KREIS REUTLINGEN. So süß, so bezaubernd, so faszinierend: Diese Adjektive trafen vorbehaltlos auf die Darbietungen von rund 40 Nachwuchs-Gesangstalenten zu, die vor der allerletzten Vorstellung von »Hurra, die Olchis kommen« im Reutlinger Naturtheater ihren ersten gemeinsamen Auftritt hatten. Ausgangspunkt dafür war ein besonderes Projekt.
Seit März dieses Jahres haben die Jüngsten von insgesamt sieben Chören aus dem Gebiet des Chorverbands Ludwig Uhland vor allem auf der Schwäbischen Alb mit vier Chorleiterinnen an vier Orten drei Lieder einstudiert. Funktioniert hat das über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, in der die gesungenen Lieder als Sprachnachricht die Runde machten.
Mehr als drei Lieder wären aber eine Überforderung gewesen, sagt Katja Spinnler, Jugendreferentin des Chorverbands Ludwig Uhland. Denn: »Ein paar Kinder haben sich ganz spontan erst gestern beim Ferienprogramm in Gomadingen entschieden, heute noch mit auf der großen Bühne im Naturtheater dabei zu sein«, berichtete die engagierte Frau, die selbst in vier Chören singt und von der Bedeutung des Singens gerade für Kinder hundertprozentig überzeugt ist: »Singen ist erwiesenermaßen für den Hirnaufbau von großer, positiver Bedeutung.«
Zunächst hatte Spinnler Bedenken gehabt, dass sich womöglich kein einziges Kind für das Projekt melden würde. »Ich habe dann aber beschlossen, ich ziehe das durch, auch wenn nur fünf Kinder dabei sein sollten.« Ihr Leitspruch laute dabei: »Einfach mal machen, nicht lange rumdiskutieren, was alles schiefgehen könnte.« Und je näher der Termin des Auftritts im Naturtheater rückte, umso mehr Kinder wurden es.
Dabei war eines deutlich zu erkennen: Die letzte Aufführung der »Olchis« zog gewaltig. »Na, das ist doch klar – ein Kinderstück, in dem gerülpst und gefurzt wird, wann gibt es so was schon mal«, sagt Katja Spinnler und lacht. Der Eintritt war für die singenden Kinder kostenlos sowie für Eltern und Geschwister vergünstigt – die Kooperation mit dem Naturtheater also exquisit.
Natürlich hatten die Kinder vor der Aufführung viel Lampenfieber. Kein Wunder, die jüngste Teilnehmerin war gerade mal drei Jahre alt, der Älteste immerhin schon neun Jahre.
Anlass für dieses Projekt war die Corona-Pandemie. »Vor der Pandemie haben beim Chorverband 1.200 Kinder in 27 Chören gesungen«, schildert die Jugendreferentin. Jetzt seien es noch 15 Chöre. »Ich will wieder da hinkommen, wo wir vor der Pandemie waren«, sagt Spinnler.
Der Auftritt im Naturtheater war auf jeden Fall ein großer Erfolg – für die Kinder, für den Chorverband, für die beteiligten Chöre und natürlich auch für die Eltern. »Und wir haben das Signal, dass Kinder aus Reutlingen kommendes Jahr auch bei dem Projekt dabei sind«, freut sich Katja Spinnler. Sie hofft natürlich darauf, dass sich durch die jetzige Erfahrung mit dem Singen in der Chorgemeinschaft weitere Kinder angezogen fühlen.
»Es geht ja einfach darum, dass die Kinder Spaß und Freude haben.« Natürlich sehen die Mädchen und Jungen goldig aus, wenn sie dort auf der Bühne voller Inbrunst singen und alles geben. »Wenn das Schmunzeln auf den Gesichtern der Eltern und der anderen Zuschauer erscheint, hat alles funktioniert.« Und sollte sich jemand beschweren, dass der eine oder andere schräge Ton zu hören ist, »dann lade ich denjenigen persönlich ein, selbst auf der Bühne zu singen«, sagt Spinnler und lacht.
Gesungen haben die jungen Talente Lieder, die zu den »Olchis« passten: Sie handelten vom Erhalt der Erde und sprachen sich für Nachhaltigkeit aus. »Wir sind kleine Helden«, hieß eines, »Mutter Erde, blauer Planet« sowie »Kinder einer Welt« die anderen beiden. Und nächstes Jahr? »Dann treten wir vor der Premiere des Kinderstücks hier im Naturtheater auf, mit hoffentlich noch viel, viel mehr Kindern«, sagt Katja Spinnler mit strahlenden Augen. (GEA)