REUTLINGEN. Großes Publikum für die kleine Großstadt am Fuße der Schwäbischen Alb: Reutlingen ist in der aktuellen Folge von »Gemischtes Hack« thematisiert worden - dem erfolgreichsten Podcast Deutschlands beim Streamingdienst Spotify. Mehr als eine Millionen Hörer lauschen jede Woche der Show von Comedian Felix Lobrecht sowie Moderator und Autor Tommi Schmitt. Diese wurden nun Ohrenzeugen wie die beiden über Reutlingen mit seinen rund 116.000 Einwohnern gesprochen haben.
Tommi Schmitt navigierte rhetorisch von der deutschen Hauptstadt ins Schwabenland. Der 33-Jährige hat selbst vier Monate in Berlin gelebt. Während dieser Zeit ist ihm aufgefallen, dass viele Bewohner nach einer gewissen Zeit wieder »zurück in die Heimat« ziehen. In »hippen« Stadtteilen Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg habe er das Gefühl, die Leute seien nur noch »für einen Lebensabschnitt« in Berlin, meinte Schmitt. »Sobald der Schwangerschaftstest positiv ist, ist wieder Reutlingen angesagt. Das hat man gespürt, dass da nicht so eine Verwurzelung da ist.«
Wieso Schmitt dabei ausgerechnet auf Reutlingen gekommen ist? Diese Frage hat der GEA persönlich an ihn gestellt, aber bis heute keine Antwort darauf bekommen. Aber klar ist, dass der Moderator der ZDF-Show »Studio Schmitt« mit seiner Aussage auf das Klischee der vielen Schwaben in Berlin anspielt.
So viele Reutlinger leben in Berlin
Richtig ist, dass die rund 3,7 Millionen Einwohner der Hauptstadt mehrheitlich nicht ursprünglich aus Berlin kommen. Nur 46,2 Prozent der Berliner sind laut einem Geburtsorte-Ranking des RBB aus dem Jahr 2020 auch dort geboren. Schaut man sich die Bundesländer der Zugezogenen an, kommt die mit Abstand größte Gruppe mit 191.875 Menschen aber nicht aus Baden-Württemberg, sondern aus Brandenburg. Das »Ländle« kommt mit knapp 80.000 Menschen hinter Nordrhein-Westfalen und Sachsen »nur« auf Rang vier.
Aber sind die Reutlinger unter den Schwaben nun überproportional häufig in Berlin zu finden? Laut RBB wohnen 980 in Reutlingen geborene Menschen in Berlin. Das entspricht einem Anteil von 0,1 Prozent der Berliner Bevölkerung. Das bedeutet für die 67. größte Stadt Deutschlands im Berliner Städte-Ranking nur Platz 318. Die Nachbarstadt Tübingen ist dagegen deutlich häufiger vertreten. 2.407 Berliner sind in der Universitätsstadt am Neckar geboren, was Platz 118 bedeutet.
Trotzdem benutzte Felix Lobrecht im Podcast »Gemischtes Hack« Reutlingen ein zweites Mal für einen Vergleich. »Dass Deutschland, wie es die meisten Menschen kennen, habe ich erst in den letzten zehn Jahren kennengelernt, seit ich meinen Job mache und viel herumreise«, sagte der 33 Jahre alte Comedian, der in Berlin geboren und aufgewachsen ist und dort immer noch lebt. »Das Deutschland, das ich in Berlin kennengelernt habe - in Neukölln, Kreuzberg und so - das hat gar nichts mit dem Deutschland zu tun wie in Reutlingen. Fiktive Stadt jetzt. Das ist etwas ganz anderes.«
In ihrem Podcast nehmen Lobrecht und Schmitt häufig Bezug auf vergangene Themen, wenn Hörer darauf reagieren und ihnen über Social Media neue Aspekte liefern. Falls sich genügend Reutlinger über die Erwähnung gewundert haben und eine Erklärung fordern, ist es durchaus möglich, dass Reutlingen in einer der kommenden Folgen nochmals vor einem Millionenpublikum thematisiert wird. (GEA)