REUTLINGEN/TÜBINGEN. Es sind die freischaffenden Bühnenkünstler, die mit am schlimmsten an der Coronakrise leiden – und der GEA ruft seine Leser auf, ihnen zu helfen. Wer vom Auftreten auf der Bühne lebt und monatelang mit geschlossenen Veranstaltungssälen konfrontiert ist, steht vor dem Nichts. Diese Situation betrifft auch viele Künstler in der Region, und denen gilt es zu helfen.
Ob Musiker, Schauspieler, Theatermacher oder Kabarettisten aus der Region: Der GEA ruft seine Leser auf, bis 26. November über den Verein »GEA Leser helfen« für diese Gruppe zu spenden. Und er ruft freischaffende Künstler in den Landkreisen Reutlingen und Tübingen, die hauptsächlich von ihrem Bühnenschaffen leben, auf, sich zu melden. Der Erlös der Aktion soll unter denen, die sich berechtigterweise gemeldet haben, zu gleichen Teilen ausgeschüttet werden.
Es ist neben der Gastronomie vor allem die Kultur, die besonders unter der Corona-Pandemie leidet. Sollte noch jemand Zweifel daran gehabt haben, so dürften diese mit dem nunmehr bereits zweiten Lockdown hinfällig geworden sein. Denn dieser betrifft diesmal neben der Gastronomie fast ausschließlich Kultureinrichtungen.
Bitter ist das für alle, die in diesem Bereich tätig sind, ein erzwungener Stillstand, einige nennen es gar ein Berufsverbot auf Zeit. Glück im Unglück haben diejenigen, die in dieser Situation bei einer staatlich geförderten Organisation beschäftigt sind. Wer in einem staatlich geförderten Berufsorchester oder in einem von Stadt, Kreis oder Land mitfinanzierten Theater arbeitet, steht nicht ganz vor dem Nichts.
Anders ist das bei den freischaffenden Bühnenkünstlern, die weitgehend von ihren Auftritten leben. Sie bilden den kreativen Urgrund des Kulturlebens – und sie hat die Coronakrise von Beginn an auf null gestellt. Von März bis Mai/Juni fielen sämtliche Auftrittsmöglichkeiten weg, seit November ist das Bühnenleben erneut abgestellt – niemand weiß, für wie lange. Dazwischen gab es wenige Monate lang für einige die Chance, vor Autos oder einem coronamäßig ausgedünnten Publikum aufzutreten – allerdings nur selten und nur für wenige.
Freischaffende stark betroffen
Bei zahlreichen Interviews in der Coronakrise kam dieses Problem immer wieder zur Sprache. Auch Vertreter öffentlich geförderter Einrichtungen wie Cornelius Grube, Intendant der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, oder franz.K-Leiter Andreas Roth wiesen immer wieder darauf hin, dass es vor allem die freischaffenden Kollegen sind, die es am härtesten trifft. Genauso sieht der Präsident des Landesmusikrates, Hermann Wilske, hier das größte Problem.
Immer wieder sind in Interviews mit dem GEA auch die betroffenen Bühnenkünstler selbst zu Wort gekommen. Torben Wendt-Nordahl von der Reutlinger Dark-Wave-Band Diorama erzählte von einem Jahr mit einem einzigen Auftritt seit März – und das als Livestream in einem Studio ohne Publikum. Vertreter freier Theater erzählten, wie es ist, in der Coronazeit Theater zu machen – oder es wegen des Lockdowns nicht zu können. Die Sindelfinger Cross-over-Band Hanke Brothers wurde genau in dem Moment von der Pandemie erwischt, als sie dabei war, mit ihrem Debütalbum den Sprung ins Profilager zu wagen. Statt bei einer großen Tour vor vollen Hallen fanden sich die vier Brüder in der Zwangsquarantäne im Sindelfinger Elternhaus.
INFOS ZU SPENDEN UND ANTRAGSTELLUNG
Hilfe für Bühnenkünstler in den Kreisen Reutlingen und Tübingen
SPENDEN können Sie mit dem Stichwort »Bühnenkünstler« an diese Konten des Vereins »GEA-Leser helfen«: Kreissparkasse Reutlingen:
DE50 6405 0000 0000 0067 67; BIC: SOLADES1REU
oder Volksbank Reutlingen:DE19 6039 0000 0735 6010 03; BIC: GENODES1BBV
Die Gesamtsumme der Spenden, die bis 26. November zusammenkommt, wird gleichmäßig unter den anspruchsberechtigten Antragstellern aus der Kulturszene aufgeteilt.
BÜHNENSCHAFFENDE aus der Region, die Unterstützung benötigen, können bis 26. November unter der E-Mail-Adresse rettet-die-buehne@gea.de Unterstützung beantragen. Voraussetzung ist, dass sie ihren Wohnsitz im Landkreis Reutlingen oder Tübingen haben, vorwiegend von ihrer Bühnentätigkeit leben und diese nicht als Teil eines staatlich geförderten Orchesters, Theaters oder anderen Einrichtung ausüben. Die genauen Bedingungen finden Sie auf GEA Online. (GEA)
Einige Beispiele von vielen. Sie zeigen: Eine ganze Kulturszene ist gefährdet. Es geht darum, dass die Akteure in dieser Szene irgendwie ihr Leben bestreiten müssen. Und es geht darum, dass wir alle nach dieser Krise wieder Kultur erleben und bereichernde Bühnenerlebnisse genießen wollen. Dafür brauchen diese Künstler unsere Unterstützung. Sonst werden viele von ihnen sich nach anderen Verdienstmöglichkeiten umsehen müssen – und gehen damit unter Umständen der Kultur verloren. Ein Prozess, der bereits begonnen hat, wie Hermann Wilske vom Landesmusikrat oder auch der Intendant der Stuttgarter Bachakademie, Hans-Christoph Rademann, in ihrem Umfeld beobachtet haben.
Bund, Land und Kommunen ist die Notlage der Künstler nicht entgangen. Sie haben entsprechende Hilfsprogramme aufgelegt; zuletzt sicherte der Bund für den November-Lockdown eine Kompensation zu. Das wird aber nicht reichen. Die Einnahmeausfälle der Kulturschaffenden haben nicht erst im November angefangen und sie werden mit Ende November nicht aufhören. Daher bitten wir Sie an dieser Stelle um Ihren Beitrag – damit uns nach der Krise wieder ein so buntes und bereicherndes Kulturleben wie zuvor erwartet. (GEA)