REUTLINGEN. Der Geschäftsbereich Automobilelektronik des Autozulieferers Bosch wird 600 Stellen bis 2022 abbauen. Davon werden etwa 500 Stellen auf den Standort Reutlingen entfallen, berichtet das Unternehmen. Erreichen will dies das Unternehmen über Angebote an die Mitarbeiter Altersteilzeit- und Vorruhestandsregelungen, auch freiwillige Abfindungsregelungen soll es geben. Darüber hinaus sollen Umschulungen und Stellenwechsel möglich sein. Details will die Bereichsleitung nun mit den Arbeitnehmervertretern aushandeln.
Die IG-Metall spricht in einer ersten Reaktion von »Wortbruch«. Die Gewerkschaft wie der Betriebsrat seien erst am gestrigen Morgen vom geplanten Personalabbau informiert worden und hätten keine Chance gehabt, in irgendeiner Form darauf zu reagieren. Der Betriebsrat hält diesen Schritt auch nicht für notwendig, weil die Auftragslage durchaus noch gut sei.
Erst vor einem Jahr hatte sich die Bereichsleitung mit den Arbeitnehmervertretern auf ein Standortpaket geeinigt. Unter anderem gibt Bosch den Stammmitarbeitern eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2025. Damit sind betriebsbedingte Kündigungen bis dahin ausgeschlossen. Die Bereichsleitung betonte, sie werde sich daran halten. Bosch beschäftigt in Reutlingen etwa 8000 Mitarbeiter. Gleichwohl würden sich viele Mitarbeiter nun fragen, was das Standortpaket noch wert sei, sagt der Betriebsrat.
Stellungnahme der IHK Reutlingen zum Beschäftigungsabbau bei Bosch
Die heutige Meldung über einen Beschäftigungsabbau bei der Robert Bosch GmbH in Reutlingen kommentiert Dr. Wolfgang Epp, Hauptgeschäftsführer der IHK Reutlingen:
"Die Ankündigung der Firma Bosch, am Standort Reutlingen deutlich Personal abzubauen, zeigt, dass der Abschwung die Region erreicht hat. Die Industrie und die Automobilzulieferer stehen insgesamt vor schwierigen Monaten. Der Export geht zurück, die derzeit noch stabile Inlandsnachfrage kann davon in Mitleidenschaft gezogen werden. Laut unserer Beschäftigungsprognose sind die Unternehmen mit Neueinstellungen zurückhaltender. Jedes vierte Unternehmen will sogar eher Stellen abbauen, so die jüngste IHK-Konjunkturumfrage.
Die IHK steht Unternehmen in Schwierigkeiten beratend zur Seite. Dafür gibt es Krisenprogramme, um etwa akute Liquiditätsprobleme beheben zu können. Der Fokus liegt aktuell allerdings stärker auf der Unterstützung von Unternehmen, die die Krise als Chance für Innovationen und Investitionen sehen, etwa mit Blick auf intensivierte Weiterbildung, zusätzliche Märkte im Ausland oder neue Produkte und Entwicklungen." (GEA/pm)
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