STUTTGART/REUTLINGEN. Nach einem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz und einer entsprechenden Stellungnahme der Ständigen Impfkommission (Stiko) passt Baden-Württemberg seine Impf-Empfehlungen an, teilte das Gesundheitsministerium mit. So können etwa Personen, die eine Corona-Schutzimpfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten haben, ab vier Wochen nach der verabreichten ersten Impfung eine Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer oder Moderna bekommen. Dadurch soll der Impfschutz verbessert werden.
Zur Begründung verwies die Stiko am vergangenen Freitag auf sogenannte Impfdurchbrüche: Im Verhältnis zur Zahl der verabreichten Dosen würden in Deutschland die meisten dieser Ansteckungen bei Geimpften mit Johnson & Johnson verzeichnet. Die Wirksamkeit gegen die hierzulande vorherrschende Delta-Variante sei im Unterschied zu den anderen Corona-Impfstoffen vergleichsweise gering, hieß es. Die Stiko spricht letztlich von ungenügendem Impfschutz. Beim Impfstoff von Johnson & Johnson galt bislang eine Dosis als ausreichend für den vollen Impfschutz, während bei den anderen zugelassenen Impfstoffen zunächst zwei Spritzen verabreicht werden.
In Baden-Württemberg wurden (Stand 13. Oktober) 418.598 Menschen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft. Seit dem 1. Februar 2021 registrierte das Landesgesundheitsamt 14.943 Fälle (Stand 8. Oktober) »mögliche Impfdurchbrüche«, wie die Behörde auf GEA-Anfrage mitteilte. Hierunter seien 2.291 Fälle. Im Kreis Reutlingen gab es laut Landratsamt bislang insgesamt 300 Impfdurchbrüche. Davon waren 51 Personen mit Johnson & Johnson geimpft. Dazu, wie viele Menschen im Kreis Reutlingen eine Impfung mit Johnson & Johnson erhalten haben, machte das Landratsamt keine Angaben. Bei der Abschlusspressekonferenz des Kreisimpfzentrums am 2. Oktober war nur die Rede davon, dass von den 126.835 Impfungen, überwiegend Biontech verabreicht worden ist.
Grippe und Corona-Impfung zeitgleich möglich
Das Landesgesundheitsministerium teilte darüber hinaus mit, dass eine Impfung gegen das Coronavirus und gegen Grippe nun zeitgleich vorgenommen werden könne. Auch Kinder ab zwölf Jahren mit einer sogenannten schweren Immundefizienz, also einer Störung des Immunsystems, können ab sofort nach der vierten Woche nach Verabreichung der zweiten Impfstoffdosis eine dritte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten. Bei dieser Gruppe bestehe die Möglichkeit einer fehlenden Immunantwort und damit trotz verabreichter Impfungen kein ausreichender Schutz gegen Covid-19.
Daneben können sich in Baden-Württemberg bei individuellem Wunsch, nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung und ärztlicher Aufklärung auch weiterhin Menschen ab 60 Jahren ein drittes Mal gegen das Coronavirus impfen lassen. Hier sollte die Zweitimpfung jedoch mindestens sechs Monate zurückliegen. (pm/GEA)