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Aktuell Verkehr

Ab Montag wird die Ammertalbahn elektrisch

Die elektrifizierte Strecke Herrenberg/Bad Urach wird in Betrieb genommen. Im Stundentakt nach Urach

Die Elektrifizierung der Ammertal- und Ermstalbahn ist abgeschlossen. Am Montag fahren die ersten Züge. Sie treffen Samstagnacht
Die Elektrifizierung der Ammertalbahn ist längst vollzogen. Doch für sechs Wochen fahren auf der Strecke keine Züge, weil der Strom abgestellt wird. Dieselfahrzeuge hat die Bahn nach eigenen Angaben nicht genügend. Foto: Norbert Leister
Die Elektrifizierung der Ammertalbahn ist längst vollzogen. Doch für sechs Wochen fahren auf der Strecke keine Züge, weil der Strom abgestellt wird. Dieselfahrzeuge hat die Bahn nach eigenen Angaben nicht genügend.
Foto: Norbert Leister

TÜBINGEN/BAD URACH. Die Ammertalbahn zwischen Herrenberg und Tübingen fährt wieder. Allerdings mit gewissen Anlaufschwierigkeiten (wir berichteten). Die Fahrgäste hat es geärgert, für Daniel Scherer von der DB Regio AG war es ein Probelauf. »Wir haben hier und da dazugelernt«, sagte der Projektleiter gestern Zweckverband Ammertalbahn. Das ist auch wichtig, denn ab Sonntag wird das Netz 18, die Strecke zwischen Herrenberg und Bad Urach in Betrieb genommen. Die ersten elektrischen Züge werden am Montag auf die Gleise gesetzt.

»Der Stau in Unterjesingen ist die beste Werbung für die Bahn«

Bisher sind die Züge der Fuggerbahn rund um Augsburg eingesetzt. Am Samstag werden die ersten Wagen in den Tübinger Hauptbahnhof geschafft. Dort stehen sie dann ab 22 Uhr, berichtete Scherer. Sie müssen erst gereinigt werden, bevor die ersten drei am Montag in Betrieb gehen können. Am Dienstag und Mittwoch werde die Anzahl auf fünf Züge erhöht, bis Donnerstag, 15. Dezember, sollen dann alle sieben Züge im Einsatz sein. Das Konzept sei ambitioniert, sagte Scherer. Ursprünglich waren alle sieben Züge erst zu Schulbeginn im Januar geplant. Jetzt geht es also deutlich schneller. Dafür werde es aber nicht möglich sein, alle Aufkleber bis Montag zu entfernen, so Scherer. Ein Detail, mit dem Landrat Joachim Walter gut leben kann: »Wenn der Betrieb läuft, kann der Zug noch ein Jahr lang in blau-weiß fahren.«

»Wir sind guter Dinge, dass wir einen guten Start hinlegen«, sagte Scherer. Allerdings könne es durchaus noch an der ein oder anderen Stelle haken, gibt der Projektleiter zu. 40 Lokführer wurden auf dem neuen Zug geschult. Sie mussten dafür nach Bayern fahren. Bei einigen liegt die Schulung schon ein paar Monate zurück. Üben konnten sie mit dem neuen Zug nicht. Der fährt schließlich elektrisch. Die Voraussetzungen dafür wurden gerade erst geschaffen.

Ein Fahrzeug wird ab Montag nach Hagen überführt. Dort wird es mit neuen Sitzpolstern versehen. Es bekommt WLAN, Videoüberwachung und ein GPS-Ortungssystem. Dieser Musterumbau soll bis März abgeschlossen sein. Sobald der die Zulassung bekommt, werden alle anderen Züge ebenfalls umgebaut. Auch eine Reserve ist eingeplant, bestätigt Scherer auf Nachfrage. Ein Zug ist jederzeit startklar, ein weiterer steht in »kalter Reserve«.

Die Umstellung der Züge klappt schneller als ursprünglich geplant. An anderen Stellen gibt es dagegen deutliche Verzögerungen. Das elektronische Stellwerk in Metzingen ist nicht fertig geworden (wir berichteten). Dadurch verzögert sich der geplante Halbstundentakt nach Bad Urach wohl um ein Jahr. Der Zug fährt nur stündlich, dazwischen wird ein Bus zwischen Metzingen und Urach eingesetzt. Ebenfalls um ein Jahr verzögert sich die Inbetriebnahme der Haltestellen am Tübinger Güterbahnhof und den Neckarauen. Auch das liegt an Stellwerksumbauten, die aufgrund von Lieferproblemen nicht rechtzeitig fertig werden.

Stellwerksprobleme waren es auch, die der Ammertalbahn vergangene Woche zu schaffen gemacht haben. Die sind jetzt behoben, sagte Sarah Wüstenhöfer vom Zweckverband Ammertalbahn. Den Start habe sie sich auch etwas anders vorgestellt, gab sie unumwunden zu. Die zuständige Firma werde noch mal einbestellt. »Dass wir da was einbehalten, ist sicher«, antwortete sie auf die Frage, ob die Firma Schadensersatz zahlen muss.

Entschädigungen für die Fahrgäste sind dagegen nicht vorgesehen. Abo-Kunden wurden allerdings angeschrieben und mit Müsliriegel als »Nervennahrung« ausgestattet. Auch habe man in den Zügen Nikoläuse verteilt. Besondere Werbeaktionen, um die Fahrgäste wieder zurückzugewinnen, sind nicht geplant. Die größte Werbeaktion für die Ammertalbahn sei der tägliche Autostau in Unterjesingen, sagte Wüstenhöfer. Außerdem setzt sie auf den künftigen möglichst reibungslosen Betrieb: »Wenn ich ein zuverlässiges Angebot habe, wird es auch angenommen.«

Das müsse das Ziel sein, bestätigte Walter. Der Landrat ist nun vorsichtig. Einen reibungslosen Betrieb werde er künftig erst ankündigen, wenn der Zug drei Monate fahre. (iwa)