TÜBINGEN. »Die Händler waren vor allem glücklich, dass man in die Normalität zurückkommt«, resümiert Christina Wolf von der Geschäftsstellenleitung des Tübinger Handels- und Gewerbevereins (HGV) die erste Woche der Wiedereröffnung der Geschäfte. Die ersten Tage seien insofern aufregend gewesen, als man noch nicht wusste, wie sich die Richtlinien in Bezug auf Masken, Desinfektionsmittel und Abstandsregeln praktisch umsetzen lassen. Einige ältere Geschäftsleute waren noch unsicher wegen des Eigenschutzes und sind froh über die Maskenpflicht ab kommender Woche.
Besonders viel war in den Bekleidungsgeschäften los, bilanziert Wolf die Rückmeldungen. Insgesamt seien am Montag und Dienstag mehr Menschen unterwegs gewesen als Mittwoch und Donnerstag. In den ersten beiden Tagen wollten viele wieder in ihrem Lieblingsgeschäft einkaufen. Auch aus Solidarität dem Geschäft gegenüber, weiß Wolf.
Sowohl Vlies- als auch Baumwollmasken hat der HGV für seine Mitglieder zum Selbstkostenpreis besorgt. Nächste Woche soll es eine weitere Lieferung geben. Als Bestand für die Kunden, die noch keinen Mund-Nasen-Schutz haben. Vor allem die Sparkasse und die Bäckerei Gehr haben große Mengen an Vliesmasken bestellt. Wie die Händler mit dem bestellten Mund-Nasen-Schutz umgehen, lösen sie individuell: Einige, darunter vor allem Läden, die auf Nachhaltigkeit setzen, wollen ihre Baumwollmasken an die Kunden verleihen, reinigen lassen und wieder zur Verfügung stellen, andere verschenken oder verkaufen sie.
Wie viel Desinfektionsmittel jedes einzelne Geschäft braucht, wird sich im Laufe der Zeit herausstellen. Die Kunden müssen sich auch erst an den Gebrauch gewöhnen, sagt Wolf. Von einer Ladeninhaberin habe sie gehört, dass die Kunden ins Geschäft kommen, alles anfassen und sich erst beim Gehen die Hände mit dem an Eingang bereitstehenden Mittel desinfizieren.
In Bezug auf die Abstandsregeln mussten die einzelnen Geschäfte ihre Flächen in Kunden umrechnen und darauf achten, dass nur eine bestimmte Anzahl an Personen sich gleichzeitig in ihren Läden aufhält. Und nicht alle können getrennte Ein- und Ausgänge anbieten, weiß Wolf. Da ist Improvisation gefragt. Ebenso wie beim Spuckschutz.
Die Online-Verkaufs-Plattform tueshop.de, die der HGV für die Zeit des Shutdowns mit initiiert und ohnehin einzurichten geplant hatte, bleibt weiter bestehen. »Die ist jeden Tag besser angenommen worden«, sagt Wolf. Inzwischen sind 45 Läden daran beteiligt, 25 Gastronome und zehn Dienstleister. Man habe mit einem Fahrzeug zur Auslieferung der bestellten Ware angefangen und brauchte um Ostern herum zwei. Als Fahrer hatten sich unter anderen Auszubildende der VR-Bank zur Verfügung gestellt. »Durch die Krise kamen Kooperationen zustande, die wir so nicht auf dem Schirm hatten«, stellt Wolf erfreut fest. (GEA)