REUTLINGEN. Soziale Kontakte meiden, heißt es. Abstand halten wird empfohlen. Doch anstatt Zuhause herumzusitzen, empfiehlt sich gerade für Reutlinger ein Spaziergang in die Natur. Denn wann war man das letzte Mal auf dem Georgenberg? Verdammt lange her, dabei ist es überhaupt nicht schwer hier wunderschöne Momente zu erleben.
Der 620 Meter über Normalnull hohe Gipfel dieser Erhebung vulkanischen Ursprungs ist fast überall von der Stadtmitte aus zu sehen, der Weg leicht zu finden. Einfach die Steinenbergstraße vorbei am Klinikumimmer geradeaus. Der Weg wird immer steiler, die Einblicke stets schöner. Es gibt viele liebevoll gepflegte Gütles, deren Holzhütten oder Grillstellen schon jetzt Lust auf den Sommer machen. Menschen begegnet man wie gewünscht kaum, und falls doch ist der empfohlene Mindestabstand von zwei Metern mühelos einzuhalten. Von einem simplen »Grüßgott« steckt sich auch niemand an. Das Risiko ist also gering, die Freude dagegen maximal.
Kurz vor dem Ende der Baumgrenze hat man die Wahl zwischen dem gewundenen Weg ganz hoch, oder der direkteren steilen Variante. In beiden Fällen passiert der geneigte Wanderer diesen hübsch eingezäunten Weinberg. Eine Liebhaberei der Pfullinger Bergwacht, die wirklich gelungen ist. Hier wachsen Regent-Trauben, die wie zu hören ist einen durchaus guten Tropfen ergeben. Früher war mehr Weinbau am Georgenberg, gab's zwischen den Reutlingern und Pfullingern Streit deswegen. Heute eröffnen sich dem einsamen Spaziergänger gänzlich konfliktfrei Ausblicke, die berauschend sind. Abgesehen von der einen oder anderen achtlos weggeworfenen Flasche in dieser schönen Naturlandschaft.
Die ganze Region wie auf dem Silbertablett. Die Steilvorlage für die Panoramafunktion des Smartphones. Zwar haben irgendwelche Idioten schon vor geraumer Zeit die Orientierungstafel auf dem Gipfel demoliert, auf der man ablesen konnte wo am Horizont was ist, aber dennoch sind die Aussichten ausgezeichnet. Bei gutem Wetter wie aktuell reicht der Blick über die Dächer von Reutlingen bis zum Stuttgarter Fernsehturm.
Einmal umgedreht, und der komplette Albrand inklusive Pfullingen und dem Ahlsberg liegen vor einem. Meistens ist so gut wie niemand ganz oben, aber selbst wenn man mal eine kleine Gruppe von Joggerinnen treffen sollte: Hier drängelt sich niemand. (GEA)