Emotionen dieses Wahlkampfes sehr persönlich zu spüren bekommen und wissen, dass sie auf beiden Seiten erst eine Weile abklingen müssen. Danach lässt sich die Diskussion sachlich und mit engagiertem, aber kühlen Kopf wieder aufnehmen.« (GEA)