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Anti-Reutlingen-Plakate: Die Stadt lüftet das Geheimnis

Auf zahlreichen Plakaten macht sich Reutlingen über sich selbst lustig. Tagelang wurde gerätselt, zu welchem Zweck. Heute klären Verwaltung und Stadtmarketing auf.

Die Anti-Reutlingen-Plakate bekommen einen Zusatz. Foto: Steffen Schanz
Die Anti-Reutlingen-Plakate bekommen einen Zusatz.
Foto: Steffen Schanz

REUTLINGEN. Jede Menge Kameras und zottelige windschutzummantelte Mikrofone auf der Wiese vor dem Tübinger Tor: Die Pressekonferenz zur Auflösung des Rätsels um die Schmähkampagne »Reutlingen kannst Du nicht mögen« vor dem Tübinger Tor war bestens besucht. Oberbürgermeister Thomas Keck genoss das Rampenlicht und zeigte sich »positiv überrascht über die Anteilnahme« an der Kampagne des Stadtmarketings, die nun zu »Reutlingen kann man nicht mögen. Nur lieben« mutiert ist.

Vor einer Woche hatte man 150 Plakate an 20 Standorten mit Slogans wie »Nichts ist so langweilig wie ein aufregender Tag in Reutlingen« oder »Die Ach in Achalm ist ein trauriger Seufzer« im Reutlinger Stadtgebiet aufgehängt. Das Konzept der Tübinger Agentur »Die Kavallerie« rückt die Stadt in ein mieses Licht, was in den sozialen Medien immer läuft: In Summe durften sich die Werbestrategen über eine Reichweite von 7,5 Millionen Views freuen und in Folge dann über jede Menge Aufmerksamkeit in regionalen und überregionalen Medien, die auf virales Getümmel zuverlässig anspringen.

Agentur aus Tübingen für Anti-Reutlingen-Kampagne verantwortlich

»Wir Reutlinger glauben die Vorurteile anderer«, behauptete Stadtoberhaupt Keck bei der Pressekonferenz pauschal und rühmte die Aktion: Man habe diese Vorurteile »selbstironisch und humorvoll« aufgegriffen. Die »mutige Kampagne« interessiere ganz Deutschland, betonte er weiter. Die Resonanz zeige ihm zudem, wie »überraschend liebenswert Reutlingen ist«.

Die Auflösung der Kampagne findet sich nun im Netz (www.nurlieben.de): In kurzen Filmchen bekennen acht Reutlingerinnen und Reutlinger - darunter Kneipen-Legende Wolfgang Kohla und Ex-Profi-Fußballer Sven Schiplock - ihre Liebe zur Achalmstadt und erzählen, dass in Reutlingen die Leute nett sind, dass man sich dort wohlfühlen kann, dass man abends schön weggehen kann, vor allem in Kneipen (die teils auch werbewirksam namentlich benannt werden), dass es Mutschelabende, Stadtlauf, und Stadtfest gibt, dass man Freunde treffen kann, dass die Stadt schön grün, überschaubar und familiär, aber auch international und bunt ist. Weitere Testimonials in Fotos, Videos, Reportagen und Podcasts von weiteren Liebhaberinnen und Liebhabern sollen folgen.

Bürger sollen sich beteiligen

»Reutlingen ist schwieriger als München zu mögen«: Auch Anna Bierig, Geschäftsführerin der Reutlinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH StaRT, pflegt Negativ-Bilder im Kopf. Sie erinnerte daran, dass man sich vor sieben Jahren auf die Suche nach der Marke Reutlingen gemacht habe. Es gelte dabei, aufmerksam zu machen auf die Stadt, Besucher und Fachkräfte anzulocken, aber dafür auch die Bürger der Stadt zu »mobilisieren«.

Dass die Resonanz auf die Kampagne, die 25.000 Euro gekostet hat, nicht nur positiv ist, räumte Bierig ein. Es sei aber gelungen, »das Stadtgespräch zu entfachen«. Die Aktion gehe jetzt mit »Überraschungen«, die die Stadtvermarkterin nicht näher ausführte, weiter. Den Schmähungen folgen nun auf den Plakaten die Liebesbekenntnisse. Und jeder kann Teil der Kampagne werden: Auf dem Stadtfest am 21./22. Juni sollen Bürger in einem Fotozelt auf dem Marktplatz ihre Sympathie für die Achalmstadt kundtun. Der Liebesbrief kann aber auch direkt auf die Internetseite hochgeladen werden. 

Anti-Reutlingen-Slogans sorgen für Gesprächsstoff

In den Sozialen Medien wurde seit Veröffentlichung der Plakate viel darüber spekuliert, ob die Aktion mehr als nur ein teurer Werbe-Gag sein wird. Doch unabhängig von der Nachhaltigkeit: Für Gesprächsstoff haben die Anti-Reutlingen-Slogans auf jeden Fall gesorgt. Die Facebook- und Instagram-Beiträge des GEA zu diesem Thema wurden hundertfach kommentiert. Die Meinungen dazu gehen auseinander. Manche sind voll des Lobes, andere kritisieren, die Kampagne sei eine gigantische Steuerverschwendung." Außerdem erzeugte die Reutlinger Selbstironie deutschlandweit ein großes Medienecho. Ob die heutige Auflösung ähnlich für Gesprächsstoff sorgt? (GEA)

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Plakate, auf denen Reutlingen aufs Korn genommen wird, sorgen für Gesprächsstoff.

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