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Aktuell IT-Störung

Weltweite Computer-Probleme: Auch DKMS mit Sitz in Tübingen betroffen

Flugzeuge am Boden, Standbild im Fernsehen, OPs abgesagt: Nach langer Zeit ist wieder ein weltweites Computerproblem zu spüren. In der Region scheinen sich die Auswirkungen dagegen in Grenzen zu halten.

Weltweite IT-Ausfälle - Symbolbild
Weltweit gibt es Computerprobleme. (Archivbild) Foto: Nicolas Armer/dpa/DPA
Weltweit gibt es Computerprobleme. (Archivbild)
Foto: Nicolas Armer/dpa/DPA

TÜBINGEN. Ein fehlerhaftes Software-Update hat weltweit weitreichende Störungen ausgelöst. Flüge fallen aus, Krankenhäuser sagen Operationen ab, Fernsehsender haben Schwierigkeiten. »Nach aktuellem Erkenntnisstand aus den Äußerungen der betroffenen Unternehmen gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff«, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Ursache sei offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen »Falcon Sensor« des Herstellers Crowdstrike. Die IT-Sicherheitsfirma bestätigte den Fehler und erklärte ihn am Mittag für behoben. Kunden würden nun auf ein Download-Portal für ein neues Update verwiesen.

In der Region Neckar-Alb gab es offenbar keine gravierenden Auswirkungen. Während im Land teilweise Notrufnummern nicht mehr funktionierten, gab es im Zuständigkeitsbereich der Polizei Reutlingen (Landkreise Reutlingen, Tübingen, Esslingen, Zollernalbkreis) keine Einschränkungen, teilte ein Pressesprecher der Polizei auf GEA-Anfrage mit. Auch die Uniklinik Tübingen teilte mit, dass sie nicht betroffen sei. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte dagegen für heute alle geplanten Operationen in Kiel und Lübeck ab. Betroffen ist dagegen die DKMS mit Sitz in Tübingen. »Leider sind auch wir betroffen und deswegen gerade per Mail und Telefon nicht erreichbar«, schreibt die gemeinnützige Organisation auf Instagram.

Flughafen Stuttgart und Mercedes-Benz betroffen

An mehreren Flughäfen in Baden-Württemberg kommt es zu Verzögerungen bei der Abfertigung von Passagieren. Weil die Check-In-Systeme nicht funktionierten, müsse am Flughafen Stuttgart und am Baden-Airpark in Rheinmünster der Check-in manuell durchgeführt werden, sagten Sprecher der Flughäfen. In Stuttgart seien von den Ausfällen zwei Airlines betroffen, so ein Sprecher. Durch die Probleme komme es zu längeren Wartezeiten, es gebe aber derzeit keine Flugausfälle.

Der Autobauer Mercedes-Benz hat unter den weltweiten Computer-Problemen gelitten. Eine Sprecherin sagte in Stuttgart, dass globale Produktionsnetzwerk sei teilweise betroffen gewesen und kehre nun wieder in den normalen Schichtbetrieb zurück. Man habe mit dem IT-Dienstleister des Autobauers Maßnahmen entwickelt, die man bereits ausrolle und die diese Störungen behöben.

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind Betreiber kritischer Infrastruktur betroffen. Zur kritischen Infrastruktur zählen unter anderem Energieversorger, Transport und Verkehr, die öffentliche Verwaltung, Krankenhäuser, Trinkwasser, Abwasser und Telekommunikation.

Computerprobleme führen weltweit zu weitreichenden Störungen vor allem im Flugverkehr. Die Fluggesellschaft Eurowings streicht aufgrund anhaltender technischer Störungen alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15.00 Uhr. An zahlreichen Flughäfen gab es Probleme, aber auch Verwaltungen meldeten Schwierigkeiten. In Deutschland musste der Flughafen Berlin zeitweise den Betrieb weitgehend einstellen. Auch in anderen Ländern wurde laut Medienberichten neben dem Luftverkehr der Betrieb von Banken und Krankenhäusern gestört.

Der Software-Fehler steckte nach Crowdstrike-Angaben in einer Aktualisierung der Software für Windows-Computer. Windows-Hersteller Microsoft meldete daraufhin Probleme mit seinem Cloud-Service 365. Der Software-Riese veröffentlichte auch eine Anleitung, wie Windows-Cloud-PCs auf den Zustand vor dem fehlerhaften Update zurückversetzt werden können. Crowdstrike betonte, das Problem sei erkannt und behoben worden. Es sei keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen.

In zahlreichen Ländern hatte die Panne gravierende Folgen: Die australische Regierung berief eine Krisensitzung ein. Der Fernsehsender Sky News sendete vorübergehend kein Programm und zeigte ein Standbild. In Israel waren nach CNN-Informationen Krankenhäuser betroffen, in Neuseeland viele Geschäfte. Kreditkarten-Zahlungen funktionierten nicht mehr, vielerorts hieß es nach einem Bericht der Zeitung »New Zealand Herald« »cash only«. In den USA stoppte die Luftfahrtaufsicht FAA Flüge von Airlines wie United, American und Delta. Der europäische Billigflieger Ryanair sprach ebenfalls von Problemen. 

Vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hieß es, die Vorfälle würden laufend weiter bewertet. Die Behörde sei mit allen relevanten Stellen in Kontakt und informiere kontinuierlich über die Entwicklung der Lage.

Mit der Konzentration in der Software-Industrie passiert es immer wieder, dass zahlreiche Unternehmen von Problemen einzelner Anbietern getroffen werden. So war zum Beispiel eine Cyberattacke auf den amerikanischen IT-Dienstleister Kaseya im Jahr 2021 bis nach Schweden zu spüren, wo die Supermarkt-Kette Coop fast alle Läden schließen musste. (dpa/GEA)