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Was Reutlinger Bosch-Mitarbeiter zum Stellenabbau sagen

Der Autozulieferer Bosch hat heute Morgen bekannt gegeben, 600 Stellen bis 2022 abzubauen. 500 entfallen auf den Standort Reutlingen. Der GEA hat vor dem Werk in der Tübinger Straße mit Mitarbeitern gesprochen.

Das Bosch-Werk in der Tübinger Straße in Reutlingen.  FOTO: EGENBERGER
Das Bosch-Werk in der Tübinger Straße in Reutlingen. Foto: Kaya Egenberger
Das Bosch-Werk in der Tübinger Straße in Reutlingen.
Foto: Kaya Egenberger

REUTLINGEN. »Die Stimmung ist getrübt«. Am Donnerstagmittag ist das auf Nachfragen des GEAs wohl der meistgebrauchte Satz vor dem Reutlinger Bosch-Werk in der Tübinger Straße. Am Morgen hatte das Unternehmen die Mitarbeiter über den Plan informiert, 600 Stellen durch Altersteilzeit-, Vorruhestandsregelungen und Abfindungen abbauen zu wollen. 500 Arbeitsplätze sollen auf den Standort Reutlingen entfallen.

Details zu der Stimmung, die im Unternehmen nach der Ankündigung herrscht, will an diesem Mittag kaum ein Mitarbeiter preisgeben. Hektisch laufen die Angestellten gegen Schichtwechsel um 14:30 Uhr vom Gelände. Interviews, vor der Kamera etwas sagen, überhaupt reden – fast alle wollen das nicht. »Keine Zeit«, »Bitte jetzt nicht«, »Betrifft mich nicht«. Die Beschäftigten schweigen.

Wer sich doch traut, etwas zu sagen, anonym, muss meistens nicht um seine Stelle fürchten. Hans, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte, geht in wenigen Jahren in Ruhestand. »Bei mir ist es eh gelaufen«, sagt er. Die Stimmung jedoch sei schon getrübt. »Klar, die Leute unterhalten sich.« Gleichzeitig hätte man auch mit Abbau rechnen müssen. »Da ist ein Umbruch in der Autobranche«, sagt er.

Auch ein Arbeiter aus der Halbleiterfabrik sieht das so: »Es war ja zu erwarten, dass das auch bei Bosch kommt.« Der Mitarbeiter wirkt entspannt: »Wir sprechen über sozialverträgliche Maßnahmen«, sagt er. »Es wird nicht alles über den Haufen geworfen. Das ist ja hier noch immer Bosch.«

Ein Kritikpunkt jedoch bleibt. Die Nachricht vom Stellenabbau sei »ziemlich kurzfristig« gewesen, zeigt sich eine Angestellte enttäuscht. Um etwa zehn habe es eine Mail gegeben, dass um elf eine sogenannte »Schichtinfo« stattfindet. Dort seien sie dann über den Sachstand informiert worden. Auch die Vorgesetzten am Standort, so zumindest würde es erzählt, hätten kaum früher etwas von den Plänen erfahren. »Ein Austausch zwischen den Kollegen konnte noch gar nicht stattfinden«, sagt die Frau. Und ein anderer Mitarbeiter vermutet, dass Angestellte aus der Spätschicht wohl zuerst durch die Zeitung von dem geplanten Abbau erfahren würden.

Ein anderer Kollege glaubt, am Ende bleibe auch noch die Angst, dass sich keine 500 Kollegen finden, die freiwillig in Altersteilzeit oder Vorruhestand gingen. »Wenn sich nicht 500 melden, was passiert dann?«, fragt er sich. Insbesondere, weil es in den Verträgen eine, wie er es nennt, »Katastrophenklausel« gebe. Wenn alle Stricke reißen, könnte damit Beschäftigten eben doch gekündigt werden, behauptet der Mitarbeiter. (GEA)

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