REUTLINGEN-ALTENBURG. 20 Jahre liegt es zurück, dass Raimund Vollmer auf die Idee des »Bildertanz« gekommen ist. Anlässlich eines Dorfabends in seiner Wahlheimat Altenburg hat es sich der gebürtige Rheinländer zum Ziel gesetzt, alle Altenburger zu fotografieren, blickt er zurück. Freilich war diese Quote zu hochgesteckt. Aber immerhin: Mehr als die Hälfte aller Altenburger waren dazu bereit. Das Ergebnis wurde auf einer großen Leinwand per Beamer gezeigt. »Der Gemeindesaal war gerammelt voll«, blickt Vollmer zurück. Für ihn war dies gleichzeitig die Initialzündung, sich mit historischen Bildern und der lokalen Geschichte zu befassen.
14.000 Follower auf Facebook
Die Idee sei ihm beim Spazierengehen gekommen, erzählt er lachend, völlig aus heiterem Himmel, denn mit der lokalen Historie hatte der gelernte Journalist bis dahin nichts am Hut. Weitere eifrige Unterstützer aus dem Dorf fanden sich schnell, darunter Ingrid und Jürgen Reich, Tanja Wack, Joachim Schäfer oder der Musiklehrer Vittorio Albano, der eigens für die Bilderschauen Musik komponierte. Schnell schwappte die Bildertanz-Initiative auf andere Bezirksgemeinden über, die ebenfalls Fotos aus der Vergangenheit sammelten und ausstellten. Der Betzinger Werner Früh verfiel noch auf die Idee, eine Seite auf Facebook zu gründen, und die Volksbank peppte ihre Mitgliederversammlungen mit historischen Fotos auf.
Damit nahm der Zusammenschluss richtig Fahrt auf. 2018 ging man ins Netz, und die Zahlen, auf die die Macher des Bildertanz' heute blicken können, sind beachtlich: 14.000 Follower schauen sich die Bilder regelmäßig an. Das Besondere ist, »dass sich der Bildertanz rein aus privaten Sammlungen ernährt«, erklärt Vollmer, weder das Stadtarchiv noch andere kommunale Einrichtungen steuern etwas bei. Großer Höhepunkt der Gruppe aus dem virtuellen Raum war die Ausstellung Reutlinger »BildeRTanz« im Jahr 2012 mit mehr als 200 historischen Aufnahmen im Großformat aus Reutlingen und der Umgebung, die in der Innenstadt zu sehen waren.
Und: Aus der Online-Gruppe entstand außerdem ein Verein – der Altenburger Geschichts- und Heimatverein, ein Unikum, denn keine andere Bezirksgemeinde hat einen eigenen Geschichtsverein. Regelmäßig lädt man zu informativen Abenden ein, die sich um Geschichte, aber auch um Politik und gesellschaftliche Themen drehen, erzählt die Vorsitzende Petra Hann-Bader.
Neben der Fotografie widmete sich Vollmer seit 2009, also dem ersten Jahr des Vereinsbestehens, auch dem Filmen: Mehr als 50 Interviews mit Zeitzeugen hat er aufgenommen, die auf das Jahr 1945 zurückblickten. Daraus hat er einen zweistündigen Film geschnitten, den er an der Jubiläumsfeier des Heimat- und Geschichtsvereins OB Thomas Keck überreichen wird, damit der ihn an die Schulen weitergibt. Kecks Lehrer Rudolf Walz kommt darin übrigens auch zu Wort.
Ein weiterer Teil der Feier besteht in der Vernissage zu der Altenburger Ausstellung im Rathaus, die unter dem Motto steht »Es war einmal und ist immer noch einmalig«. Zwei Jahre wird sie die Altenburger im Rathaus-Foyer begrüßen – eines der Bilder wurde von der Bezirksgemeinde bereits gekauft und wird dort dauerhaft bleiben. (GEA)