PFULLINGEN. Die Blutkonserven-Lager sind so gut wie leer. Mit Auftreten des Coronavirus wurden Operationen verschoben, Blutspendetermine abgesagt. Inzwischen wird aber wieder an Herz, Hüfte und Knie operiert. »Der Blutbedarf ist massiv angestiegen«, erklärte Miriam Fischer, Referentin des DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen. »Wir haben am Donnerstag einen Bestand mit einer Reichweite von 0,8 Tagen gehabt«, berichtete sie weiter. Die Vorräte für eine abgesicherte Versorgung müssen also dringend wieder aufgestockt werden. Daher hat der Blutspendedienst sein Konzept der aktuellen Situation angepasst und regionale Blutspendezentren eingerichtet. »Wir haben das Prinzip Blutspenden in 48 Stunden über den Haufen geworfen«, sagte Fischer.
Eines dieser Pop-up-Zentren war vergangene Woche in den Pfullinger Hallen untergebracht. Spenden durfte wie gewohnt jeder ab 18 Jahren, der gesund ist. Ansonsten war dieses Mal für die Spender und die DRK-Bereitschaftsdienste Eningen und Pfullingen alles anders. Die Spender haben sich vorher einen Termin online reserviert, denn nur mit einem Termin war der Zutritt gestattet. Sicherheitspersonal fragte am Eingang, ob es Kontakt zu Infizierten gab, prüfte den Ausweis und hakte den Namen auf einer Liste ab. Linien auf dem Boden markierten den einzuhaltenden Abstand.
Terminvergabe bewährt sich
Ein großes gelbes Plakat erinnerte noch einmal daran, dass bei Symptomen keine Blutspende möglich ist. An der Anmeldung wurde Fieber gemessen, es gab eine neue Maske für Mund und Nase und die Hände mussten desinfiziert werden. »Wir verbrauchen Desinfektionsmittel gerade in hohen Mengen«, sagte Fischer. Denn auch im Labor, bei den Ärzten, im Entnahmebereich und beim Rausgehen mussten die Hände ordentlich desinfiziert werden. »Schon wieder«, war da von so manch einem zu hören, sagten Kathrin Merz, Bereitschaftsleiterin des DRK-Ortsvereins Eningen, und ihre Pfullinger Kollegin Bettina Plankenhorn.
»Wir versuchen es den Spendern so angenehm wie möglich zu machen«, sagte Merz. Für die Stammspender scheint es selbstverständlich zu sein, auch in der Krisenzeit ihr Möglichstes zu tun, um Leben zu retten. Rund 550 Spender kamen, um einen halben Liter Blut abzugeben. Darunter waren 45 Erstspender. In der Halle standen Stühle und Liegen weit auseinander. Nach der Spende wurde die Ruhezeit auf der Liege verbracht. Zum Schluss gab es ein Lunchpaket und Schokolade. »Wir haben die Helfer drastisch reduziert, die Küchencrew ist im Kurzurlaub«, sagt Merz. Statt normalerweise mit 20 Personen waren die Eninger am Donnerstag und Freitag nur zu fünft im Einsatz, die Pfullinger mit gleicher Zahl am Montag, Dienstag und Mittwoch. Das hieß aber auch, dass für die Spender der gemütliche Plausch am Schluss ausfiel. Auf diese Weise wurden Kontakte so weit es ging reduziert.
Auch wenn die Vorsichtsmaßnahmen penibel eingehalten wurden, Spender und Team haben sich nicht daran gestört. »Ich habe nur Positives gehört«, sagte Merz. Zumal sich auch für die DRK-Ortsvereine eine Chance für zukünftige Aktionen bieten könnte. »Ich würde die Terminanmeldung für gut empfinden«, so Plankenhorn. Es wäre eine Erleichterung für beide Seiten. »Wir hatten in Pfullingen bisher immer Warteschlangen, die Leute kamen gebündelt und schubweise.« Und: »Viele gehen wegen der Wartezeiten woanders hin.« Zwar könnten die spontanen Spenden zurückgehen, überlegte Plankenhorn, jedoch konnten auch Spender ohne Termin in der vergangenen Woche untergebracht werden. »Manche sind dann eben zwei Stunden später noch mal hergekommen«, sagte Fischer.
Ausprobieren könnte das Pfullinger DRK diese Methode gleich zum nächsten planmäßigen Spendentermin im Juli. Der Blutspendedienst versucht, Schritt für Schritt von den Pop-up-Zentren wieder hin zu den Einzelterminen zu kommen. In Eningen ist für September die nächste Blutspendeaktion in der HAP-Grieshaber-Halle angedacht. (GEA)