PFULLINGEN. Die bhg-Niederlassung in Pfullingen schließt, für viele Kunden des regionalen VW-Händlers und der Autowerkstatt in der Marktstraße war es keine Überraschung, als vor ein paar Tagen die entsprechende Nachricht im Briefkasten steckte. Schon länger pfiffen es die Spatzen vom Dach, dass das Autohaus dicht macht. Wobei das Wort Schließung im Anschreiben nicht zu lesen ist. Der »verlässliche Mobilitätspartner« hat vielmehr den Anspruch, »wichtige Veränderungen aktiv zu gestalten«. Deshalb werde der Standort Pfullingen mit Ablauf des Jahres in die Standorte Reutlingen und Metzingen integriert. Als Grund wird der Umbruch in der Automobilbranche genannt, der von den Unternehmen massive Investitionen fordere. In Pfullingen wären diese unverhältnismäßig hoch gewesen, teilt die bhg-Muttergesellschaft Alphartis SE mit.
Klar ist, der Abschied von bhg bedeutet auch das Ende des Autohauses an dieser Stelle. Ein Bauträger hat das Gelände bereits gekauft. Das bestätigte auf Nachfrage Inhaber Peter Kurr. Kurr hatte über Jahre das Autohaus Schänzlin, das 2015 von der bhg übernommen wurde, geführt. Sein Großvater hatte den Betrieb 1926 in der Zeppelinstraße gegründet, nach dem Zweiten Weltkrieg war das Unternehmen dann in die Marktstraße umgezogen und über Jahrzehnte die Anlaufstation für VW-Besitzer.
Auf Dauer nicht profitabel
In den Jahren nach 2010 genügten die Räume aber nicht mehr den Ansprüchen des Wolfsburger Autobauers. Der drängte auf einen Neubau dort, wo heute die Aral-Tankstelle oberhalb des Scheibengipfel-Tunnels steht. Um dort rentabel zu arbeiten, hätte Kurr doppelt so viele Autos verkaufen müssen als bisher. Er kam deshalb damals zur Einschätzung: »Das rechnet sich nicht.« Auch die Weiterführung als reiner Werkstattbetrieb sei auf Dauer nicht profitabel. Kurr blieb nichts anderes übrig, als zu »schließen, solange man es sich leisten kann«.
In letzter Sekunde kam dann die bhg-Autohandelsgesellschaft ins Spiel, die damals zahlreiche VW-Händler und Werkstätten übernahm und sich dadurch Kostenvorteile versprach. Kurr war es seinerzeit wichtig, für seine lang gedienten Mitarbeiter eine Perspektive zu eröffnen und ihren Arbeitsplatz zu sichern. Das sei auch gelungen, betont er heute. Durch Investitionen wollte die bhg die bestehenden Räume besser nutzen und die Außenfläche im Rahmen der Möglichkeiten vergrößern und so den Markt beleben und versprach sich aufgrund der Betreuung durch vertraute Schänzlin-Mitarbeiter eine enge Kundenbindung. Dieses Konzept hatte auch den VW-Konzern überzeugt, der einen Neubau nicht mehr einforderte.
Grundstück ist bereits verkauft
Vor rund zweieinhalb Jahren hat Kurr, der mit der bhg einen Mietvertrag über zweimal fünf Jahre abgeschlossen hatte, nachgefragt, ob sich die bhg eine erneute Verlängerung vorstellen könnte. Damals habe diese kein Interesse signalisiert, weshalb er dann das Grundstück mit Ablauf des Mietvertrags im kommenden Frühjahr an einen Ludwigsburger Investor verkauft habe, der dort mit größter Wahrscheinlichkeit Wohnungen baut.
»Langfristig, also für die Zeit nach bhg, ist es der Stadtverwaltung selbstverständlich ein großes Anliegen, dass das Areal einer Nachnutzung zugeführt wird und damit eine weitere Revitalisierung im Innenbereich erfolgt«, erklärte der Pressesprecher der Stadt Pfullingen Markus Hehn auf Nachfrage. Den Maßstab der Entwicklung gebe dabei im Wesentlichen die Umgebungsbebauung vor. Ein Investor stehe bereits mit der Stadtverwaltung in einem ersten Kontakt, jedoch sei das städtebauliche Konzept noch nicht abschließend entwickelt. In Abhängigkeit von Art und Maß der zukünftigen baulichen Nutzung werde geprüft, auf welchen Weg das Vorhaben dort genehmigt werden könne. (GEA)