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Ein Promille intus: Metzinger Feuerwehr muss Hobbyfotograf von Dach retten

Ein außergewöhnlicher Rettungseinsatz hat am Sonntag Feuerwehr und Polizei auf den Plan gerufen. Ein Hobbyfotograf war auf einen Kamin geklettert. Beim Abstieg verließ ihn der Mut. Wie die Polizei einen Tag später mitteilt, wurde auch noch rund ein Promille bei dem 21-Jährigen gemessen.

Die Feuerwehr rückte mit einem Löschfahrzeug und der Drehleiter an und nahm im Rettungskorb einen Polizisten mit an Bord, der de
Die Feuerwehr rückte mit einem Löschfahrzeug und der Drehleiter an und nahm im Rettungskorb einen Polizisten mit an Bord, der den reichlich entnervten Hobbyfotografen aus Wiesbaden auf dem Kesselhaus-Dach in Empfang nahm. Foto: Feuerwehr Metzingen
Die Feuerwehr rückte mit einem Löschfahrzeug und der Drehleiter an und nahm im Rettungskorb einen Polizisten mit an Bord, der den reichlich entnervten Hobbyfotografen aus Wiesbaden auf dem Kesselhaus-Dach in Empfang nahm.
Foto: Feuerwehr Metzingen

METZINGEN. Was haben übermütige Menschen und Haustiere gemeinsam? Sie können Situationen nicht richtig einschätzen und bringen sich damit selber in Gefahr. Oder zumindest in brenzlige Situationen. Um beim Beispiel Haustier zu bleiben: Junge, manchmal auch ältere Katzen, klettern auf einen Baum, stellen dann fest, wie hoch und wackelig die ganze Angelegenheit ist, um dann laut und herzzerreißend zu miauen. Darauf werden dann Menschen aufmerksam, die den Notruf wählen. Wie es dann weitergeht, ist hinlänglich bekannt. Die Feuerwehr rückt mit der großen Leiter an, rettet im Idealfall die Katze von Baum oder Dach und alle sind zufrieden.

Die Spezie Mensch klettert dagegen eher selten auf Dächer und Bäume, bringt sich aber mindestens genau so effektiv in hilflose und aussichtslose Lagen. Miauen muss der Mensch dann nicht, er kann rufen oder bedient sich technischer Hifsmittel in Form eines Mobiltelefons. Hilfe kommt dann meist auch, wenngleich sich bei diesen Rettungsmaßnahmen nicht alle gleichermaßen freuen.

Ein Mann aus Wiesbaden dürfte noch lange von seiner ganz individuellen Rettungsaktion berichten, die ihm aber neben Ärger auch noch Rechnungen bescheren dürfte. Besagter Mann hatte am Sonntag die an und für sich gute Idee, Fotos von der Metzinger Innenstadt zu machen. Irgendwann muss er dann auf die Idee gekommen sein, dass Luftaufnahmen das sprichwörtliche Pünktchen auf dem I sein müssten. In Ermangelung einer Drohne hatte er eine vermeintlich bessere Idee: Die Besteigung eines Kamins.

Von denen gibt es in der Stadt noch ein paar. Und die sind allesamt recht hoch. Am besten zugänglich erschien ihm wohl der Schornstein auf dem ehemaligen GV-Areal. Wie beschwerlich der Aufstieg gewesen sein muss, ist dem Einsatzbericht der Metzinger Feuerwehr nicht zu entnehmen. Auch nicht, wie erfolgreich die Bildausbeute gewesen ist. Vermerkt ist im Einsatzprotokoll dagegen ziemlich trocken, dass eine männliche Person am Industrieschornstein im Bereich eines Vordachs sitzt und aus eigenen Kräften nicht mehr vom Dach des alten Kesselhauses herunterkommt. Miau. So hätte sich vermutlich eine Katze kleinlaut vom Dach gemeldet. Euphorisch war der Mann aus Hessen auch nicht, als er nach Abwägung aller eigenen Möglichkeiten feststellen musste, dass er ohne fremde Hilfe wohl als Skelett auf dem Dach des Kesselhauses enden würde. Die Sonne im Nacken und den Angstschweiß auf der Stirn fasste er schließlich allen Mut zusammen und wählte den Notruf.

Der Rest ist schnell erzählt. Die Feuerwehr rückte mit einem Löschfahrzeug und der Drehleiter an und nahm im Rettungskorb einen Polizisten mit an Bord, der den reichlich entnervten Hobbyfotografen aus Wiesbaden auf dem Kesselhaus-Dach in Empfang nahm. Und weil nicht jeder auf allen Dächern und Kaminen herumturnen darf, dürfte auf den Hessen eine Anzeige zurollen. Post aus Metzingen wird er zudem von der Stadtverwaltung bekommen, die den sonntäglichen Rettungseinsatz in Rechnung stellen wird. Fazit: Ein Rundflug wäre vermutlich bequemer und billiger gewesen.

Ergänzend kam am Montag folgende Mitteilung von der Polizei: Der 21-jährige Kletterer stand unter alkoholischer Beeinflussung, rund ein Promille wurde bei ihm gemessen. Außerdem verlief ein Drogentest positiv. Ihn erwartet nun ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs. (mut/pol)