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Alte und neue Fans der Mutschel trafen sich in der Reutlinger Altstadt

Am Abend vor dem traditionellen Reutlinger Mutscheltag trafen sich 105 GEA-Leser zum Würfeln und Backen im Café Sommer.

Die selbstgebackenen Mutscheln der GEA-Leser.
Die selbstgebackenen Mutscheln der GEA-Leser. Foto: Emanuel Chatzis
Die selbstgebackenen Mutscheln der GEA-Leser.
Foto: Emanuel Chatzis

REUTLINGEN. Für viele Reutlinger ist der Mutscheltag ein Brauch, der sie begleitet, seit sie denken können. Seine Anfänge fand er vermutlich bereits im 13. Jahrhundert, seither kommen jährlich am Donnerstag nach dem Dreikönigsfest Familien und Freunde zusammen, um gemeinsam zu »mutscheln«. Bei Würfelspielen wie »Pasch«, »Große Hausnummer« oder »Der Wächter bläst vom Turme« dreht sich alles um die Mutschel, das beliebte achtzackige Hefegebäck, das die Gewinner der Spielerunden erhalten. Für GEA-Abonnenten ging der Festtag sogar einen Abend früher los: Im Café Sommer in der Wilhelmstraße kamen am Mittwochabend 105 Leser zum Mutscheln zusammen. Dazu gab es traditionellen Wurst- oder Käsesalat. Als großes Highlight durfte jeder Gast seine eigene Mutschel backen.

»Es ist schön zu sehen, wie solche Spiele fremde Leute verbinden«

Ute Spahn kennt den Mutscheltag, seit sie mit 16 Jahren nach Reutlingen gekommen ist. »Damals haben wir immer mit der Freundesgruppe in der Ringelbachbar gemutschelt«, erinnert sie sich zurück. Die Tradition, die man unbedingt aufrechterhalten müsse, begeistert Spohn gleich so sehr, dass sie mit einer Mutschel-Halskette in das Café kommt. Auch für Petra ist Mutscheln Kindheit: »Früher waren nur die Männer in der Backstube zum Würfeln und haben die Mutscheln mit nach Hause gebracht«, erzählt die Reutlingerin. Heute spielt sie mit Ute Spahn um das sternförmige Gebäck. Beide hatten sich alleine für den Abend angemeldet und dort kennengelernt. »Es ist einfach schön zu sehen, wie solche Spiele fremde Leute verbinden können«, sagt sie glücklich.

Maike, Nina, Harriet und Conny gehören zu den jüngsten Teilnehmerinnen des Abends. Für die Freundesgruppe ist die Geschichte hinter der Mutschel eher nebensächlich, stattdessen sind sie dabei, »eine eigene Tradition mit seinen Freunden daraus zu machen«, so Harriet. Eine eigene Mutschel hat an ihrem Tisch nur Nina gebacken. Der Rest lauscht gespannt den Worten von Konditor Andreas Sommer, der gemeinsam mit seinem Sohn Paul vorführt, wie der Hefeteig geformt werden muss. Danach heißt es für alle Anwesenden selbst Hand anlegen.

»Der Mutscheltag ist meine größte Kindheitserinnerung«

Elke Gutler ist »total stolz« auf ihre Mutschel. Sie ist gemeinsam mit Martina Vollmer, Susanne Gass und dem Ehepaar Ottmar und Silvia Hirrle vor Ort. Die Gruppe unterstützt sich beim Einschneiden des Teigs und jeder schwärmt von den gelungenen Formen des jeweils anderen. Stück für Stück sammeln sich immer mehr Sterne auf den Backblechen. Andreas Sommer ist begeistert von der Leistung der Teilnehmer: »Wir könnten morgen Hilfe in der Backstube brauchen«, scherzt der Konditor. Auch für ihn ist der Mutscheltag die »größte Kindheitserinnerung. Da war immer die ganze Familie dabei, das ist einfach etwas Besonderes.«

Während die Mutscheln im Ofen backen, wird es im Café Sommer immer lauter. Bei den Würfelspielen jubeln die Gewinner, Verlierer werfen scherzhaft Betrug vor, alle Anwesenden lachen miteinander und erzählen Anekdoten von früheren Mutscheltagen. Am Tisch vor der Bar lernen Bettina und Karl-Josef Kingesberger, das Ehepaar Birgit und Urban Herz kennen. »Wir sind ohne große Erwartungen hergekommen«, sagt Karl-Josef Kingesberger, »und dann sieht man direkt diese lockere Stimmung und führt so tolle Gespräche.« Für die Gruppe waren die Würfel ziemlich schnell nebensächlich, »weil wir uns einfach so gut verstanden haben. Da haben wir irgendwann nur noch miteinander geredet«, so Birgitt Herz. Die Mutscheln teilten sie dann gleichmäßig untereinander auf.

Alle 105 Teilnehmer formten ihre eigene Mutschel. Im Bild: Elke Gutler (von links), Ottmar Hirrle, Silvia Hirrle, Susanne Gass u
Alle 105 Teilnehmer formten ihre eigene Mutschel. Im Bild: Elke Gutler (von links), Ottmar Hirrle, Silvia Hirrle, Susanne Gass und Martina Vollmer. Foto: Emanuel Chatzis
Alle 105 Teilnehmer formten ihre eigene Mutschel. Im Bild: Elke Gutler (von links), Ottmar Hirrle, Silvia Hirrle, Susanne Gass und Martina Vollmer.
Foto: Emanuel Chatzis

Zum Abschluss sorgt Andreas Sommer für großen Applaus, als er verkündet: »Alle Mutscheln sind was geworden.« Keine Selbstverständlichkeit bei der schieren Menge an immer weiter gehenden Hefeteigformen. Die Besucher würdigen das Team der Konditorei mit lautem Beifall und dürfen sich dann die selbstgemachten Mutscheln abholen. Für Birgitt und Urban Herz ist das Fest am Mittwochabend natürlich noch nicht vorbei: Am eigentlichen Mutscheltag werde gemeinsam mit den Enkelkindern gemutschelt. (GEA)