NEHREN. Inmitten von Chaos und Zerstörung versuchen sie Menschen zu retten, Brände zu bekämpfen und Hilfe zu leisten: Die Feuerwehrkräfte der Gemeinden und Städte in der Ukraine. Bilder aus den Kriegsgebieten, die auch Nehrens Bürgermeister Egon Betz erschüttern. Zusammen mit seinem Feuerwehrkommandanten Florian Michels und der Freiwilligen-Truppe war man sich sofort einig: »Wir können und wollen helfen – mit einem Löschfahrzeug.« Auch der Gemeinderat stimmt der Spende zu.
Die Wehr verfügt über ein Tanklöschfahrzeug, das eigentlich ausgemustert worden, aber noch »top in Schuss« und voll funktionsfähig ist. »Aufgrund seines Alters von 33 Jahren hatten wir bereits 2018 ein Ersatzfahrzeug erhalten«, so Michels.
Pluspunkt Allradantrieb
Allerdings war das am 27.2.1989 in Betrieb gestellte TLF 8/18 nach wie vor in Betrieb. Es erfüllte lediglich nicht mehr die modernen Anforderungen, wie sie das Nachfolgemodell, ein größeres HLF 20 (Hilfeleistungs-Gruppenlöschfahrzeug) bietet. »Für ukrainische Verhältnisse ist unser Oldtimer allerdings ein modernes Fahrzeug«, so Michels. Es hat einen 18 000 Liter-Tank, ist allradbetrieben und für Geländeeinsätze konzipiert.
»Genau das richtige Fahrzeug für die sumpfige Gegend, wohin wir es gespendet haben«, so der Kommandant. Denn der Wagen geht in die stadtähnliche Gemeinde Schtschyrez, südwestlich von Lwiw, rund 1 420 Straßenkilometer von Nehren entfernt. »Die Wehr dort verfügt über Fahrzeuge der 1950er Jahre russischer Bauart.« Weil Feuerwehrangehörige in den Kriegsdienst müssen, Einsatzfahrzeuge an Brennpunkte verlegt wurden und neue Einheiten aufgebaut werden müssen, ist an Löschwagen ein dringender Bedarf.
»Eigentlich wollten wir das Fahrzeug privat verkaufen. Einen Verkaufswert von bis zu 15 000 Euro hatten wir uns erhofft«, so Betz. »Aber der Gedanke, dass das andernorts lebensrettende Löschfahrzeug hier irgendwo als Freizeit-Unimog genutzt wird, hat uns zur Spende bewogen.« Ein Kontakt kam mit der hessischen Stadt Gudensberg und deren Freiwilligen Feuerwehren zustande, die seit 2016 eine Partnerschaft mit Schtschyrez haben. Zwei Mal pro Woche rollen Hilfskonvois in die Ukraine. Großen Bedarf haben die Feuerwehrleute an Ausrüstungsgegenständen und Schutzkleidung. Weshalb die Nehrener ihr TLF vollpackten mit Jacken, Helmen, Schläuchen, Strahlrohren, Handlampen, einem Notstromaggregat und medizinischem Material.
Ein vierköpfiges Team, neben Michels auch Simon Pflumm, Tobias Stöcker und Kyron Weber, haben das Fahrzeug nach Hessen gebracht. Von Gudensberg aus wird es nach Klärung der Zollformalitäten direkt ins Krisengebiet gefahren. »Wir werden auf dem Laufenden gehalten, wie und wo unser altes TLF im Einsatz ist«, so Michels. (GEA)