NEHREN. In der jüngsten Nehrener Gemeinderatssitzung meldete sich Flavio Krahl zu Wort. Der Nehrener beklagte die Zunahme von Aufklebern, Tags und Graffiti aus der rechtsextremen Szene - und dass die Entfernung derselben zu lange dauern würde. Zuletzt habe er die Schmierereien auf dem Wasserspielplatz über den Online-Schadensmelder der Gemeinde gemeldet, woraufhin die Meldung als »erledigt« markiert worden sei - ohne dass sich auf dem Spielplatz etwas getan hätte. Am dortigen Klettergerüst wurde die Zahlenkombination »1161« angebracht, darunter das Kürzel »DJBW«. Codes, die nicht jedem direkt geläufig sein dürften: Die Zahlen stehen dabei für die jeweiligen Buchstaben des Alphabetes, die Abkürzung demnach für »Anti-Antifaschistische Aktion«. Unter dem zweiten Kürzel verbirgt sich die »Deutsche Jugend Baden-Württemberg«, die unter anderem in sozialen Medien für »Remigration«, den »Schutz der Bevölkerung« und die »Wahrung der Meinungsfreiheit« wirbt sowie jede Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine ablehnt. Dort wird auch zu Demonstrationen in Reutlingen und Karlsruhe im April aufgerufen. Auf Aufklebern wurden zudem homophobe Äußerungen sichtbar.
Unabhängig von der Meinungsfreiheit: Auf Spielplätzen haben derlei Schmierereien nichts zu suchen, auch wenn die meisten Besucher mit den Codes nicht viel anfangen können. »Das gehört garnicht in den öffentlichen Raum«, befand Bürgermeister Egon Betz, nachdem zuvor auch einige Gemeinderäte eine Häufung derlei Aufkleber, insbesondere am Bahnhof, moniert hatten. »Ich werde mit dem Bauhof reden«, versprach Betz. Entweder würden die Graffiti rausgeschliffen oder übermalt. Die Markierung als »erledigt« beim Online-Schadensmelder sei missverständlich: Sie werde wohl automatisch gesendet, sobald die Schadensmeldung intern an den Bauhof weitergeleitet wurde.
Polizei sieht keinen Schwerpunkt
Beim Polizeipräsidium Reutlingen ist indes Nehren nicht als Schwerpunkt rechter Umtriebe aufgefallen, wie Martin Raff von der Pressestelle der Polizei gegenüber dem GEA mitteilt. Zuletzt habe es im Herbst vergangenen Jahres Anzeigen aus der Gemeinde gegeben, woraufhin die Polizeibeamten entsprechende Kleber auf strafrechtliche Relevanz prüften. Raff rief dazu auf, entsprechende Taten und Täter beim Polizeiposten in Gomaringen, beim Polizeirevier Tübingen oder über die Online-Wache der Polizei zu melden. (GEA)