REUTLINGEN. Eigentlich war die am Samstag von 18 bis 20 Uhr im Bürgerpark anberaumte Kundgebung unter dem Motto »Für Freiheit, Wahrheit und Selbstbestimmung« vom Anmelder abgesagt worden, nachdem das Reutlinger Landratsamt Auflagen wie Maskenpflicht angeordnet hatte. Dennoch strömte am Samstag eine Vielzahl von Menschen in die Reutlinger Altstadt.
Laut einer gemeinsamen Pressemitteilung der Stadt Reutlingen und des Polizeipräsidiums Reutlingen waren in der Spitze bis zu 1 500 Personen unterwegs. Bereits kurz nach 18 Uhr setzte sich ein Zug vom Tübinger Tor in Richtung Marktplatz in Bewegung. Dort wuchs die Zahl der Teilnehmer zügig an.
Der Zug der Demonstranten marschierte durch Wilhelmstraße und Gerberviertel: friedlich, aber dicht gedrängt und ohne Masken. Viel trugen Laternen und Kerzen. Immer wieder erschollen Rufe wie »Friede, Freiheit, keine Diktatur« oder »Hände weg von unseren Kindern«.
Gewaltsam durch die Polizeikette
Der Leiter des Amts für Öffentliche Ordnung Albrecht Keppler forderte die Demo-Teilnehmer nach Polizeiangaben mehrmals auf, einen verantwortlichen Versammlungsleiter zu benennen und Masken zu tragen. Diese Aufforderung sei von den Protestierenden aber ignoriert worden. In der Folge habe das Amt die Versammlung aufgelöst.
Im Anschluss daran formierte sich nach Polizeiangaben ein Aufzug in Richtung Karlstraße und Zentraler Omnibusbahnhof. Vereinzelt hätten Demonstranten Pyrotechnik abgebrannt und Fackeln entzündet. Als Polizeikräfte den Aufzug am ZOB stoppen wollten, hätten Teilnehmer mit Gewalt die Polizeikette durchbrochen, woraufhin die Beamten Pfefferspray und Schlagstock eingesetzt hätten.
Reutlingen bei Stuttgart
— TheRealTom™ ? (@tomdabassman) December 11, 2021
Samstagsdemo, exponentiell wachsend. 100... 300... 500 letzte Woche. Heute weit über 1000.#widerstand #WiderstandJetzt #Impfzwang #Impfpflicht pic.twitter.com/KCg7toYzDo
100 Platzverweise
Erst mit Unterstützung weiterer Einsatzkräfte unter anderem der Präsidien Stuttgart, Ulm und Ludwigsburg sei es gelungen, die Demonstranten gegen 20.30 Uhr im Bürgerpark festzuhalten, die Personalien zu erheben und Platzverweise zu erteilen. Die Beamten leiteten Strafverfahren wegen tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte, Beleidigung und versuchter Körperverletzung zum Nachteil von Polizeibeamten ein. Es seien rund 100 Platzverweise erteilt worden.
Ob die aggressiven Demo-Teilnehmer einer besonderen Gruppe zuzuordnen waren, konnte die Polizei gestern auf GEA-Nachfrage nicht sagen. Demo-Teilnehmer behaupteten auch, »dass die Aggression vonseiten der Polizei gekommen« sei. (pol/igl)