GOMADINGEN/ZWIEFALTEN. Wie in den Jahren zuvor haben sich auch in diesem Herbst wieder in den Tälern von Großer Lauter, Schmiech, Zwiefalter Ach oder auch Erms große, weiße Reiher eingefunden. Das war nicht immer so.
In fast allen alten Vogelbestimmungsbüchern zur Vogelwelt Deutschlands findet man keine Beschreibung zu einem Reiher mit völlig weißem Gefieder. Und noch vor rund 35 Jahren galt der Silberreiher, Egretta alba, in seinem reinweißen Federkleid als Ausnahmeerscheinung in Deutschlands Vogelwelt. Der überraschende Wintergast war für Vogelbeobachter im Ländle eine ornithologische Sensation.
Weder Weißstorch noch Albino
Vereinzelt im 19. Jahrhundert als Durchzügler auftauchende Silberreiher wurden von Trophäenjägern abgeschossen. So zum Beispiel im Jahre 1841 an der Donau zwischen Erbach und Donau stetten, wie die Oberamtsbeschreibung Ehingen berichtet. Der Exot gibt bis heute Rätsel auf. Laien verwechselten ihn zunächst mit einem Weißstorch, der den Zug nach Süden verpasst hatte, oder sie dachten, es handele sich um einen albinotischen, also einen weiß gefärbten Graureiher, Ardea cinerea. Nach anfänglichen Einzelbeobachtungen sind die attraktiven Silberreiher seit der Jahrtausendwende auf dem Vormarsch und bereichern die heimische Vogelwelt im Winterhalbjahr. Immer häufiger kommen sie im Spätherbst aus ihren klassischen Brutgebieten in Ost- und Südeuropa nach Baden-Württemberg, um hier zu überwintern. (GEA)