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Uniklinik Tübingen: Covid-19-Erkrankung nach OP erhöht Sterberisiko deutlich

Eine große internationale Studie, an der auch die Uniklinik Tübingen beteiligt ist, zeigt: Wer nach einer Operation an Covid-19 erkrankt, hat ein deutlich höheres Risiko zu sterben.

Wer eine Operation vor sich hat, sollte geimpft werden. FOTO: UKT/SECTIOCHIRURGICA
Wer eine Operation vor sich hat, sollte geimpft werden. FOTO: UKT/SECTIOCHIRURGICA
Wer eine Operation vor sich hat, sollte geimpft werden. FOTO: UKT/SECTIOCHIRURGICA

TÜBINGEN. Nicht infizierte Patientinnen und Patienten sollten vor einer Operation gegen Covid-19 geimpft werden, um das postoperative Sterberisiko im Zusammenhang mit SARS-CoV-2-Infektionen zu verringern. Das belegt eine neue internationalen Modellierungsstudie des Forschungsnetzwerks COVIDSurg, die aktuell in der Fachzeitschrift British Journal of Surgery publiziert ist.

Dementsprechend sollten Menschen, die auf eine planbare, aber erforderliche Operation warten, ihre Impfung gegen Covid-19 früher als nach der bisherigen Impfreihenfolge vorgesehen, erhalten, fordert das Forschungsteam, dem auch die Klinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie des Uniklinikums Tübingen angehört. Für dieser Studie wurden die Daten von mehr als 56.000 Patientinnen und Patienten ausgewertet.

Die Studie zeigt, dass sich weltweit 0,6 Prozent bis 1,6 Prozent der Patienten im Rahmen oder kurz nach einer geplanten Operation mit dem Coronavirus infizierten. Das Sterblichkeitsrisiko während des ersten Monats nach einer Operation ist für sie um das Vier- bis Achtfache erhöht. Insbesondere bei älteren Personen ab 70 Jahren steigt die Sterblichkeitsrate an: Hier ist mit einer Mortalität von zwölf Prozent zu rechnen, die nach Eingriffen wegen einer Krebserkrankung sogar noch höher ist.

Ein weltweites Problem

Angesichts dieser Risiken berechneten die Forscher den potenziellen Nutzen einer Covid-19-Impfung vor geplanten Operationen. Insbesondere bei älteren Patienten, bei denen sich Operationen wegen maligner Tumoren aufschieben lassen oder die über 70 Jahre alt sind, könnten Todesfälle vermieden werden. Die Studienautoren gehen davon aus, dass weltweit etwa 60 000 Todesfälle weniger zu verzeichnen wären, würden Patienten vor operativen Eingriffen beim Impfen vorgezogen.

Insbesondere in Ländern mit geringem oder niedrigem mittlerem Einkommen, in denen sich Maßnahmen zur Eindämmung des Virus nicht flächendeckend umsetzen lassen, würden mit dieser Strategie weniger schwere Erkrankungen und Todesfälle auftreten. Weil bereits viele planbare Operationen weltweit verschoben oder abgesagt wurden, bleibt die sichere Versorgung chirurgischer Patienten eine Herausforderung. Eine Priorisierung bei der Impfung könnte dazu beitragen, planbare, aber notwendige Operationen sicher abzuarbeiten. Vor allem dort, wo ein Mangel an Impfstoffen herrschen wird, wäre das eine wichtige Maßnahme.

»Die Sicherstellung der chirurgischen Versorgung weltweit ist eine wesentliche Aufgabe. Zu dieser Studie haben deshalb mehr als 15 000 Kollegen aus 116 Ländern beigetragen, was eine bisher beispiellose Zusammenarbeit bedeutet«, erklärt Professor Alfred Königsrainer, klinischer Leiter der Studie in Tübingen. (uk)