MÜNSINGEN. Eine schönere Kundgebung hat Münsingen sicher noch nicht erlebt: Mehr als siebenhundert Menschen – vom Säugling bis zum Senior – gingen gestern Nachmittag für die Geburtshilfe an der Albklinik auf die Straße. Die lange Schlange mit vielen, vielen Kinderwagen reichte einmal ums Krankenhaus herum. Der vorherherrschende Ton war Dankbarkeit für die in vielen Jahren geleistete Arbeit: Mit Jubel, Applaus und »Ihr seid spitze«-Rufen wurde das Team der Geburtshilfe gefeiert.
»Geboren in Münsingen«: Plakate klebten an Kinderwagen, wurden auf Schildern in die Höhe gereckt. »Geboren in?« oder »Hoffentlich…geboren in Münsingen« hatte schwangere Frauen auf ihre T-Shirts geschrieben. Kinderrasseln wurden geschwenkt, La-Ola-Wellen weitergetragen.
Appell im Gemeinderat
Bewegt und gerührt – teils buchstäblich zu Tränen – waren nicht nur die Organisatorinnen der Kundgebung, sondern auch die Hebammen der Albklinik. Das »Ihr seid spitze« gab ihre Sprecherin Antje Buck an die Teilnehmer zurück. Seine Arbeit für die Familien auf der Alb fortsetzen zu dürfen, wünsche sich das Geburtshilfe-Team von Herzen. Ins Lied »Wunder gibt es immer wieder« stimmte mit Antje Buck ein großer Chor ein.
Das Thema Geburtshilfe war schon am Vorabend im Münsinger Gemeinderat auf den Tisch gekommen. »Jetzt sind wir an der Reihe«, appellierte als Sprecher der Freien Wähler Gottlob Dangel an seine Ratskollegen, nicht darin nachzulassen, für den Erhalt der Geburtsabteilung und damit letztlich auch für die gesamte Albklinik zu kämpfen. Bei der Kundgebung, zu der unter anderem die Gemeinderätin Dorothea Pfleiderer-Müller aufgerufen hatte, gehe es allerdings gar nicht ums Kämpfen, sagte Bürgermeister Mike Münzing. Gegen wen auch? Landkreis, Klinik und alle sonstigen Beteiligten seien sich einig, dass man eine Lösung finden müsse. Daher handle es sich bei der Mahnwache vielmehr um eine »verschärfte Form des Dankesagens« auch an die beiden Frauenärzte für ihre Leistung, zusätzlich zu ihrem Praxisbetrieb 520 Geburten im Jahr begleitet zu haben. (GEA)