BURLADINGEN. Kaum gilt der neue Mindestlohn von 12,82 pro Stunde und schon wird darüber diskutiert, ob er künftig auf 15 Euro steigen soll. Was wäre eigentlich, wenn das mal zutrifft? Das wollte Journalist Reinhold Böhmer von Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp wissen. »Wenn es dazu kommt, dann hält sich Trigema daran. Im Moment stellen wir Mitarbeiter etwas über den Mindestlohn ein«, sagte der Burladinger Textilfabrikunternehmer in seiner neuen Podcast-Folge »Mal Grupp gesagt«. Er betonte, dass die Kleidung, die sein Unternehmen produziere, nicht gekauft werde, weil sie billig sei, sondern weil sie qualitativ gut sei. Der 82-Jährige stellte jedoch klar: Sofern die Löhne steigen, werde sich das auch auf die Preise auswirken. Das müsse der Verbraucher dann akzeptieren.
Es sei häufig die Meinung vertreten, dass die Erhöhung des Mindestlohns zum Ruin vieler kleiner und mittelgroßer Unternehmen führe, so Böhmer. Wie Grupp dazu steht? »Der Lebensstandard steigt und da muss der deutsche Unternehmer mithalten können. Wenn ihn das umbringt, dann hat er eine schlecht geführte Firma.«
Ethische Werte und Mindestlohn
Im Podcast ging es unter anderem auch um den christlichen Glauben Grupps und wie dieser sich auf das Unternehmertum auswirke. Böhmer wollte wissen: »Hat die Erhöhung des Mindestlohns etwas mit Menschenwürde zu tun?« Seine unternehmerische Einstellung sei unabhängig vom Glauben, berichtete Grupp. Aber: »Das Verständnis für die Mitmenschen ist vielleicht ein bisschen größer als wenn ich Atheist wäre. Durch meinen Glauben habe ich eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern, weil es mir nicht schlecht im Leben ergangen ist und ich sicher irgendwann, wenn das Leben vorbei ist, Rechenschaft abgeben muss.« Es sei ihm wichtig seine Vorteile, genutzt zu haben, um anderen Gutes zu tun.
Da Grupp in einer Villa mit Swimmingpool wohne und Haushaltsangestellte habe, fragte ihn Böhmer noch, ob er mit Neid zu kämpfen habe. »Ich hatte nie den Eindruck, dass man mir etwas neidet.« Über Unternehmer wie Würth und Herrenknecht, die Milliarden Umsätze machen und Tausende Beschäftigte haben, sei man stolz. »Ihnen nimmt man nicht übel, wenn sie Flugzeuge besitzen, weil sie Leistung erbringen.« Er akzeptiert nicht, wenn Menschen »keine Leistung erbringen und trotzdem kassieren. Wir brauchen Leistungsunternehmer, die unser Land nach vorne bringen«. (GEA)