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Mehr Kriminalität im Kreis Reutlingen

Die Zahl der Straftaten steigt 2023 erneut an und nähert sich dem Vor-Pandemie-Niveau

Die Polizei hatte im vergangenen Jahr mit mehr Kriminalität zu tun.  FOTO: KNEFFEL/DPA
Die Polizei hatte im vergangenen Jahr mit mehr Kriminalität zu tun. FOTO: KNEFFEL/DPA
Die Polizei hatte im vergangenen Jahr mit mehr Kriminalität zu tun. FOTO: KNEFFEL/DPA

REUTLINGEN. Die Pandemie gehört der Vergangenheit an, das normale, öffentliche Leben nimmt wieder seinen gewohnten Gang – und damit nähern sich auch die Straftaten wieder dem Vor-Corona-Niveau. Zwar liegt die Zahl der erfassten Straftaten noch unter denen aus den Jahren 2015 bis 2019, aber sie stieg 2023 erneut an. Im Kreis Reutlingen lag die Zahl um 3,9 Prozent über der des Vorjahres, die Zahl der gesamten Straftaten stieg von 12.905 auf 13.407 an.

- Diebstähle und Einbrüche

Vor allem im Bereich der Diebstähle gab es Zuwächse. Die Anzahl der Ladendiebstähle hat sich um 29 Prozent auf 1.578 erhöht. »Zunehmende wirtschaftliche Sorgen in der Bevölkerung könnten mit dem Kriminalitätsaufkommen in Zusammenhang stehen«, schreibt Udo Vogel, Präsident des Polizeipräsidiums Reutlingen, in der Kriminalstatistik für das Jahr 2023. Die schwächelnde Konjunktur und die steigende Inflation seien hierfür Risikofaktoren. Konstant niedrig ist die Zahl der Wohnungseinbrüche, die um fünf Fälle auf 118 nach oben ging.

- Gewaltkriminalität

Auch die Gewaltkriminalität nahm um 9,5 Prozent zu, die Taten stiegen um 216 auf 2.478 an. Dies bedeutet einen 20-Jahres-Höchststand. Die Angriffe auf Polizeibeamte erhöhten sich erneut. Raubdelikte gab es im Kreis 29,2 Prozent mehr (93), zu Körperverletzungen kam es in 1.705 Fällen (plus 7,9 Prozent).

- Sexualdelikte

Die Fälle, in denen gegen die sexuelle Selbstbestimmung verstoßen wurde, sind weniger geworden, ebenso die Verbreitung pornografischer Schriften: Sie nahmen um 17 Prozent (nun 263 Fälle) und 28,2 Prozent ab (112 Fälle) . Den Großteil der Taten macht die Verbreitung pornografischer Schriften aus.

- nichtdeutsche Tatverdächtige

Nach oben schnellte der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen. Er liegt nun bei 41,2 Prozent oder 2.482 Personen. Das sind 14,9 Prozent mehr als im Jahr 2022 (2022: 2.142), dabei sind die Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz, Asylgesetz oder Freizügigkeitsgesetz der EU nicht mit eingerechnet. »Dies markiert einen neuen 20-Jahres-Höchststand«, heißt es im Bericht, und hängt mit der starken Zuwanderung zusammen.

- Cyber-/Wirtschaftskriminalität

Auch diese erreichte 2023 einen neuen Höchststand: Ein Plus von 23,8 Prozent war hier zu verzeichnen (2023: 260), die Delikte bei den Wirtschaftsverbrechen nahmen um 33,7 Prozent zu (131).

- Aufklärungsquote

Die Polizei konnte ihre Aufklärungsquote steigern, 63,1 Prozent der Täter wurden gefasst, 2022 waren es noch 60,6 Prozent. Die Kriminalitätsbelastung in den Kommunen des Kreises liegt deutlich unter dem Landesschnitt. In Kombination mit der guten Aufklärungsquote verdeutliche das einmal mehr, dass die Bürger »in unserer Region weiterhin gut und sicher leben können«, so Vogel.

- Höchste Kriminalitätsbelastung

Diese liegt im Landkreis in der Stadt Metzingen: 1.620 Straftaten wurden hier begangen, 18,6 Prozent mehr. Der Grund: Die Outlet-City lockt zahlreiche Langfinger an: Unter den 912 Diebstählen wurden 519 in Läden begangen.

- Höchster zahlenmäßiger Anstieg

Der höchste zahlenmäßige Anstieg ergab sich in Reutlingen mit einem Zugang von 396 Straftaten (5,5 Prozent). Mit insgesamt 7.619 Fällen wurde ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. Deutliche Steigerungen waren bei den Diebstählen (2.449) und Körperverletzungsdelikten (plus 113 auf 1.037 Fälle) zu verzeichnen. Bei den Raubstraftaten (72) und Körperverletzungsdelikten (302) wurde jeweils ein 20-Jahres-Hoch erreicht. Dennoch ist Reutlingen laut der Statistik die sicherste Großstadt im Land.

- Geringste Belastung

Am sichersten lebte es sich 2023 in Pfronstetten, wo 13 Straftaten begangen wurden, sogar noch eine weniger als im Vorjahr.

- Höchster prozentualer Anstieg

Die größte prozentuale Steigerung bei Kriminalfällen verzeichnete die Polizei in Grafenberg. 21 Taten mehr als 2022 gab es in der Gemeinde, insgesamt 65. Besonders elf Sachbeschädigungen trugen zu der Steigerung bei, darunter eine Serie, bei der Reifen zerstochen wurden.

- Fünf-Jahres-Hoch

Plus 40 Prozent erreichte die kleine Albgemeinde Grabenstetten bei der Zahl der Straftaten: Insgesamt wurden 35 verübt, darunter Diebstähle und Sachbeschädigungen. So viel wie in den vergangenen fünf Jahren nicht.

- Zehn-Jahres-Hoch

Noch deutlicher sind die Zahlen in Trochtelfingen, hier haben die Straftaten ein Zehn-Jahres-Hoch erreicht. 21 Diebstähle mehr (46), fünf tätliche Angriffe (nun fünf) sowie fünf Straftaten gegen die Umwelt mehr (nun 7) lassen das Niveau nach oben schnellen.

- Stärkster Rückgang

Aber auch Rückgänge hat die Statistik aufzuweisen: In Münsingen nahmen die Straftaten um 115 Fälle ab, in Zwiefalten um 48. Grund ist, dass in Münsingen 2022 eine hohe Zahl von gefälschten Tierimpfpässen (60) im Umlauf war, was den Straftatbestand der Urkundenfälschung erfüllte, aber auch Beleidigungen (44 auf 30) und Sachbeschädigungen (104 auf 73) gingen erheblich zurück. In Zwiefalten kamen Delikte wie Körperverletzung und Beleidigungen, die meist im Zusammenhang mit dem Zentrum für Psychiatrie stehen, 2023 seltener vor. (GEA)