TÜBINGEN. Die Tübinger Filmfirma »Bewegte Bilder« hat an dem letzten Video des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny mitgewirkt. Das teilte die Filmfirma in einer Pressemittelung nun mit. Der Anruf von Nawalny sei an einem Samstag Nachmittag gekommen. Der Oppositionelle habe für Dreharbeiten Kapazitäten benötigt, um Kameradaten in der Postproduktion weiter zu verarbeiten. Zu dem Zeitpunkt der ersten Anfrage sei der Firma noch völlig unklar gewesen, um welches brisante Material es sich handeln könnte. »Alles klang sehr geheimnisvoll.«
Kurze Zeit habe sich dann jedoch herausgestellt: Es gehe um Alexej Nawalny, den prominenten russischen Oppositionellen, der sich zur damaligen Zeit im Schwarzwald aufhielt und ein großes Video vorbereite. Die Firma sagte zu, bei dem Video mitzuhelfen.
Das Studiomaterial sei dann größtenteils in den Black Forest Studios in Kirchzarten gedreht worden, zu dem Bewegte Bilder auch Kameraequipment beigesteuert habe. Von dort sei das Kameramaterial anschließend »zweimal täglich von Mitarbeitern oder einem Fahrer abgeholt und in Tübingen konsolidiert und für die Weiterverarbeitung bearbeitet und gesichert worden.« Sobald die Tübinger Firma diese Arbeit erledigt hatte, sendete sie das Material anschließend an Nawalny's Team wieder zurück, das das Vidoe final bearbeitete und editierte.
Das Tübinger Team »arbeitete dabei im Mehrschichtbetrieb fast rund um die Uhr«, teilte das Unternehmen mit. Alles habe unter strenger Geheimgehaltung stattgefunden. »Selbst bei Bewegte Bilder waren aus Sicherheitsgründen nicht alle Mitarbeiter eingeweiht.«
Bewegte-Bilder-Geschäftsführer durfte Nawalny selber treffen
Carsten Schuffert, Geschäftsführer bei Bewegte Bilder, bekam im Rahmen seiner Arbeit für das Video schließlich auch die Möglichkeit, Nawalny persönlich zu treffen: »Nawalny selbst konnte ich bei einem Teammittagessen im Schwarzwald als ausgeglichenen, humorvollen, und in sich ruhenden Menschen kennenlernen, der hochkonzentiert und immer freundlich agierte« berichtet er. »Ich bewundere, mit welchem Mut und welcher Leidenschaft er sein Anliegen vertritt. Auch deshalb haben wir gerne bei diesem außergewöhnlichen Projekt mitgemacht.«
Das inzwischen veröffentliche Video, das schwere Korruptionsvorwürfe gegen Wladimir Putin erhebt, wurde in den ersten 6 Tagen bereits mehr als 85 Millionen mal aufgerufen und 1,4 Millionen mal kommentiert. Mit »heiklen« Projekten hat man bei Bewegte Bilder Erfahrung. Schon der deutsche Oscar-Kandidat und Antifa-Film »Und morgen die ganze Welt«, dessen Bildpostproduktion in Tübingen stattfand , wurde unter großer Verschwiegenheit gefertigt, um die Dreharbeiten nicht zu gefährden.